Inhalt
In Japan eröffnet sich dem Entdecker eine riesige Welt an vielfältigen Grüntees, die sich allesamt in Form, Farbe, Eigenschaften und in der Zubereitung unterscheiden. Wie man trotz dieser Vielfalt nun durch richtige Menge, Temperatur und Ziehzeit einen wohlschmeckenden Grüntee in die Tasse bekommt, mehr über diese kleine Kunst auf Jakyo.
Erfahrene Teezubereiter können sich gleich in die Parameter stürzen, während Anfänger eher bei den Zubereitungshinweisen am Ende der Seite anfangen sollten.
JAKYO Teenavigation
Japanischer Tee im Überblick: Kultur, Unterschiede und Anbau
※ Zubereitung: Matcha | Zubereitung: Bancha, Sencha, Gyokuro | Kalte Zubereitung: Reicha
※ Herstellung: Matcha / Gyokuro | Herstellung: Sencha / Bancha
※ Teeläden in Kyoto, Uji und Umgebung | Japanischen Grüntee in Deutschland kaufen
Übersicht: Parameter zur Zubereitung von Grüntees
Viele Teehersteller schreiben direkt auf die Teeverpackung die von ihnen empfohlenen Zubereitungsparameter, die man immer zuerst probieren sollte. Ist dies nicht der Fall oder möchte man alternative Parameter ausprobieren, dann kann man sich hier an diesen generellen Parametern orientieren. Die Angaben basieren auf Empfehlungen von Teeherstellern und auch persönliche Erfahrungen.
Zubereitung Gyokuro
玉露の入れ方
Gyokuro ist der empfindlichste Tee, den Japan zu bieten hat und wird in kleiner Menge bei niedriger Temperatur, aber langer Ziehzeit zubereitet.
Blattmenge (g) | Wassermenge (ml) | Temperatur (°C) | Ziehzeit | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Gyokuro (hochwertig) | 10 | 60 | 50 | 2m30s (150s) |
||||
Gyokuro (normal) | 10 | 60 | 60 | 2m00s (120s) |
||||
Gyokuro (Kaltaufguß) | 10 | 80 | kalt | über 30 Minuten | ||||
Weitere Aufgüße direkt ohne Ziehzeit ausschenken |
Auf die Spitze treiben kann man die Gyokuro-Zubereitung auch dadurch, statt Wasser Eiswürfel zu nehmen. Das Schmelzen der Eiswürfel dauert zwar ziemlich lange, dafür hat man aber eine sehr starke Umami-Konzentration im Aufguß.
Zubereitung Kabusecha
かぶせ茶の入れ方
Kabusecha kann man zwischen Sencha und Gyokuro ansiedeln, daher kann man bei der Zubereitung den Geschmack eher in Richtung süßlich lenken, aber auch ein eher bitterer Aufguß ist möglich.
Blattmenge (g) | Wassermenge (ml) | Temperatur (°C) | Ziehzeit | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Süßlich | 8-10 | 200 | 60 | 1m30s-2m00s (90-120 Sekunden) |
||||
Bitterer | 8-10 | 200 | 80 | 40-60 Sekunden | ||||
Alternativ: 2. Aufguß und weitere direkt ohne Ziehzeit ausschenken |
Zubereitung Sencha
煎茶の入れ方
Sencha, der Allrounder unter den Japantees. Innerhalb dieser Teegattung gibt es sehr große Qualitätsunterschiede, daher gibt es zwei Empfehlungen, wie man Sencha zubereiten kann.
Sencha (Hochwertig) | Blattmenge (g) | Wassermenge (ml) | Temperatur (°C) | Ziehzeit | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1. Aufguß | 8-10 | 200 | 70 | 40-60 Sekunden | ||||
2. Auguß | 80 | 10 Sekunden | ||||||
3. Aufguß | 80 | 20 Sekunden | ||||||
Alternativ: 2. Aufguß und weitere direkt ohne Ziehzeit ausschenken |
Sencha (normal) | Blattmenge (g) | Wassermenge (ml) | Temperatur (°C) | Ziehzeit | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
8 | 200 | 90 | 20-30 Sekunden | |||||
Weitere Aufgüße direkt ohne Ziehzeit ausschenken |
Zubereitung Bancha, Hojicha und Genmaicha
番茶・焙じ茶・玄米茶の入れ方
Bancha (auch Yanagi genannt), Hojicha und Genmaicha sind die rustikaleren Japantees, bei denen man nur wenig falsch machen kann. Gerade Hojicha ist wegen seines geringen Koffeeingehalts ein beliebter Tee bei Jung und Alt, aber auch in den Abendstunden. Hojicha kann man auch in größeren Mengen zubereiten. Faustregel: ein gehäufter Teelöffel pro Tasse. Man kann aber auch weniger nehmen, dann wird er langsamer bitter.
