Inhalt
Das Schloss oder die Burg Nijojo gehört zusammen mit dem Tempeln Kinkakuji und Kiyomizudera sowie dem Schrein Fushimi-Inari-Taisha wohl zu den Hauptsehenswürdigkeiten von Kyoto. Von diesen vier Schwergewichten ist das Schloss Nijojo wohl die mit den wenigsten Besuchern (relativ!) und der Eintrittspreis am höchsten, vor allem wenn man alles sehen möchte. Es gibt aber gute Gründe, dem Schloss den restlichen Konkurrenten aus der Top-Liga den Vorrang zu geben. Und ist das Nijojo jetzt eine Burg oder ein Schloss? Und was hat es mit dem Beinamen “ehemalige Kaiservilla” auf sich?

Nijojo-Schloss
Allgemein
Das Schloss Nijojo blickt bereits auf über 400 Jahre Geschichte zurück. 1601 erging der Befehl von Tokugawa Ieyasu für den Bau der Wehranlage an die Feudalherren aus der Region Kansai und wurde 1603 fertig gestellt. Im selben Jahr wurde Ieyasu vom Tenno zum Shogun ernannt, woraufhin Ieyasu dies in Kyoto im neu errichteten Nijojo verkündete. 264 Jahre später verkündete 1867 der letzte Shogun aus dem Tokugawa-Clan, Yoshinobu, ebenfalls im Nijojo (konkret: im Raum Ohiroma) die Rückgabe der politischen Macht an den Tenno. Dies läutete das Ende der Edo-Zeit und den Anfang der Meiji-Zeit (ab 1868) ein, was das Nijojo zu dem historischen Ort schlechthin für den Anfang und Ende der Edo-Zeit macht.
1939 übertrug das kaiserliche Hofamt das Nijojo an die Stadt Kyoto und 1994 wurde es zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.
Man merkt schnell, dass das Nijojo ein sehr geschichtsträchtiger Ort ist. Umso erfreulicher ist es zu sehen, dass all diese Informationen in hervorragenden Übersetzungen sehr gut aufbereitet in Englisch und Deutsch zur Verfügung stehen und den japanischen Entsprechungen in nichts nachstehen. Die Broschüren liegen direkt hinter dem großen Eingangstor neben dem historischen Wachhaus aus und sind auch online verfügbar.
Achtung!
Das Gelände des Nijojo bietet so gut wie keinen Schatten, was vor allem im Hochsommer im Hinterkopf zu behalten ist. Eine Kopfbedeckung und Sonnencreme sind wärmstens empfohlen.
Wegen was sollte man das Nijojo besuchen?
Eines vorweg: nicht unbedingt wegen den Gartenanlagen des Ninomaru- und Honmaru-Bereichs. Vielleicht auch nicht wegen den anderen Gartenanlagen, außer zu gewissen Blütezeiten (ganz vorne: Kirschblütenzeit). Denn die Gartenanlagen des Nijojo sind nicht sonderlich spektakulär und können keineswegs mit z.B. Tempelgärten mithalten, die es in Kyoto reichlich gibt. Als Teil des Besuchs sollte man die Gartenanlagen natürlich auf keinen Fall auslassen, aber das Hauptaugenmerk im Nijojo liegt auf der Architektur, besonders auf den Ninomaru-Palast.
Ist Nijojo ein Schloss oder eine Burg?
Sie ist vielleicht schon ins Auge gestochen, die Formulierung “Das Schloss oder die Burg Nijojo”. Eine schwierige Frage, auf die es wohl keine endgültige Antwort gibt, da es im Deutschen keinen Sammelbegriff für Schloss und Burg gibt, wie im Englischen castle. Burgen dienen primär der Verteidigung, Schlösser primär der Repräsentation. In Japan verwischt diese Grenze, da die japanischen Burgen und Schlösser namens o-shiro* meistens beide Funktionen verbunden haben. Da das heutige Nijojo hauptsächlich aus Prachtbauten mit Palästen und Gärten besteht und in seiner Geschichte nur als Kyoto-Residenz des Shogun diente, entscheidet sich Jakyo für “Schloss Nijojo”. Gegenbeispiel: die Burg Himeji, die mit ihren Wehranlagen deutlicher das Gefühl einer Burg vermittelt.
Oder anders formulieren: Nijojo wurde als Burg gebaut und wandelte sich in der Meiji-Zeit zu einer kaiserlichen Villa und Schloss.
*お城 o-shiro als Einzelwort und -jō als Suffix an Namen, siehe 二条城 nijōjō.
Mit dem Fahrrad
In der Nähe des Haupteingangs lässt es sich nicht verschmitzt mit dem Fahrrad parken, dass kann man sich gleich aus dem Kopf schlagen. Dafür hat das Nijojo aber einen eigenen Fahrrad-(und Motorrad)-Parkplatz, der allerdings nicht kostenfrei ist. Dieser befindet sich am Südosteck des Schlosses, wenn man über die Straße geht.
