Ryoginan ist ein kleiner Subtempel des großen Tofukuji-Tempels und liegt auch innerhalb dessen Hauptareal. Was den Ryoginan von der Masse abhebt sind die trotz seiner eher geringen Größe drei(!) Steingärten. Diese drei Steingärten umgeben das Hojo im Osten, Süden und Westen, während die Nordseite für das Kaisando reserviert ist. Das macht den Besuch sehr simpel und auch schnell, wenn es nötig ist. Man sollte aber nicht zu schnell durchmarschieren, um den Details im Ryoginan die verdiente Aufmerksamkeit widmen zu können.
Haupttempel: Tofukuji
Über Ryoginan
Allgemein
Die Tempelanlage des Ryoginan wurde 1291 errichtet und war einst die Residenz des dritten Abts des Tofukuji-Tempels, Mukan Fumon (無関普門, auch: Daimin Kokushi), der auch Gründer des Nanzenji-Tempels war. Das währte leider nicht lange, denn Mukan Fumon starb noch am Ende desselben Jahres.
Das Hojo ist ein Nationalschatz aus der Muromachi-Zeit (1333-1573) und beinhaltet Elemente der Shoin– und Shinden-Architektur.
Alle heutigen Gärten des Ryoginan wurden vom Landschaftsgestalter Shigemori Mirei im Jahr 1964 entworfen.
Rundgang
Der Gang durch den Ryoginan ermöglicht in erster Linie nur die Besichtigung der drei Steingärten sowie das Kaisando. Das Hojo in seiner Gesamtheit bekommt man erstaunlicherweise nicht zu Gesicht, dazu müsste man entweder den Südgarten betreten (nein, gar nicht erst versuchen!) oder das Haupttor im Südgarten müsste offen stehen – was normal nicht der Fall ist. Man könnte den Besuch im Ryoginan daher wie folgt umschreiben: seinen Steingarten-Fetisch befriedigen und fertig.
Weg zum Ryoginan
Um zum Ryoginan zu kommen, muss man direkt am Hojo des Tofukuji und in die scheinbare Sackgasse laufen, der man dann aber um die Ecke folgt. Dort findet man am Ende die Engetsu-Brücke, hinter der man auf eine kleine Weggabelung trifft: direkt in Laufrichtung vor einem befindet sich das Haupttor des Ryoginan. Rechts ist der Eingang zu einem anderen Subtempel, dem Sokushuin.
Da das Haupttor als wichtiges Kulturgut deklariert ist, wird es während den Sonderöffnungszeiten nicht geöffnet und daher auch nicht als Eingang benutzt. Zum Betreten steht während den Öffnungszeiten ein weiteres Tor auf der rechten Seite zur Verfügung.
Südlicher Steingarten: Der Garten des Nichts
南庭・無の庭 – mu no niwa – Garden of Vanity
Der Garten an der Frontseite des Hojo ist sehr simpel gehalten, ganz ohne Muster – und entspricht gerade deswegen dem Namen, dem ‘mu’, das Nichts. Das Tor in der Mitte des Gartens ist das Haupttor, das auch als wichtiges Kulturgut deklariert ist. Interessant ist noch der Zaun an der Westseite, dessen Bambusstangen scheinbar nicht willkürlich angebracht wurden und man als Blitze interpretieren kann. Für den hier zu sehenden Südgarten macht das wenig Sinn, aber betrachtet man den Zaun als Teil vom folgenden Westgarten – auch als Übergang zwischen zwei Szenen – wird das Gesamtbild des Westgartens mit Himmel, Blitzen und Drache greifbarer.
