Inhalt
Der Tanukidanisan-Fudoin-Tempel in Kyoto verbirgt sich halb in den Hügeln im Nordosten der Stadt, direkt hinter dem berühmten Shisendo-Tempel. Wer den etwas mühseligen Weg auf sich nimmt, darf eine vorgelagerte Bühne auf Holzpfeilern bestaunen, die es in dieser Form in Kyoto nur noch am Kiyomizudera-Tempel gibt. Doch sonst ist der Besuch des Tanukidanisan etwas, welches sich deutlich von den restlichen Kyotoerfahrungen abhebt.
Achtung: viel Licht, wenig Schatten! Hitzewarnung!
Hier ist man lange unbeschattet im Freien unterwegs. In den Sommermonaten sollte für allgemeinen Schutz gegen die Sonne und Hitze gesorgt werden, besonders Kopfbedeckungen sind zu empfehlen. Die Sonnenstrahlung in Japan ist deutlich intensiver als in Europa! Der Juli und August sind die heißesten Monate in Japan. Speziell in Kyoto kann es extrem heiß werden mit Temperaturen über 35°C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Man sollte es also nicht übertreiben und immer ausreichend trinken.
Tanukidanisan-Fudoin-Tempel
Zunächst einmal verdient der Name etwas Erklärung. Das erste Kanji Tanuki steht für japanische Marderhunde (oft fälschlicherweise als Waschbären bezeichnet), das zwei Kanji Dani (Grundwort Tani) bedeutet Tal. Wir haben es also mit dem Tal der Tanuki zu tun. Das erklärt, warum hier überall so unglaublich viele Tanuki-Figuren aufgestellt sind. Warum es aber als Tal der Tanuki bezeichnet wird, ist JAKYO aktuell noch unbekannt.
Die Anfänge dieses Ortes gehen bis zurück in die Heian-Zeit im 8. Jahrhundert. Die Richtung Nordosten galt damals in der Ying-Yang-Philosophie als “Dämonentor” (kimon語鬼門), an dem die Dämonen ein- und ausgehen und daher vermieden werden sollte. Um die Hauptstadt zu schützen, ließ Kanmu-Tenno hier eine buddhistische Schutzgottheit einschreinen.
Der Überliefung nach ist hier auch der Wasserfall, an dem der berühmte Schwertkämpfer Miyamoto Musashi das Konzept fudōshin語不動心 1604 gemeistert hat.
Die Gründung des Tanukidanisan verdanken wir dem dem Mönch Mokujiki Yoa im Jahr 1718. In der frühen Meiji-Zeit (1868-1912) verlor der Ort aber an Bedeutung, u.a. durch die Anti-Buddhismus-Bewegung dieser Zeit. Doch die Einheimischen ließen sich davon nicht beirren und machten sich gegen Ende der Meiji-Zeit daran, den Ort für alle zugänglich zu machen, u.a. durch den Bau der Treppen und dem Zurückstutzen des Waldes. Offiziell wurde der Tanukidanisan dann 1944 durch den Mönch Ryoei aus Hokkaido neu etabliert.
Der Tempel ist ein gutes Beispiel für die enge Beziehung zwischen Shintoismus und Buddhismus — die bis zur erzwungenen Trennung im 19. Jahrhundert gang und gebe war — und heute nur noch an wenigen Orten zu sehen ist. Der erste sichtbare Teil des Tempels ist nämlich ein großer Parkplatz mit einer shintoistischen Halle. Warum? Der Tanukidanisan ist u.a. auf Verkehrssicherheit spezialisiert. Eine Facette davon ist, dass man hier sein Auto (für gewöhnlich bei Neukauf) weihen lassen kann, um es vor Unfällen zu schützen. Schrullig, aber irgendwie auch liebenswert. Der Weg zur Hautphalle des Tempels ist dann regelrecht mit roten Schreintoren gepflastert, ähnlich wie im Fushimi-Inari-Taisha-Schrein.
Rundgang
Parkplatz
Der Weg zum Tanukidanisan ist mühsam und JAKYO kann jeden verstehen, der abwinkt, gerade während der Sommerhitze. Wer vom Shisendo-Tempel aus startet, hat bis zu den Treppen des Tempels immer noch 550 Meter zu überwinden, mit deutlichen Anstieg und unbeschattet. Nach diesen 550 Meter folgen insgesamt 250 Treppenstufen unter Baumblättern, bevor man endlich direkt vor der Haupthalle mit Bühne herauskommt.