Die Benutzung ist auch recht einfach: man schiebt sein Fahrrad in einen freien Platz, woraufhin das Schloss automatisch zuschnappt. Man muss keinen Schlüssel oder ähnliches mitnehmen, nichts. Zur Befreiung gibt man die Nummer, die an jedem Platz steht, in den Automaten ein und bezahlt dann den angezeigten Betrag – das geht sogar mit der ICOCA- oder Suica-Karte. Das öffnet das Schloss und man kann wieder seines Weges ziehen.
Preis:
- Die ersten 120 Minuten: 200 Yen
- Jede weitere Stunde: 100 Yen
Rundgang
Die Besichtigung der Nijojo-Burg ist am Anfang recht klar vorgegeben. Nach dem Eintritt durch das Higashi-Otemon-Tor passiert man das Wachhaus (Bansho) und geht zunächst nach links – rechts wären die Toiletten und die Bildergalerie. Nach einer weiteren Ecke wartet bereits das prächtige Karamon-Tor auf die Besucher. Hinter dem Karamon-Tor fängt der Ninomaru-Bereich mit seinen Gärten und dem Palast an. Der Eingang zum Ninomaru-Goten-Palast befindet sich direkt hinter dem Karamon. An dessen Eingang muss man das Sonderticket für den Palast vorzeigen.
Nach der Besichtung des Ninomaru-Bereichs erreicht man den “inneren” Honmaru-Bereich am schnellsten über die östliche Honmaru-Brücke (vom Karamon aus in westliche Richtung bzw. links gesehen). Neben dem inneren Honmaru-Palast und dessen Gartenanlage befindet sich hier im Südwesteck auch die Grundmauer des Bergfrieds, das geheime Highlight des inneren Bereichs.
Anschließend kann man in beliebiger Reihenfolge die Gartenanlage rund um den Honmaru-Bereich besichtigen. Südlich befindet ein Pflaumen- und Kirschbaumhain, nördlich der benannte Seiryuen-Garten mit zwei Teehäusern. Diese Gartenanlagen mit ihren vielen Kirschbäumen sind gerade zur Kirschblütenzeit Anfang April sehr beliebt und gelten als einer der schönsten Ansichten für Kirschblüten in Kyoto.
Über den Eingang (Higashi-Otemon-Tor) verlässt man die Nijojo-Burg auch wieder.
Ninomaru-Bereich
二の丸
Details zu den Räumen im Palast siehe Broschüre am Ende des Artikels.
Im Inneren des Ninomaru-Palasts ist das Fotografieren leider komplett verboten.
Hat man sich das Ticket für den Ninomaru-Palast gekauft — und das sollte man beim Erstbesuch auf jeden Fall — so macht es Sinn, diesen gleich am Anfang zu betreten. Dieser Palast ist die Hauptattraktion des Nijojo-Schlosses und besteht aus sechs miteinander verbundenen Gebäude mit etlichen Räumen darin, die mit prächtigen Wandmalerereien sowie bemalten Fusuma aufwarten. Man kann sich zu der Behauptung hinreißen lassen und wohl Recht damit haben, dass man hier die schönsten und eindrucksvollsten Malereien vorfindet, die man in Kyoto zu Gesicht bekommen kann. Ebenfalls sollte man auch jederzeit Blicke auf die Decke richten, denn diese ist auch prächtig verziert und hat ihre ganz eigene Ästhetik. Wer aufmerksam auf die Geräuschkulisse achtet, dem wird zudem auffallen, dass der Boden Geräusche beim Durchlaufen verursacht und daher den Beinamen Nachtigallen-Korridor* trägt. Es wird aber oft fälschlicherweise behauptet, dass dies von den Erbauern als Schutz gegen Eindringlinge beabsichtigt war. Auch wenn es solche bewusste Konstruktionen zur Abwehr in Kyoto und Japan allgemein gab, hier war es lediglich ein unbeabsichtigtes Nebenprodukt.
*Nachtigallen-Korridor 鶯張りの廊下 uguisubari no rōka
Deutlich ins Auge stechen auch die Räume, in denen die Tatami-Matten im Vergleich zu den umliegenden Räumen erhöht sind. Diese Räume — ichi no ma genannt, “Erster Raum” — waren dem Shogun vorbehalten, besonders prächtig verziert und mit einer Wandnische (tokonoma) ausgestattet.
