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Der Toji-Tempel liegt im südwestlichen Kyoto und ist bequem zu Fuß in 15 Minuten vom Hauptbahnhof zu erreichen. Berühmt ist der Tempel wohl vor allem wegen seiner fünfstöckigen Pagode, deren Inneres zwei Mal im Jahr im Rahmen von Sonderöffnungszeiten einsehbar ist. Die Pagode sticht im ansonsten flachen Stadtbild von Südkyoto auch sehr heraus. Ein Sinnbild für diese Landmarke ist die Fahrt mit der Kintetsu-Bahnlinie von Nara nach Kyoto fährt — spätestens wenn man die Pagode erspäht, weiß man: “Ah, Kyoto!”. Neben der markanten Pagode ist die Hauptansicht des Tempels seine zwei großen Hallen und der recht groß ausfallende Gartenbereich. Und den Subtempel Kanchiin sollte man auch nicht übersehen.
Toji-Tempel
Allgemein
Der Toji-Tempel wurde 796 als Schutztempel für Kyoto (damals: Heiankyo) errichtet. Auch wenn der Name direkt übersetzt Osttempel bedeutet, so bezieht sich dessen Lage auf das südliche Eingangstor zu Kyoto, dem Rashomon-Tor. Um dieses Tor respektive ganz Kyoto aus südlicher Richtung zu schützen, wurde östlich des Tors der Osttempel Toji gebaut, auf der westlichen Seite der Westtempel Saiji. Leider hat nur der Toji die Mühlen der Zeit überlebt. Und ja, bei diesem Rashomon-Tor handelt es sich um das Tor, das dem gleichnamigen Film Rashomon von Akira Kurosawa seinen Namen verliehen hat.
Norden
平安京大内裏
Heiankyo-Palast
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西寺 羅生門 東寺
Saiji — Rashomon-Tor — Toji
Süden
823 ernannte Saga-Tenno den Gründer der buddhistischen Shingon-Schule Kobo Daishi (Kukai) zum Abt des Tempels. Trotz seiner bereits 30-jährigen Bauzeit war der Toji zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig gestellt. Unter Kobo Daishi wurde die Pagode und die großen Hallen gebaut. Dank seines wachsenden Einflußes in der Hauptstadt konnte Kobo Daishi auch seine 816 etablierte Tempelanlage auf dem Berg Koya weiter ausbauen. Der Toji-Tempel in Kyoto ist heute der Haupttempel der buddhistischen Shingon-Schule und mit den Tempelanlagen auf dem Berg Koya die zwei wichtigsten Stätten im Shingon-Buddhismus.
Die meisten der heutigen Gebäude gehen auf Rekonstruktionen während der Edo-Zeit (1603-1868) zurück, da der Tempel 1486 einem großen Feuer zum Opfer gefallen ist.
Bereiche und Karte
Der Toji-Tempel hat recht viele Bereiche, die man getrennt voneinander besichtigen kann, was zu zahlreichen Sonderöffnungszeiten und variierenden Eintrittspreisen führt. Der Tempel selber erleichtert die Informationssuche auch nicht gerade: während es auf der englischen Webseite Infos bzgl. Eintrittspreis und Öffnungszeit zum Shoshibo gibt, wird der Subtempel Kanchiin im englischen Bereich nicht ein einziges Mal erwähnt. Auf der japanischen Seite ist die Situation umgekehrt: Kanchiin alles da, Shoshibo Fehlanzeige – aber immerhin wird hier das Shoshibo vorgestellt.
① Freier Eingangsbereich mit der Jikido- und Mieido-Halle.
② Hauptbereich mit der großen Kodo-Halle (oben) und Kondo-Halle (unten), Garten und der berühmten fünfstöckigen Pagode. Im Frühling wird zusätzlich abends ein Light-Up-Event um die Kirschblüten herum veranstaltet.
③ Das Shoshibo-Anwesen mit Garten. Nur während den Sonderöffnungszeiten.
④ Die Schatzkammer Homotsukan. Nur während den Sonderöffnungszeiten.
⑤ Der Subtempel Kanchiin.
