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Wer schon in Japan war, hat das bestimmt schon beobachtet: Menschen, die an Automaten oder Bahneingängen ihre Geldbeutel oder direkt eine Karte auf eine blaue Fläche lege, es macht kurz piep und danach haben sie, was man wollte oder ist durch den Bahneingang durch. Die Magie dahinter nennt man IC-Karten: das sind kreditkartenähnliche Karten, die mit einen kleinen Funkchip versehen wurden und so das bargeld- und kontaktlose Bezahlen möglich machen. In Japan sind diese IC-Karten sehr weit verbreitet. Was haben diese Karten nun konkret an Vorteilen zu bieten? Und sind sie auch in Kyoto nutzbar?
Über IC-Karten
Was ist eine IC-Karte?
IC-Karten sind Plastikkarten mit einem integrierten Schaltkreis (IC für integrated circuit ), der es ermöglicht, elektronisch zu bezahlen. In Japan werden IC-Karten vor allem für das kontaktlose Bezahlen von Bus und Bahn eingesetzt – wenn auch schon lange nicht mehr exklusiv, denn immer mehr Geschäfte und Restaurants bieten inzwischen auch die Möglichkeit an, mit seiner IC-Karte zu bezahlen.
Mittels RFID-Technologie kann man diese IC-Karten kontaktlos einsetzen, was den Einsatz speziell an Bahneingängen in Japan schnell und bequem macht. Neben IC-Karten werden sie auch Smart Cards genannt – smart sind sie sicherlich nicht, aber dafür vielseitig einsetzbar.
Es gibt diese Karten in vielen verschiedenen Ausführungen: die verbreitesten Karten sind wohl die IC-Karten von Bahngesellschaften wie z. B. ICOCA (JR West: Osaka, Kyoto), Suica (JR East: Tokyo) und Kitaca (JR Hokkaido). Früher war diese Unterscheidung wichtig, denn die Systeme der jeweiligen Regionen waren nicht miteinander kompatibel. Seit 2013 ist aber glücklicherweise so gut wie alles miteinander kompatibel, man muss sich also keine Gedanken mehr darüber machen, wo man welche IC-Karte einsetzen kann.
Die meisten IC-Karten in Japan sind wiederaufladbare Prepaid-Karten. Man lädt sie an Automaten oder am Schalter auf und verbraucht dann nach und nach das Guthaben. Es gibt aber auch die Möglichkeit, die IC-Karte mit einer Kreditkarte verknüpfen zu lassen und so selbst als Kreditkarte nutzen zu können. Für Touristen macht das aber wenig Sinn, zum einen wegen dem längeren Anmeldeprozedere und zum anderen wegen möglichen Kreditkartengebühren für Auslandseinsätze. Bei JR West (ICOCA) läuft die Kreditkarten-IC-Karte unter dem Namen “Smart ICOCA”.
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Wo kann man IC-Karten einsetzen?
Am häufigsten werden IC-Karten bei öffentlichen Transportmitteln verwendet. Gerade während der Rush Hour in der Bahn kann man froh sein, wenn man nicht erst am Automaten mit Bargeld sein Ticket lösen muss und dieses Ticket dann auch noch unter Zeitdruck – und dem sanften Druck von mindestens 50 Leuten hinter einem – an der Bahnsteigsperre zielgenau in den dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken und dann auch noch elegant wieder mitzuziehen und nicht gleich zu vergessen. Die ganze Fahrt über muss man auch noch aufpassen, den kleinen Ticketstreifen nicht zu verlieren. Mit einer IC-Karte entfällt das alles — man muss lediglich bei Abfahrt und Ankunft mit der IC-Karte halbwegs in die Nähe des blauen Feldes an der Bahnsteigsperre kommen und schon hat man seine Pflichten erfüllt. Einfacher geht es nicht.