Wie bereits erwähnt, ist der erste sichtbare Teil des Tempels die Halle zur Weihung von Autos mit großen Parkplatz davor. Ein Garant für erhöhte Sicherheit im Verkehr. “Gebetshalle für Auto-Verkehrssicherheit” kōtsū anzen jidō kitōden語交通安全自動車祈祷殿
Treppen, Treppen, Treppen…
Danach sind es etwa noch 200 Meter, bevor man an den Fuß der 250 Treppen gelangt. Diese sind glücklicherweise beschattet, was die Angelegenheit im Sommer zwar sehr schwül macht, aber man muss sich keine Gedanken um die Sonnenstrahlung machen. Entlang der Treppen stehen Tanuki, die an gewissen Station die Anzahl der zurückgelegten Treppen kundtun. Das Gesicht des jeweiligen Tanuki korrespondiert für gewöhnlich mit dem eigenen Gesicht. Der allerletzte Tanuki mit der Zahl 250 findet man erst ganz oben, auf derselben Ebene der Haupthallenbühne.
Der Anfangsbereich der Treppen wird von zahlreichen Torii-Schreintoren bevölkert, in deren Mitte sich die kleine “Halle” hakuryū benzaiten語白龍弁財天, für die Schutzgottheit Benzaiten und einem weißen Drache. Auf etwa der Hälfte der Treppen trifft man auf die Statue eines Mönchs, dem omukae daishi語お迎え大師 — omukae bedeutet “Willkommen heißen”, daishi ist der Titel eines ranghohen Mönchs. Reisende können hier auf dem Rückweg einen Sandalentalisman aufhängen, um für die Gesundheit ihrer Beine und Füße zu beten, oder für alles Gute auf der Reise. Den Talisman gibt es an der Haupthalle zu kaufen. Ebenfalls findet man hier versammelt alle sieben Glückgottheiten vor, zu denen auch die vorher genannte Benzaiten gehört. Der Tempel fährt wirklich ein beachtliches Arsenal an Spiritualität auf, bevor man die Haupthalle überhaupt zu Gesicht bekommt.
Haupthalle
Das waren dann die Haupttreppen, aber noch nicht alle. Am Kopf der Treppen steht man dann erstmal in einer Art Tal, auf dessen linker Seite sich die Haupthalle mit Bühne befindet. Diese Art der Konstruktion gibt es nur zwei Mal in Kyoto: hier und in größerer Form am berühmten Kiyomizudera-Tempel. Auf rechter Seite befindet sich ein kleiner Schrein, das rituelle Reinigungsbecken und weiter hinten der “Musashi-Wasserfall”, an dem Miyamoto Musashi seine Schwertkunst trainiert haben soll.
Die Haupthalle und dessen Bühne erreicht man dann schließlich über eine weitere, kleine Treppe, an deren Kopf sich dann endlich die 250. Treppenstufe mit dem letzten Zähl-Tanuki befindet. Geschafft! Und selbst der Architekt hat hier Erbarmen und hier direkt einen klimatisierten Pausenraum platziert.
Zur Haupthalle, in der die buddhistische Gottheit Fudo Myo’o eingeschreint ist, geht es über ein Art Self-Service-Schalter, in den man 500 Yen einwirft und sich dann selbst Willkommen heißt. Hier fallen mehrere Sachen auf.
An den Säulen sind spezielle Talismane angebracht. Da die Gottheit Fudo Myo’o für wundersame Heilung seiner Anhänger bekannt ist, kann man hier für die Heilung schwerer Krankheit beten. Auf den Talismanen sind dazu Umrisse eines Menschen gezeichnet, auf den man das eigene Leid markieren kann. Der Talisman unterscheidet dabei zwischen Krebsprävention/-heilung (ganfūji語癌封じ) und der Heilung schwerer oder unheilbarer Krankheiten (nanbyō heiyu語難病平癒).
Und vermutlich der Boss-Tanuki (offiziell Yamabushi-Tanuki — Yamabushi sind Bergmönche).
Von der Bühne aus gibt es auch einen kleinen Ausblick auf Kyoto, aber man sollte nicht zu viel erwarten.
Der Rückweg gestaltet sich dann deutlich angenehmer.
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Jakyo-Bewertung
JAKYO
3.3
von 5
Tanukidanisan-Fudoin-Tempel
Halb im Berg, aber noch Stadtrand: der wilde Tanukidanisan-Fudoin-Tempel bietet eine lange, aber atmosphärische Treppenwanderung und eine Holzkonstruktion ähnlich wie die des Kiyomizudera-Tempels. Der Weg ist das Ziel.
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Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: tanukidanisan fudōin 語狸谷山不動院
Formeller Name: tanukidanisan fudōin 語狸谷山不動院
Ingo: fudōin 語不動院
Bergname: tanukidanisan 語狸谷山
Weitere
Alias
狸谷のお不動さん tanukidani no o-fudōsan
Öffnungszeiten & Eintritt
※ Saisonal können die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde abweichen.
※ Sofern nicht anders vermerkt: täglich geöffnet.