Inhalt
Der Chionin-Tempel liegt im Osten von Kyoto zwischen dem Tempel Shorenin und dem Schrein Yasaka-Jinja / Maruyama-Park. Keiner dieser Sehenswürdigkeiten sollte ausgelassen werden — nicht nur, weil sie tatsächlich nebeneinanderliegen, sondern weil jede einzelne dieser Ort seine speziellen Aspekte hat und tief in der Geschichte Kyotos verankert ist. Der Chionin selbst ist eine Mischung aus einem frei zugänglichen Tempelgelände mit monumentalen Tempelgebäuden und zwei Gärten, die Eintritt kosten. Weiterhin ist der Tempel für seine 108 Glockenschläge zu Neujahr bekannt, was nicht zuletzt an der gewaltigen Tempelglocke liegt. Nicht zuletzt seine Verteilung auf mehrere Ebenen macht diesen Tempelbesuch sehr interessant.
Verwechslungsgefahr: etwas weiter nördlich liegt der ähnlich benannte Tempel Chionji.
Achtung: viel Licht, wenig Schatten! Hitzewarnung!
Hier ist man lange unbeschattet im Freien unterwegs. In den Sommermonaten sollte für allgemeinen Schutz gegen die Sonne und Hitze gesorgt werden, besonders Kopfbedeckungen sind zu empfehlen. Die Sonnenstrahlung in Japan ist deutlich intensiver als in Europa! Der Juli und August sind die heißesten Monate in Japan. Speziell in Kyoto kann es extrem heiß werden mit Temperaturen über 35°C und sehr hoher Luftfeuchtigkeit. Man sollte es also nicht übertreiben und immer ausreichend trinken.
Chionin-Tempel
Allgemein
Der Chionin ist der Haupttempel der buddhistischen Jodo-Schule, die vom Priester Honen (1133-1212) gegründet wurde. Nach seinem Tod errichtete Honens Schüler Genchi 1236 mehrere Tempelgebäude in dem Areal, in dem Honen seine Lehren unterrichtet hat. Im 16. Jahrhundert wurde der Tempel von wichtigen Machthaber dieser Zeit unterstützt — u.a. Oda Nobunaga, Toyotomi Hideyoshi und Tokugawa Ieyasu — was zu seiner Größe und Bedeutung beitrug. 1633 fielen die meisten Tempelgebäude einem Feuer zu Opfer. Der Tempel wurde aber in den Folgejahren komplett wieder aufgebaut, nicht zuletzt dank seiner bisher Bedeutung und der fortwährenden Unterstützung des aktuellen Machthabers, dem Shogun Tokugawa Iemitsu. Aus dieser Zeit stammen die das heutige Tempelbild prägenden Gebäude Mieido, das Ohojo und das Kohojo.
Der Tempel steht am Fuße des Kachozan-Hügels und besteht zu einem Großteil aus einem frei zugänglichen Tempelareal mit monumentalen Gebäuden. Der Eingang zum Tempel ist nicht schwer zu finden, wird dieser von einem riesigen Sanmon-Tor markiert, hinter dem eine große Treppe zum Hauptbereich hochführt. Man kann noch eine weitere größere Ebene mit Friedhof erklimmen (und eine halbe, auf der das Gobyo-Mausoleum steht), die aber von vielen Besuchern ignoriert wird und eine schöne Aussicht auf die Innenstadt von Kyoto ermöglichen. Zuletzt gibt es zwei Bereiche mit Eintritt: der Yuzenen-Garten, der direkt südlich des großen Sanmon-Tors liegt und die Hojo-Residenzen Ohojo und Kohojo, ebenfalls mit Garten.
Übersichtskarte
Frei zugängliches Tempelgelände
Über jeden Zweifel erhaben stellt das riesige, schwarz schimmernde Sanmon-Tor den Haupteingang zum Tempel dar. Hinter dem Tor führen zwei Wege zum Hauptplatz hoch, über deren Namensgebung sich vortrefflich streiten lässt: die in direkter Linie zum Tor folgende steilere Männersteige (otokozaka) und die direkt daneben liegende, etwas flachere Frauensteige (onnazaka). Shots fired.