Der Ninomaru-Palast ist auch ein ausgezeichnetes Beispiel für durch Architektur repräsentierte soziale bzw. politische Macht. Die Gebäude haben, vom Eingang aus beginnend, eine Hierarchie. Das erste Gebäude namens Tozamurai diente als Wartezimmer, direkt gefolgt vom Empfangsraum namens Shikidai. Erst dann folgt das Hauptgebäude und größte Gebäude des Palasts — das Ohiroma — mit seinen großen Audienzzimmern. Die höchsten Würdenträger wurden aber im nachfolgenden Gebäude namens Kuro-shoin empfangen. Vom letzten Gebäude aus der Reihe — dem Shiro-shoin — geht man davon aus, dass der Shogun dieses als Privtquartier nutzte.
Honmaru-Bereich
本丸
Im inneren des Honmaru-Bereich befindet sich der Honmaru-Palast, die dazugehörige Gartenanlage und im Südwesteck die Grundmauer des Bergfrieds. Hier stand bis 1750 ein mehrstöckiger Turm, der vom Schloss Fushimi hierher verlegt wurde, aber im besagten Jahr von einem Blitz getroffen wurde und abbrannte. Die Grundmauer ist das eigentliche Highlight dieses Bereichs, da diese zum einen aufgrund der Höhe recht imposant ist und ebenfalls aufgrund der Höhe ein sehr schönes Panorama auf den Honmaru-Palast, die umliegenden Gartenanlagen und Kyoto selbst bietet. Und nicht zuletzt, weil der Honmaru-Palast im Rahmen der normalen Öffnungszeiten leider nicht besichtigt werden darf.
Der Honmaru-Palast stand ursprünglich im nordöstlichen Teil des Kaiserpalasts Gosho als Katsura-no-Miya-Palast und wurde erst 1893 ins Nijojo verlegt. Seitdem gilt das Nijojo auch als Kaiservilla und ist eines der wenigsten Überbleibsel kaiserlichens Palastbaustils.
Vollständige Restaurierung des Nijojo von 2011 bis 2034
Aktuell befindet sich das Schloss Nijojo in einer groß angelegten Restaurierungsaktion, die in vier Phasen bis zum Jahr 2034 andauern soll. Phase 1 — die 2011 gestartet und 2016 abgeschlossen wurde — beinhaltete die Erneuerung u.a. des Eingangstor Higashi-Omote, das Karamon-Tor und des Bansho-Wachhauses.
Aktuell befinden wir uns in Phase 2, in der der Honmaru-Palast restauriert wird und die Aussicht vom Bergfried stark einschränkt.
2011–2013 | Kara-mon Gate; Tsuiji Higashi Ote-mon Gate Bansho |
2017–2021 | Honmaru-goten Palace |
2022–2025 | Ninomaru-goten Palace (Shiro-shoin plus two other buildings) Tamarigura; covered bridge |
2026–2034 | Ninomaru-goten Palace Tonan Sumi-yagura; 14 other structures |
» Offizielle Informationen zur Restaurierung
Food Sake Tokyo (The Terroir Guides)
Chef, sommelier, journalist, and restaurant consultant Yukari Sakamoto guides the reader through the gourmet delights of this fascinating city—from the world’s largest fish market to the Kappabashi kitchenware district.
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Jakyo-Bewertung
JAKYO
4.5
von 5
Nijojo
Vielseitige und interessante Schlossanlage
Wunderschön zur Kirschblüte
Fotoverbot im Ninomaru-Palast
Kaum Sitzgelegenheiten, selbst in den äußeren Parkanlagen
Galerie
In Japans erster Gin-Destillerie in Kyoto produziert, wird dieser Gin von seiner Herkunft und der stolzen Geschichte inspiriert. Der KI NO BI Dry Gin ist ein mehrfach preisgekrönter hochwertiger Reisschnaps. Er ist Konwa-gemischt, besteht aus natürlichen japanischen Pflanzen und ist nicht kältegefiltert. Der Gin entfaltet einen frischen Duft von Yuzu und ein Hauch von Sansho-Pfef...
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Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: nijōjō 語二条城
Achtung, Baustelle bis 30. Dezember 2034!
Groß angelegte und komplette Restaurierung des Nijojo in mehreren Phasen. Siehe Quelle für Details.
※ QuelleÖffnungszeiten & Eintritt
※ Saisonal können die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde abweichen.
※ Sofern nicht anders vermerkt: täglich geöffnet.
Genaue Öffnungszeiten variieren stark:
8:45 bis 17:00 Uhr (Oktober bis Juni)
8:00 bis 18:00 Uhr (Juli bis August)
8:00 bis 17:00 Uhr (September)
Ninomaru-Palast:
8:45 bis 16:10 Uhr (bis 17:10 Uhr im Juli and August)
Siehe Webseite
Führung auf Englisch: 1000 Yen, zwei Mal pro Tag (Eintritt nicht inklusive).
Vergünstigte Tickets auf Voyagin° erhältlich.