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Der Tempel Chishakuin im Südosten von Kyoto liegt nicht weit entfernt vom Besuchermagneten Sanjusangendo-Tempel und dem Kyoto National Museum. Aber scheinbar doch noch entfernt genug und so unauffällig, dass er vom Besucherstrom weitestgehend ignoriert wird. Noch. Wer den Chishakuin aber ignoriert, verpasst einiges. Hier befindet sich ein wunderschöner Garten und eine beeindruckende Sammlung von bemalten Fusuma. Außerdem ist der Tempel ideal für alle, die etwas Ruhe und Entspannung suchen.
Geschichte Chishakuin
Für einen Tempel hat der Chishakuin einen weiten Weg zurückgelegt. Ursprünglich wurde Chishakuin als Subtempel des Daidenpoin-Tempels* auf dem Berg Koyasan vom Shingon-Priester Kakuban Jahr 1130 errichtet. Kakuban galt als ausgesprochen intelligent. Sein Werdegang zum Priester begann im Tempel Ninnaji in Kyoto und er wurde bereits im Alter von 20 Jahren im Tempel Todaiji in Nara ordiniert.
*大伝法院 – auch: Negoroji 根来寺
Dank guter Beziehungen in Kyoto wurde Kakuban zum religiösen Oberhaupt des Koyasan ernannt. Dort errichtete Kakuban im Jahr 1130 den Tempel Daidenpoin mit dem Subtempel Chishakuin. Seine Ernennung zum Oberhaupt führte aber zu Streitigkeiten mit den Mönchen des Tempels Kongobuji. Bevor Nach etlichen Konflikten verließ Kakuban und seine Schüler den Koyasan und zog auf den etwa 25km entfernten Berg Negorosan. Dort etablierte sich später die neue buddhistische Schule Shingi-Shingon.
Wegen der starken Militarisierung der Mönche kam es im Jahr 1585 es allerdings zur Konfrontation mit dem Feldherrn Toyotomi Hideyoshi, der diese Entwicklung als Bedrohung für seine angestrebte Reichseinigung betrachtete. Während der Belagerung wurde der gesamte Berg Negorosan mit seinen Tempeln niedergebrannt wurde, darunter auch der Chishakuin. Man geht davon aus, dass bei dem Brand etwa 2000 Gebäude niederbrannten, ein Großteil davon Tempel und Schreine. Vor der Belagerung flüchtete der damalige Abt des Chishakuin, Genyu, zum Koyasan, wo er die Lehren des Shingi-Shingon bewahrte. Sein Wunsch nach Wiedererrichtung des Chishakuin erfüllte sich aber erst im Jahr 1601, als er Tokugawa Ieyasu ein Stück Land nahe des Toyokuni-Schreins in Kyoto erhielt und dort den Chishakuin wieder aufbaute.
Eingangsbereich
Die erste Hürde für viele Besucher – aber auch aus eigener Erfahrung – scheint es zu sein, den Haupteingang zu finden. Dieser befindet sich nicht in einer Nebenstraße, sondern direkt an der Hauptstraße auf der Westseite des Tempelgeländes. Dort findet man dann folgendes Tor vor:
Und hier steht auch gleich die erste Entscheidung an: geht man durch das Tor geradeaus weiter, kommt man zur großen Haupthalle. Dieser Bereich ist frei zugänglich und besteht hauptsächlich aus der gerade erwähnten Haupthalle mit einem langgezogen Weg zuvor. Hier findet man auch tolles flauschiges Moos! Sugikoke-Moos, wer es genau wissen möchte.
In der Haupthalle kann man dann auch mal wieder sehr gut sehen, wie sehr die buddhistische Religion im Glitzerranking mithalten kann – würde es so ein Ranking denn geben.
Innenbereich mit Garten
Wählt man am Eingangstor den Weg nach links, kommt man zu einer kleinen Hütte, an der man Wegzoll entrichten muss, möchte man den Weg weiter folgen. Auch hier gibt es wieder eine Entscheidung: direkt die Rampe hoch zum Shuzoko-Lager, oder durch das Tor Richtung Meisho-Garten und Lehrhalle.
Ausstellung im Shuzoko
Im Lager (収蔵庫 shūzōko) werden Wandgemälde und Gemälde auf Schiebetüren ausgestellt, die während der Momoyama-Zeit (1573-1603) mit Blattgold gemalt wurden und heute als Nationalschätze deklariert sind. Fotografieren verboten.
Der Garten Meisho
Danach geht es weiter durch das kleinere Tempeltor. Zunächst geht es an dem großen Gebäude vorbei direkt Richtung Garten – ein meishō teien* – und nach einer Gegend um den Berg Lushan in China gestaltet wurde. Meisho ist auch das japanische Wort für “Ort von landschaftlicher Schönheit”.
*名勝庭園 meishō teien – “Garten von besonderer landschaftlicher Schönheit”
Nun geht es ins Gebäude, zuvor zieht man sich aber die Schuhe aus. Man kommt dann direkt zum Raum vor dem Garten, der mit Tatami ausgelegt ist und hervorragend dazu geeignet ist, eine Pause einzulegen – gerne auch länger. Die Zeit braucht man sowieso, um den Garten mit seinen zahlreichen Details zu genießen.
Laut einem Priester kommt es recht häufig vor, dass Reiher vom nahe gelegenen Kamogawa-Fluss zum Chishakuin kommen. Im trüben Wasser waren kaum Fische auszumachen, dafür waren aber die Schildkröte besser zu sehen – wenn auch nicht viel leichter.
Hat man sich ausreichend entspannt und den Garten auf sich wirken lassen, wird man auf einem Rundgang in Richtung Lehrhalle gelotst. Vorbei geht es u.a. an einem Karesansui-Garten.
Ausstellung in der Lehrhalle
In der Lehrhalle des Chishakuin werden weitere, ebenso beeindruckende bemalte Fusuma vom Maler Hasegawa Tohaku ausgestellt.
Video: die Schildkröte im Teich
Den Garten wird in den letzten 20 Sekunden des Videos gezeigt. Der Fokus liegt definitiv auf der Schildkröte.
Jakyo-Bewertung
JAKYO
4.4
von 5
Chishakuin-Tempel
Tempelanlage, deren Besuch sich vor allem im Sommer lohnt. Und nebenbei aufgrund seiner abseitigen Lage (absolut unberechtigt) nur wenig besucht ist.
Perfekt zum Entspannen, da in der Regel nur wenige Besucher
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Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: chishakuin 語智積院
Formeller Name: iobusan negoroji chishakuin 語五百佛山 根来寺 智積院
Bergname: iobusan 語五百佛山
Weitere
根来寺 Negoroji
Öffnungszeiten & Eintritt
Täglich, 09:00 bis 16:00 Uhr