Oben angelangt, enthüllt sich der Blick auf den großen Hauptplatz, auf der sich die große Haupthalle Mieido prominent ins Blickfeld rückt — in dieser wird das heilige Bild (miei) des Gründers Honen aufbewahrt. Auf rechter Seite befindet sich ein Bereich zum Ausruhen und dazugehöriger Kiosk. Wer sich einen Goshuin-Stempel holen möchte, kann dies in der kleinen, etwas moderneren Hütte erledigen, die sich direkt neben dem rituellen Reinigungsbecken befindet. Läuft man in östlicher Richtung an der Mieido-Halle vorbei, stößt man auf einen Teich, über den eine Brücke führt. Links vom Teich steht der Kyozo-Speicher, in dem die Sutren des Tempels aufbewahrt werden. Rechts vom Teich führt ein kleiner Weg zur berühmten großen Glocke hinauf. Mehr zur Glocke weiter unten.
Links des Kyozo-Speichers führt eine weitere Treppe zur Ebene mit dem Friedhof hoch. Am Fuße der Treppe steht eine Statue des Gründers Honen. Oben angekommen führt der Weg links weiter zum Platz vor der Seishido-Halle, auf deren rechter Seite ein schmaler Pfad zum Friedhof führt. Oder man nimmt die Treppe hoch zum Gobyo-Mausoleum, in dem die Überreste von Honen beigesetzt wurden. Für den gesamten Bereich gilt: Es ist ein Friedhof, daher bitte sehr respektvoll und ruhig verhalten. Auch der Besuch in größeren Gruppen sollte vermieden werden.
Die große Glocke des Chionin
Die tempeleigene Glocke hat beachtliche Ausmaße: Sie ist 3,3 Meter hoch, hat einen Durchmesser von 2,7 Meter und wiegt 70 Tonnen. Geschmiedet wurde sie im Jahr 1636. Sie wird nur zwei Mal im Jahr geschlagen, einmal zum Gedenken an den Gründer der buddhistischen Jodo-Schule Honen im April und in der Nacht vom 31. Dezember auf den 01. Januar für das Joya no Kane. Es gibt nur drei Glocken dieser Größe in Japan, die anderen zwei befinden sich im Hokoji-Tempel (Kyoto) und im Todaiji (Nara).
大鐘
ōgane
Große Glocke
大鐘楼
daishōrō
Großer Glockenturm
Joya no Kane — In Japan wird in zahlreichen Tempeln am 31. Dezember gegen 23 Uhr damit angefangen, die tempeleigene Glocke insgesamt 108 Mal zu schlagen. Man sagt, dass das Läuten der Glocke 108 Mal von irdischen Begierden wie Wut, Gier und Besessenheit befreien soll. Für diesen unter joya no kane bekannten Brauch ist der Chionin-Tempel besonders berühmt, da die Tempelglocke hier so groß ist, dass es ein Team aus 17 Mönchen bedarf, um den riesigen Holzstamm zum Läuten der Glocke in Bewegung zu setzen. Dieses Spektakel lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher an, der Andrang ist daher gewaltig.
Mehr Hintergründe zu dem Brauch:
Gärten: Hojo und Yuzen’en
Die beiden Gärten des Chionin stellen gleichzeitig auch die Bezahlbereiche des Tempels dar.
Yuzen’en: 300 Yen
Hojo: 400 Yen
Kombiticket Yuzen’en und Hojo: 500 Yen
Der Eingang zum Yuzen’en-Garten befindet sich am Anfang direkt am Sanmon-Tor bzw. am Fuße der Onnazaka-Steige. Neben dem offensichtlichen Garten gibt es hier auch zwei Teehütten, die man aber weder betreten noch in diese hineinschauen kann. Große Teile des Gartens sind von Bäumen beschattet, vor allem der Bereich um die Teehütten. Aber allgemein gibt es quasi keine Sitzgelegenheiten dort, was irritierend ist.