Blattmenge (g) | Wassermenge (ml) | Temperatur (°C) | Ziehzeit | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Bancha / Yanagi | 8 | 200 | 90 | 20-30 Sekunden | ||||
Genmaicha | 10 | 250 | 100 | 30 Sekunden | ||||
*Hojicha (hochwertig) | 10-12 | 300 | 100 | 30-40 Sekunden | ||||
Hojicha (normal) | 10 | 300 | 100 | 15-30 Sekunden | ||||
Weitere Aufgüße direkt ohne Ziehzeit ausschenken |
*Beispiel: handverlesener Hojicha von Ryuoen
Zubereitung Demono: Kukicha, Konacha und Mecha
出物。茎茶・粉茶・芽茶の入れ方
Blattmenge (g) | Wassermenge (ml) | Temperatur (°C) | Ziehzeit | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Kuki’cha (Stängel) |
8 | 200 | 90 | 20-30 Sekunden | ||||
Kona’cha (Flocken) |
6 | 300 | >90 | keine | ||||
Me’cha (Knospen) |
||||||||
Weitere Aufgüße direkt ohne Ziehzeit ausschenken |
Über die Zubereitung von Grüntee
Video: Zubereitung von Grüntee in einer Kyusu
Über die Zubereitung mit einer Kyusu
Kyusu sind kleine Teekännchen und bestehen meist aus Ton. Die Zubereitung mit einer Kyusu gehört zu den besten Methoden, um Blättertee zuzubereiten. Da die Blätter nicht durch ein Sieb oder Teebeutel eingeschränkt werden, können sie sich frei entfalten und so sehr gut ihre Inhaltsstoffe abgeben.
Ein unscheinbarer Vorteil einer Kyusu (und allgemein Teekannen) ist, dass die Kyusu indirekt als zusätzliches Abkühlgefäß (yuzamashi 湯冷まし) den Aufguß weiter herabkühlt, sodass man seinen Tee schneller genießen kann.
Um den besten Geschmack zu erzielen, werden im Senchado (Teezeremonie mit Blättertee 煎茶道) sehr kleine Kyusu verwendet mit etwa 150ml bis 300ml. Die meisten Kyusu entsprechen dieser Größe. Da die zubereitete Menge Tee dann sehr klein ausfällt, ist der Tee ziemlich schnell ausgetrunken. Für den Alltag empfehle ich daher eine Kyusu ab 350ml – was etwa einer normalen Tasse entspricht.
Die Kyusu aus dem Bild kann man sich auf www.japan-shop-morita.de bestellen und fasst 400ml (perfekt für die Tasse daneben!) – eine gute ein günstige Kyusu für den Einstieg.
PS: Kyusu ohne Griff nennt man Hohin (宝瓶).
Zubereitung mit Sieb
Bei der Zubereitung mit einem Sieb sollte man darauf achten, dass das Sieb soweit wie möglich dem Volumen und Form der Tasse entspricht, damit sich die Teeblätter frei entfalten können. Von kleinen Sieben bzw. Tee-Eiern (die generell zu klein sind) rate ich daher ab, besonders bei sehr hochwertigen Tees.
Zubereitung mit Teebeutel
Für die Zubereitung mit einem Teebeutel ist es empfehlenswert, etwas mehr Teeblätter zu verwenden und den Tee etwas länger ziehen zu lassen. Was soll man sonst noch dazu sagen? Bitte nicht direkt mit den Fingern den Teebeutel aus dem heißen Tee fischen! Ich empfehle Stäbchen – praktisch und ästhetisch.
Zubereitung von kalten Grüntee
Traditionell wird Tee heiß zubereitet. Was macht man nun aber im heißen Sommer? Es ist absolut verständlich wenn man seinen Tee bei heißen Temperaturen nicht heiß trinken möchte. Zum Glück gibt es vielfältige Abhilfe. Kalter Grüntee ist das ideale Sommergetränk, da er sehr günstig im Preis ist und trotz süßlichen Geschmack keinen Zucker enthält.