Rundgang
Den Toji-Tempel kann man nur über das Nordtor Kitadaimon oder das nordwestliche Keigamon-Tor betreten. In den meisten Fällen dürfte es aber das Keigamon-Tor sein, welches Jakyo daher als Haupttor deklariert. Von hier aus gesehen befindet sich direkt nach dem Durchgang auf linker Seite das Hozo, umgeben von einem Wassergraben. Folgt man dem Weg, kommt man direkt zur großen Jikido-Halle, der Speisehalle des Tempels. Südlich davon befindet sich die Verkaufsstelle für alle Eintrittstickets, je nachdem was derzeit geöffnet hat und was man besuchen möchte. Geht man weiter nach Westen, kann man noch die Mideido-Halle besichtigen, in der eine Statue von Kobo Daishi aufbewahrt wird, dem Gründer der buddhistischen Shingon-Schule, zu der auch der Toji gehört.
Hauptbereich Hallen, Garten und Pagode
Man betritt den Hauptbereich vom Norden her, daher macht es Sinn, sich zuerst den beiden großen Hallen — der Lehrhalle Kodo und der Haupthalle Kondo — zu widmen. Diese sind schattig und kühl, was vor allem im Hochsommer eine Wohltat ist und auch genutzt werden sollte. Auf der kompletten Länge der Südwände kann man sich auch hinsetzen. In den Hallen stehen beeindruckende, da vor allem übergroße buddhistische Götterstatuen — allein wegen diesen Statuen lohnt sich schon der Besuch. Fotografieren ist hier allerdings nicht erlaubt, daher der Verweis auf die Webseite mit Impressionen vom Innenleben und Erklärungen auf Englisch zu den Statuen: Lehrhalle Kodo | Haupthalle Kondo
Auch wenn die buddhistischen Statuen das Highlight des Tempels sind, so liegt der Titel für die berühmteste Ansicht wohl bei der fünfstöckigen Pagode. Die heutige Pagode stammt aus dem Jahr 1644, nachdem sie seit ihrer ursprünglichen Errichtung im 9. Jahrhundert vier Mal niedergebrannt ist. Erstaunlich ist, dass keiner der Holzpfeiler in den Boden hineinragt. Die Pagode steht lediglich auf der Steinplattform und macht diese damit zu einem beeindruckenden Beispiel von erdbebensicherer Konstruktion. Allgemein kann man die Pagode nur von außen betrachten. Zu den Sonderöffnungszeiten wird der Blick auf das Innenleben der untersten Ebene mit seinen u.a. vier Buddhas freigegeben. Sobald man aber die Plattform betritt, herrscht striktes Fotografieverbot. Auch hier ein Verweis auf die Webseite: Pagode
Bleibt nur noch der Garten übrig, bei dem es sich um einen Teichgarten mit Schildkröten handelt. Der Garten ist jetzt nicht unbedingt das Highlight des Toji-Tempels, aber ein netter Ruhepol im sonstigen Trubel. Wenn die Satsuki-Azaleen ab Ende April blühen, wird die Szenerie mit der Pagode im Hintergrund um eine ganze Ecke photogener. An der Nordseite des Gartens, wieder nahe am Eingang, wird man noch einen Shidarezakura-Kirschbaum bemerken. Interessant ist dessen Pflanzung: da der Tempel eine historische Stätte ist, darf der Boden nicht einfach begraben werden. Stattdessen hat man einfach Erde aufgeschüttet und in diese den Kirschbaum gepflanzt. So kann man baurechtliche Einschränkungen wohl auch umgehen.
Shoshibo
Das heutige Shoshibo-Anwesen wurde 1934 zum 1100-jährigen Gedenken an den Todestag von Kobo Daishi errichtet. Dieses für die für die Baukunst der Showa-Zeit repräsentative Anwesen besteht aus sechs Räumen mit bemalten Fusuma, die alle vom Maler Domoto Insho angefertigt wurden. Der dazugehörige ①chōshin’en genannte Garten wurde ebenso wie der Garten des Heian-Jingu-Schreins von Ogawa Jihei angelegt. ①澄心苑
Die wichtigste Räumlichkeit des Shoshibo ist die chokushi no ma, in dem die kaiserlichen Gesandten (chokushi) empfangen wurden. Hier befinden sich die mit reichlich goldfarbener Erde verzierten Fusuma-Gemälde “Kraniche am Gebirgsbach” und “Illustration Sonne und Berge”.
Eindrücke des Shoshibo auf der Webseite.