Inzwischen haben sich die IC-Karten sogar soweit durchgesetzt, dass nahezu alle der allgegenwärtigen Getränkeautomaten die Bezahlung damit anbieten. Ebenfalls in größeren Einkaufsgeschäften und so gut wie immer in den kleinen Convenience Stores (Konbini). Auch in Restaurants trifft man das blaue IC-Feld immer häufiger an. Wenn man mit der IC-Karte bezahlen kann, ist das immer deutlich zu sehen, aber allzu sehr darauf verlassen sollte man sich nicht.
Wieviel kostet eine IC-Karte?
Im Prinzip nichts. Für die meisten Prepaid-IC-Karten muss man zunächst 2000 Yen investieren. Davon sind 1500 Yen Guthaben und 500 Yen Pfand. Ja, man kann die Karten zurückgeben und erhält die 500 Yen wieder zurück. Die Karten kann man an größeren Bahnschaltern oder direkt am Automaten zurückgeben.
Da das Guthaben auf der IC-Karte nicht verfällt, eignen sich diese Karte prima als Mitbringsel, die man bei der nächsten Japanreise wieder verwenden kann. Benutzt man eine IC-Karte für zehn Jahre nicht, deaktiviert sie sich, kann danach aber immer noch gegen eine Neue umgetauscht werden, sogar das alte Guthaben wird übertragen. Es ist vermutlich wahrscheinlicher, dass man sie verliert oder vor der nächsten Japanreise nicht mehr schnell genug findet.
Woher bekomme ich eine IC-Karte?
Auch das ist ziemlich einfach: in jeder Großstadt gibt es an fast allen Bahnhöfen einen oder mehrere Automaten, an denen man die Karten kaufen kann. Je nach Region muss man nur nach dem jeweiligen Logo Ausschau halten: in Kyoto das blaue ICOCA-Logo mit seltsamen Schnabeltier als Maskottchen, in Tokyo ist es das grüne Suica-Logo mit Pinguin oder die pinken Züge von Pasmo.
Modernere Automaten lassen sich auf Englisch umschalten. Dann fehlt nur noch, sich ein Anfangsguthaben auszuwählen, das bei 2000 Yen anfängt und 500 Yen Pfand enthält. Hat man die Karte in den Händen, kann man sie auch gleich benutzen!
Wie kann ich mein Kartenguthaben einsehen?
Prinzipiell kann man sein Guthaben an jeden Automaten sehen, der Funktionen für IC-Karten bereithält. Das sind u.a. die normalen Ticketautomaten*, Automaten für Nachlösekarten** oder ganz spezielle Automaten, die speziell zum Aufladen der IC-Karten bereitgestellt wurden, die IC Card Charge Automaten. Einfach auf die dafür vorgesehene Fläche legen oder in den Schlitz stecken, schon wird meist das Guthaben auf der IC-Karte angezeigt. Keine Sorge, es wird dadurch nie Geld abgezogen und man bekommt seine Karte immer wieder, man kann also ruhig häufiger das Guthaben der eigenen Karte kontrollieren.
* jidō kenbaiki 語自動券売機
** norikoshi seisanki 語乗り越し精算機
* und ** jeweils an Automaten, die IC-Kartenfunktionen haben (nach den Logos Ausschau halten!) – es gibt ja leider auch noch die alten Teile.
Eine bequemere Möglichkeit hat man, wenn man ein Smartphone mit NFC-Chip zur Verfügung hat. Mit einem NFC-Chip kann man die IC-Karten auslesen, aber auf dem Smartphone braucht man noch eine App dazu. Japan-Kyoto empfiehlt an dieser Stelle für Google Android Smartphones die App MIRU Ca* – mangels Apple iPhone kann hier leider keine Empfehlung für das iOS ausgesprochen werden, hier sind dann die Leser gefragt! Bei aktivierten NFC-Chip einfach die IC-Karte an den Chip halten (meistens Rückseite des Smartphones) und die App sollte sich automatisch öffnen und die Daten anzeigen.