Spezieller Tee und Zubereitungsmethode: Mizudashi
Oft trifft man im Sortiment von Teehändlern auf Tees, die mit dem Zusatz Mizudashi 「水出し」 versehen sind. Das sind spezielle, oft sehr günstige Teevarianten, deren Geschmack sich auch gut im kalten Wasser entfaltet und auch schneller als bei normalen Teevarianten. Da es sich dabei um keinen hochpreisigen Tee handelt, werden Mizudashi oft als Teebeutel angeboten.
Mizudashi ist aber auch gleichzeitig der Name der Zubereitungsmethode, bei der man nicht viel falsch machen kann: den Tee einfach in kaltes oder zimmertemperiertes Wasser legen, ab in den Kühlschrank damit und auf die gewünschte grüne Farbe warten. Bei der Ziehzeit sollte man nur nicht zu ungeduldig sein, da der Geschmack etwas länger braucht, um sich zu entfalten. Die Länge der Ziehzeit dagegen ist ziemlich egal, solange der Tee nicht tagelang herumsteht.
Die Zubereitung von Reicha gegen die Sommerhitze mit der Mizudashi-Methode wird hier im Detail erklärt:
Lese auf JAKYO:
Reicha: japanischen Grüntee kalt zubereiten - erfrischend und zuckerfrei gegen die Sommerhitze!
Zuckerfrei und erfrischend gegen die brütende Sommerhitze, das ist mit kalten japanischen Grüntee (Reicha) geschmackvoll möglich!
Häufig sieht man noch die Auszeichnung matcha iri 「抹茶入」 bei Mizudashi. Das bedeutet, dass eine kleine Menge Matcha beigefügt wurde, oft für ein intensiveres Grün oder zur Abrundung des Geschmacks.
Spezieller Tee: “Green Tea”
Wenn es sehr schnell gehen soll, gibt es auch Varianten, die nur aus gemahlenen Grüntee bestehen, wobei es sich hier nicht automatisch um Matcha handeln muss. Einfach ins Wasser mischen und fertig ist der Tee. Warum nun in der Überschrift der englische Begriff in Anführungszeichen steht hat zu Grunde, dass dieser in der japanischen Sprache einen Eigenbegriff darstellt, der mit Katakana geschrieben wird: 「グリーンティー」 gurīn tī. Bei “Green Tea” handelt es sich oft um zu Pulver gemahlenen Bancha oder Sencha.
Zubereitung: mit Eiswürfeln in Kyusu
Wer den puren Umamigeschmack erleben möchte – und noch dazu kalt, wenn das Thermometer mal wieder über 30° Celsius anzeigt – kann teuren Sencha oder Gyokuro mit Eiswürfeln aufgießen. Dazu einfach die gewohnte Menge Teeblätter in eine Kyusu füllen und anschließend mit Eiswürfeln füllen. Sobald die Eiswürfel geschmolzen sind, kann man ein völlig neues Geschmackserlebnis erkunden. Durch den kalten Aufguss lösen sich nämlich hauptsächlich die Stoffe für den Umamigeschmack. Die herberen Stoffe und das Teein lösen sich nur bei wärmeren Wassertemperaturen.
Hinweise zur Zubereitung von Grüntee
Spezielles zur Zubereitung von Grüntee bzw. Blättertees
Die hier vorgestellen Methoden folgen dem Grundsatz, dass man kleine Aufgüße macht bzw. nur soviel, wie man relativ schnell trinken kann – also nicht mehr als eine Tasse. Mehr sollte man bei höherwertigen Tees nicht zubereiten, dafür kann man aber eigentlich immer zwei oder mehr Aufgüße mit denselben Blättern zubereiten. Bei Grüntees geringerer Qualität (Bancha) kann man gerne mal eine Kanne voll machen, bei Hojicha (siehe Bancha) empfehle ich das sogar.
Da höherwertige Tees meist eine Temperatur zwischen 60°C und 80°C benötigen (je höher die Qualität, desto eher Richtung 60°C) und das Wasser direkt auf die Teeblätter trifft (Ausnahme Teebeutel), sollte man das kochende Wasser entweder kurz stehen lassen oder ein Zwischengefäß benutzen. Ein Zwischengefäß kühlt das heiße Wasser schon auf etwa 80° ab.
Von der Menge her sollte man etwa einen gehäuften Teelöffel nehmen, es kann aber auch gerne mehr sein. In Japan kann man häufiger Teelöffel sehen, die nur aus einem polierten Stück Rinde bestehen und so die Teezubereitung etwas natureller macht. Und wir wissen ja, Japaner achten sehr auf Ästhetik, wenn es um ihre traditionellen Künste geht.
