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Unter den Subtempel des Tempelkomplex Daitokuji sticht im Herbst einer ganz besonders heraus: der Kotoin. Was den Herbst in Kyoto betrifft, dürfte der Kotoin vor allem lokal zu den großen Mitspielern im Ringen um die Besucher zu sein, ähnlich wie der Tempel Eikando im Osten von Kyoto. Glücklicherweise hat er aber als Subtempel des Daitokuji das ganze Jahr über geöffnet. Das sind aber noch lange nicht alle Gründe, die den Kotoin so besonders machen.
※ Haupttempel: Daitokuji-Tempelkomplex, Zen-Meditation in Kyoto
Über den Tempel Kotoin
Historisch
Kotoin wurde im Jahr 1601 gegründet von dem berühmten Kriegsherren Hosokawa Tadaoki. Der Kotoin ist ein Subtempel des Daitokuji und liegt auf dessen Tempelgrund. Hosokawa war einer der wenigen Führungsfiguren, die die blutige Zeit hin bis zur Errichtung des Tokugawa-Shogunats (ab 1603) überlebt hat. Neben seinen Kriegsfähigkeiten war er auch ein Mann von großen Intellekt und Kultiviertheit. Seine Frau Gracia (jap. Garasha bzw. Tama) war die Tochter des Akechi Mitsuhide, der eine erfolglose Rebellion anführte, sowie eine konvertierte Christin. Beides hatte aber keine tragischen Auswirkungen auf die Stellung von Hosokawa, was vermutlich dessen Brillianz zu verdanken ist. Unter Toyotomi Hideyoshi kämpfte er in Korea und war eine Führungsfigur in den Kriegen, die zum Tokugawa-Shogunat führten.
Hosokawa erhielt große Ländereien und in seinen späteren Leben widmete er sich dem Zen-Studium unter dem berühmten Abt des Daitokuji, Seigan. Es wird auch bemerkt dass er einer der herausragenderen Schüler des Teemeisters Sen no Rikyu war, der ebenso im Daitokuji aktiv zu dieser Zeit war.
Übersetzt aus der Tempelbroschüre
Allgemein
An Blickpunkten hat Kotoin ganz verschiedenes zu bieten. Teeräume, eine Teehütte, mehrere Tsukubai, eine schöner als die andere… vieles kann man unter “größere Tatamiräume mit Gartenausblick” zusammenfassen. Leider stellt der Tempel selber dem Besucher oft Steine in den Weg, denn oftmals sind nicht alle Schiebetüren zu den diversen Räumen geöffnet. Man weiß also nie genau, was man zu sehen bekommt.
Den Eingang stellt ein langer Pfad dar, auf beiden Seiten von Bambus umgeben. Dieser Pfad ist wohl die berühmteste Ansicht des Kotoin und interessanterweise noch kostenlos zugänglich – was es wirklich schwer macht, den Pfad mal besucherfrei zu erwischen. Die Kasse befindet sich am Ende des Pfades im Kuri des Tempels.
Direkt nach der Kasse gabelt sich der Weg: entscheidet man sich für den rechten Weg (Norden), landet man im Shoin Ihokuken (意北軒). Am Ende des Shoin befindet sich zudem das Teezimmer Shōkōken (松向軒), welches Hosokawa errichten ließ.
Haupthalle Kyakuden und Garten
Folgt man von der Kasse aus dem linken Weg, landet man in der Haupthalle, die hier auch Kyakuden (客殿 Empfangshalle) genannt wird. Angeschlossen an die Haupthalle ist der Hauptgarten des Kotoin, der relativ simpel gehalten ist. Eine weite Moosfläche mit einem Bambuswald als Hintergrund, dazu eine Steinlaterne aus der Kamakura-Zeit. Die Gartenanlage wird auch Kaede no Niwa (楓の庭) genannt, der Ahorngarten.
Teeraum Horai und Tsukubai
An der Westseite der Haupthalle liegt noch ein weiterer Teeraum namens Hōrai (鳳来). Der Stil dieses Teezimmers geht auf das 13. Oberhaupt der Teeschule Urasenke zurück, Ennōsai Tetchū (円能斎鉄中 | 1872-1924). Im Vorgarten des Teezimmers befindet sich ein interessantes Tsukubai: während des Korea-Feldzugs von Hideyoshi soll der Kriegsherr Kato Kiyomasa ein Fundamentstein aus dem koreanischen Königsschloss mitgebracht haben und es Hosokawa Tadaoki zum Geschenk gemacht haben. Dieses Tsukubai wird Furitsukubai oder Oritsukubai (降り蹲踞) genannt.
Gräber der Hosokawa
Durch die Pfade im Garten erreicht man das Grab des Hosokawa Tadaoki und das Familiengrab der Hosokawa.
Shoin Ihokuken
Dem Shoin liegt eine besondere und tragische Hintergrundgeschichte bei. Ursprünglich war das Shoin Teil der Residenz des großen Teemeisters Sen no Rikyu. Das Besondere an der Architektur sind die graufarbenen Wände, die den Eindruck erwecken, als sei das Dach undicht. Nach dem Zerwürfnis zwischen Sen no Rikyu und dem Herrscher Toyotomi Hideyoshi befürchtete Gyokuhojo, der erste Abt des Kotoin, dass die Residenz niedergerissen und zersört wird. Um das zu vermeiden, ließ er Teile der Residenz abbauen und im Kotoin neu aufbauen. Das ist das heutige Shoin Ihokuken, mit Tokonoma (Zimmernische) und Chigaidana (versetzte Regale).
Jakyo-Bewertung
JAKYO
4.5
von 5
Kotoin-Tempel
Wunderschöner Tempel mit vielen interessanten Blickfängen, vor allem im Herbst.
Viel Platz und Ruhe zum gemütlich machen und zu fotografieren (außer im Herbst natürlich)
Außerhalb der Herbstzeit wie leergefegt...
Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: kōtōin 語高桐院
Öffnungszeiten & Eintritt
Täglich, 9:00 bis 16:30 Uhr