* Wortspiel auf das japanische Verb miru (sehen) und dem Fragepartikel ka. Heißt in etwa dann “Will’ste sehen?”.
Für Sprachinteressierte: Anhand des Automatens oben kann man hier ein Beispiel für das japanische Kanji- und Katakana-Dilemma sehen. Das auf Katakana geschriebene chāji チャージ bedeutet exakt dasselbe wie das mit Kanji geschriebene nyūkin 入金, nänlich Geld auf die Karte laden. Allerdings ist chāji Neusprech und nyūkin Altsprech. Sich auf eine Variante zu einigen traut man sich hier noch nicht. Es werden einfach alle Generationen bedient.
Vor- und Nachteile der IC-Karten
Die zwei größten Vorteile sind definitiv die Faktoren Schnelligkeit und Bequemlichkeit. Vorausgesetzt, die eigene IC-Karte ist mit ausreichen Guthaben geladen, entfällt der Gang zum Ticketautomaten komplett. Dazu gehört auch, dass man nicht extra nachschauen muss, wie viel die gewünschte Strecke kostet und diesen Betrag dann in den Ticketautomaten zu bekommen. Mit einer IC-Karte geht man einfach durch die Bahnsteigsperren und der korrekte Betrag wird automatisch abgezogen. Auch das oben angesprochene Gefummel mit dem Papierticket entfällt.
Gerade in den Stadtbussen von Kyoto mit ihren eingeschränkten Zahlungsmöglichkeiten* ist es immer ein gutes Gefühl, eine geladene IC-Karte dabei zu haben.
*IC-Karte oder Bargeld. Bargeld sollte passend sein. Man kann nur 1000-Yen-Scheine in Kleingeld wechseln lassen.
Finanziell bieten IC-Karten in der Kansai-Region (Osaka, Kobe und Kyoto) keine Vorteile. In Tokyo spart man mit der IC-Karte einen einstelligen Yenbetrag gegenüber dem Papierticket.
Einen großen Nachteil haben die IC-Karten, vor allem die Prepaid-Varianten: verliert man die Karte, ist das Guthaben und das Deposit weg. Es gibt keinen Ersatz. Bei einer IC-Karte mit Kreditkartenfunktion muss man zusätzlich aktiv werden, um diese sperren zu lassen.
Man kann auch die Datensicherheit bemängeln. Die Karte zeichnet eine Historie der gefahrenen Strecken mit Datum, Start- und Endpunkt auf. Denkbar wäre auch das Löschen und Klonen der Karte. In allen Szenarien müsste der Täter aber wegen der eingesetzten Funktechnologie sehr nah sein. Wer seine Karte aber nicht mit Unsummen auflädt, kann diese sorgenfrei verwenden.
Limitierte IC-Karte von ICOCA am Kansai International Airport
Für Reisende, die vom Kansai International Airport nach Osaka oder Kyoto mit dem Haruka-Zug fahren wollen, gibt es zusammen mit der ICOCA-Karte einen saftigen Rabatt auf das Zugticket. Wenn man bereits eine ICOCA-Karte hat oder wer sich diese zusammen mit dem Zugticket kaufen möchte, erhält das Zugticket für 1600 Yen statt dem regulären Preis von 2850 Yen. Man kann aus zwei verschiedenen Kartenmotiven wählen, die es nur mit dem Kauf des Kombitickets gibt: Fujin Raijin (Wind- und Donnergott) oder Hello Kitty mit dem Osaka-Schloss.
Das Kombiticket Haruka + ICOCA scheint im Zuge der Corona-Umwälzungen leider auch unter die Räder gekommen zu sein. Adieu, Fujin, Raijin, Hello Kitty.
Lese auf JAKYO:
Vom Kansai International Airport in Osaka nach Kyoto
Über die Frage, wie man am besten vom Kansai Internatiol Airport nach Kyoto kommt und mit welchen Kosten das verbunden ist.