Schatzkammer Homotsukan
In der Schatzkammer (jp. hōmotsukan) befinden sich diverse Schätze und Ausstellungsstücke des Tempels. Die beeindruckensten Objekte sind zweifelsohne die übergroßen Buddha-Statuen des tausendärmigen Kannon und des Tobatsu-Bishamonten. Ansonsten ist das Homotsukan leider recht schmucklos und die Informationen nur in japanischer Sprache gegeben. Wenn man diese Statuen nicht unbedingt sehen möchte, dann ist das Homotsukan die eine Sache, die man ruhigen Gewissens auslassen kann.
Eindrücke des Homotsukan auf der Webseite.
Subtempel Kanchiin
Der Kanchiin ist ein kleiner, aber sehr feiner Subtempel, dessen Innenleben deutlich weiträumiger ist, als man von außen zunächst vermuten könnte. Den Subtempel erreicht man schnell, wenn man sich von der Verkaufsstelle nach Norden wendet, an der Jikido-Halle vorbei und durch das große Kitadaimon-Nordtor. Über die Brücke und dann noch ein kleines Stück strikt nach Norden, denn der Eingang zum Kanchiin befindet sich an der Ostwand der Mauer. Das Eingangstor ist deutlich mit Papierlaternen markiert.
Im Kanchiin herrscht leider wieder ein Fotografieverbot, glücklicherweise aber nur für die Innenräume. In Richung Gärten darf man jederzeit fotografieren.
Was erwartet den Besucher aber im Kanchiin? Wie man schon vermuten kann, etliche prächtige Innenräume. Das persönliche Highlight für Jakyo sind die Teezimmer, die sich im nordöstlichen Eck befinden. Großgewachsene und Rucksacktragende müssen hier aber sehr aufpassen, um nirgends hängenzubleiben. Im gemeinsamen Garten der Teezimmer befindet sich zudem ein shishi odoshi genannter Rehschreck, der mit seinem markanten Geräusch regelmäßig auf sich aufmerksam macht. Diese sind recht selten, bekannt für dieses Objekt ist vor allem der Tempel Shisendo.
Der Steingarten (karesansui) des Subtempels ist naturgemäß recht simpel, hat aber seinen Charme und die Pagode des Haupttempels bekommt man hier mit aufs Bild. Was will man mehr für ein Fotomotiv?
Eindrücke des Subtempels Kanchiin
Monatlicher Flohmarkt Kobo-san
Jeden Monat am 21. findet am Toji ein großer Flohmarkt namens Kobo-san statt. Wer japanische Flohmärkte bereits besucht hat, der weiß, dass sich diese deutlich mehr lohnen als der tpyische Flohmarkt hierzulande. Oft bekommt man hier gebrauchte Kimono und auch handwerklich sehr schöne Objekte. Es lohnt sich also. Wer den Toji-Flohmarkt am 21. verpasst, hat ein paar Tage später eine zweite Chance am Kitano-Tenmangu-Schrein, der ebenso monatlich am 25. einen Flohmarkt veranstaltet.
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Jakyo-Bewertung
JAKYO
4.5
von 5
Toji-Tempel
Im Großen und Ganzen recht simple Tempelanlage mit einer berühmten Pagode. Dazu große, beeindruckende buddhistische Statuen in noch größeren Hallen. Im Norden angeschlossen bietet der kleine Subtempel Kanchiin etliche, wunderschöne Teezimmer.
Galerie
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Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: tōji 語東寺
Formeller Name: 語金光明四天王教王護国寺秘密伝法院 弥勒八幡山総持普賢院 | 弥勒八幡山総持普賢院
Tempelname: kyōōgokuji 語教王護国
Bergname: hachiman'yama 語八幡山
Weitere
左大寺 sadaiji
Öffnungszeiten & Eintritt
※ Saisonal können die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde abweichen.
※ Sofern nicht anders vermerkt: täglich geöffnet.
*Nur während folgenden Sonderöffnungszeiten:
Frühling: Ende März bis Anfang Mai
Herbst: September bis Ende November
Die reguläre Besichtigung lässt sich gut in einer halben Stunde bewältigen, aber während den Sonderöffnungszeiten und wenn man sich alle Bereiche anschauen möchte, sollte man mindestens zwei Stunden einplanen.