Blättertee sollte man beim Aufgießen nicht schütteln. Das sorgt nur dafür, dass vermehrt die Stoffe in den Tee gelangen, die den Tee bitterer machen.
Allgemeines zur Teezubereitung
Je hochwertiger der Tee, desto kniffliger ist die Zubereitung. Es entscheidet aber nicht allein die Qualität des Tees, ob am Ende ein wohlschmeckender Tee in der Tasse landet oder nur ein leidlich genießbarer Tee, sondern auch viele kleine Details in der Vorbereitung. In den Weiten des Internets stolpert man über viele Hinweise zur Teezubereitung, oft voneinander abgeschrieben, ohne sich Gedanken darüber gemacht zu haben.
Hartes und weiches Wasser – Grundlegend: Hartes Wasser ist Gift für den Teegeschmack. In Deutschland ist hartes Wasser sehr verbreitet und oft merkt man es an einer Mineralschicht auf dem Tee. Abhilfe kann ein Wasserfilter schaffen oder wenn man jemanden kennt, aus dessen Wasserhahn weiches Wasser kommt (welches dann dem Wasserfilter vorzuziehen ist). Kommt aus dem Leitungshahn hartes Wasser, sollte man auf jeden Fall einen Wasserfilter verwenden – allein schon, um Kalkablagerungen zu mindern.
Bisher sind mir zwei Wasserfilter bekannt: Wasserfilter von Brita und Wasserfächer von Bellima. Eine Empfehlung für eines der Systeme kann ich leider noch nicht aussprechen.
Zu Brita:
- Man bekommt schnell auch kaltes, gefiltertes Wasser
- Es wird Silber verwendet, was u. U. ins Wasser kommen kann.
Zu Bellima:
- Bei Nutzung im kalten Wasser etwas aufwendiger.
- Auch unterwegs leicht nutzbar.
- Jeder Fächer wird nur einmal verwendet pro Vorgang verwendet, d.h. keine Keimbildung und somit auch kein Silber notwendig.
Wassertemperatur – Die Wassertemperatur ist enorm wichtig für die Zubereitung. Es wird oft unterschätzt, wie sehr sich das Wasser abkühlt, wenn man das abgekochte Wasser in ein anderes Gefäß umgießt. Gerade im Winter, wenn das Geschirr nicht vorgewärmt wurde, kann es dabei zu Abkühlungen von bis zu 20°C kommen. Daher sollte man im Winter das Geschirr kurz mit heißen Wasser vorwärmen.
Luft im Wasser – Ein Aspekt, der fragwürdig ist. Konsens ist meist, dass Teewasser Luft braucht. Luft entweicht vor allem dann, wenn es zu lange kocht. Man sollte daher den Wasserkocher abschalten, wenn das Wasser anfängt zu kochen.
Chlor im Wasser – Ein Problem, dass in Deutschland zum Glück ein kaum vorhandenes Problem ist. Chlor im Wasser vermiest den Teegeschmack. Gerade in Japan ist Chlor im Leitungswasser ein Problem. Ist das eigene Leitungswasser chlorhaltig, sollte man das kochende Wasser etwa zwei bis fünf Minuten offen stehen lassen, damit sich der Chlorgeruch vollständig verabschieden kann.
Abtropfen lassen – Bei Mehrfachaufgüßen sollte man darauf achten, den Tee so gut wie möglich abtropfen zu lassen, damit die Teeblätter nicht weiter ihre Inhaltsstoffe in die Restmenge Wasser abgeben. Oft eine Geduldsprobe, aber es lohnt sich, denn man sagt, die Essenz steckt vor allem in den letzten Tropfen.
Teebeutel – Ewiger Zankapfel Teebeutel: Viele sagen, Teebeutel zu benutzen wäre kein wahrer Teegenuß oder gar eine Verspottung dessen. Das Image des Teebeutels ist schlecht. Oftmals liegt das aber am Inhalt, denn in Supermärkten kann man bei 50g Tee für zwei Euro einfach keine gute Qualität erwarten. Wer selber Teebeutel befüllen möchte, der hat bei Japantees eine große Auswahl an passenden Teesorten. Lediglich bei Matcha, Gyokuro und hochwertiger Sencha und Kabusecha sollte man keine Teebeutel verwenden. Bei Hojicha zum Beispiel ist das quasi schon die Norm. Man kann dann direkt in der Tasse aufbrühen und es muss weniger geputzt werden. Man muss nur wissen, was zueinander passt, dann muss man auch Teebeutel nicht mehr verteufeln.