Westlicher Steingarten: der Drachengarten
西庭・龍の庭 – ryū no niwa – The Dragon Garden
Dieser Garten – benannt nach einem Teil des Tempelnamens (das Kanji 龍 für Drache, ryū oder ryō ) – zeigt die Gestalt eines Drachens, der vom Meer aus in den Himmel aufgestiegen ist und dort sein Gesicht aus einer dunklen Wolke heraus zeigt. Die Steine stellen den Körper des Drachens dar mit dem markanten Gesicht im Zentrum des Gartens. Der dunklere Kies symbolisiert die schwarzen Wolken. Die Zäune an beiden Enden des Gartens lassen sich je nach Quelle anders interpretieren. Das Muster des Zauns zwischen Süd- und Westgarten kann man als Blitze interpretieren, welches im Himmelskontext durchaus Sinn macht. Beim Zaun am Nordende wird es schon schwieriger. Hier kann man zur Auffassung gelangen, dass es sich um eine Verlängerung der dunklen Wolke aus Kies handelt, die am Fuss des Zauns eigentlich ihr Ende findet. Vielleicht haben die Muster beider Zäune aber keinerlei Bedeutung, sondern nur einen ästhetischen Wert.
Östlicher Steingarten: Der Garten der Unzertrennlichen
東庭・不離の庭 – furi no niwa – Garden of the Inseperable
Die hier gelegten Steine erzählen eine Kindheitsgeschichte des Tempelgründers Mukan Fumon. In seiner Kindheit wurde er mit einer Fiebererkrankung in den Bergen zum Sterben ausgesetzt. Als jeweils drei Wölfe ihn von zwei Seiten angreifen wollten, beschützten ihn zwei Hunde. Mukan Fumon als Kind wird durch den liegenden großen Stein in der Mitte dargestellt, die Hunde direkt daneben, jeweils Einer auf beiden Seiten. Die restlichen Steine in Form von zwei Dreierpacks stellen die angreifenden Wölfe dar.
Der rote Kies – gewonnen durch das Zermahlen roter Steine aus der Region Kurama – stellt eine Besonderheit für Steingärten da und ist auch nicht häufig so zu sehen. ‘Bunte’ Steingärten sind aber keine Seltenheit in der Familie Shigemori, wie man z.B. auch im Tempel Shinnyodo sehen kann.
Ryoginan und Sokushuin
Wer möchte, kann die zwei Subtempel Ryoginan und Sokushuin als zwei sich ergänzende Sehenswürdigkeiten betrachten, deren Eingänge sich gerade mal fünf Meter voneinander entfernt befinden. Nachdem man die Engetsu-Brücke überquert hat, befindet man sich an der Weggabelung, die zu beiden Tempeln führt. Ryoginan ist eindeutig an Steingarten-Liebhaber gerichtet, während im Sokushuin den Moos-Liebhabern das Herz aufgehen wird.
Wer in Zeitnot ist oder kurz vor Ende der Öffnungszeit ankommt und sich für einen Tempel entscheiden muss, dem ist allgemein der Ryoginan zu empfehlen. Er ist sehr überschaubar und daher auch schnell zu besichtigen, ohne hetzen zu müssen. Hat man jedoch eine Präferenz für entweder Stein- oder Moosgärten, kann man die Entscheidung auch daran festmachen. Steingarten: Ryoginan. Moosgarten: Sokushuin. Ganz einfach!
Karte Tofukuji und Subtempel
Für Menü mit Symbolübersicht oben links anklicken
Houses and Gardens of Kyoto presents over 500 photos of the most excellent examples of traditional Japanese architecture from every significant historical period in this new edition of a favorite classic.
Houses and Gardens of Kyoto presents over 500 photos of the most excellent examples of traditional Japanese architecture from every significant historical period in this new edition of a favorite c...
Jakyo-Bewertung
JAKYO
3.5
von 5
Ryoginan-Tempel
Interessanter kleiner Subtempel, der sich vor allem durch seine besonderen Steingärten von anderen Tempeln absetzt.
Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: ryōgin'an 語龍吟庵
Öffnungszeiten & Eintritt
Während der Sonderöffnungszeiten:
Täglich, 9:00 bis 16:00 Uhr
Sonderöffnungszeiten:
- Mai
- etwa vom 01. November bis 08. Dezember
Anreise
Bus
Haltestelle Tofukuji: Bus Nr. 88, 202, 207, 208. Etwa 860 Meter.
Bahn
Station Tofukuji: Keihan- oder Nara-Linie, etwa 955 Meter.