Der Weg zum Hojo-Garten ist aufwendiger: Man betritt die zentrale Mieido-Halle (Schuhe mitnehmen!) und folgt der Veranda vom Eingang aus nach rechts und umrundet so die Halle auf der Ostseite. Man folgt dem Verbindungsstück zum nächsten Gebäude, wo sich dann auch die Kasse befindet. Hier kann man sich dann das Hojo-Gebäude selbst (Fotografierverbot) anschauen, den Garten zum Hojo, die weiter hinten liegende, kleinere Gongendo-Halle, bevor man sich zum Schluss dann zurück im Garten auf einen kleinen Pfad begibt, der einen höher auf den Hang führt. Man kommt an einer Hütte mit Garten heraus, der “Bergrast” (santei) genannt wird. Durch eine kleine Tür verlässt man schließlich diesen Bezahlbereich und kommt an einem der oberen Friedhöfe heraus.
Die grünen Blobs im Hojo-Garten sind Satsuki-Azaleen, die von Ende Mai bis Mitte Juni blühen.
Müsste Jakyo eine Empfehlung aussprechen, dann geht diese klar in Richtung Hojo. Hier gibt es schlicht mehr einzigartige Anblicke, die auch im Gedächtnis bleiben können und klar die Handschrift des Tempels tragen. Der Yuzen’en-Garten dagegen ist einfach zu generisch und wird wohl niemanden vom Hocker hauen. Allerdings kostet das Kombiticket nur schlappe 100 Yen mehr als das Hojo-Einzelticket, wird also keinen Japanbesucher in finanzielle Probleme stürzen. Doch wer sich z.B. aus Zeitgründen für einen Bereich entscheiden muss, oder weil man im Sommer kurz vor dem Hitzekoller steht und dringend Schatten und Rastgelegenheit braucht: Hojo.
JAKYO und Chionin – eine lange Geschichte
(03/2020) Es musste irgendwie so kommen. Auch wenn JAKYO schon seit 2009 jährlich in Kyoto herumgeistert, gehört der Chionin zu denjenigen Tempeln, an denen man oft vorbeigelaufen ist, aber nie ernsthaft besucht hat. Zunächst aus Desinteresse, ab 2012 dann aber wegen der langjährigen Restaurierung der Mieido-Halle (2012-2020). Während dieser Restaurierung wurde die Halle komplett von Gerüsten und Planen umhüllt, was die Hauptansicht des Tempels erheblich störte. Die Gerüste wurden dann endlich 2019 abgebaut, was JAKYO zum Besuch veranlasste — allerdings eher spontan, unvorbereitet und etwas in Eile. Das führte wiederum dazu, dass die beiden Gärten (Hojo- und Yuzenen-Garten) komplett übersehen wurde. Daher kann hier an dieser Stelle die Warnung ausgesprochen werden, dass ohne etwas Vorbereitung kleine, aber wichtige Teile des Tempels unabsichtlich ausgelassen werden könnten. Die Geschichte ist daher noch nicht zu Ende…
(12/2022) Jakyo hat inzwischen im November 2022 den Chionin ausführlich besucht, inkl. aller Gärten! Eine perfekte Bilanz ist es aber nach wie vor nicht, denn Jakyo ist noch nicht persönlich die nördliche Kuromon-Steige auf und ab gegangen.
Zen Gardens: The Complete Works of Shunmyo Masuno
Shunmyo Masuno, Japan's leading garden designer, is at once Japan's most highly acclaimed landscape architect and an 18th-generation Zen Buddhist priest, presiding over daily ceremonies at the Kenkoji Temple in Yokohama. He is celebrated for his unique ability to blend strikingly contemporary elements with the traditional design vernacular. He has worked in ultramodern urban hotels and in some ...
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Jakyo-Bewertung
JAKYO
4.1
von 5
Chion'in-Tempel
Beachtliche Tempelanlage im östlichen Herzen von Kyoto. Durch die Hanglage verteilen sich die gewaltigen Tempelgebäude auf mehrere Ebenen. Zwei Gärten und eine ganze Menge zu erkunden.
Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: chion'in 語知恩院
Formeller Name: kachōzan chionkyōin ōtanidera 語華頂山 知恩教院 大谷寺
Bergname: kachōzan 語華頂山
Weitere
吉水禪房 yoshimizu zenbō
ちよいんさん chiyoi san
ちおいんさん chion'in san
Öffnungszeiten & Eintritt
※ Saisonal können die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde abweichen.
※ Sofern nicht anders vermerkt: täglich geöffnet.