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Kyushu ’22 Tag 3: Abfahrt aus Yufuin. Begegnung mit der Jietai. Nabegataki-Wasserfall. Der wundervolle Aso-Kuju-Nationalpark. Takachiho mit seiner Schlucht und der gruseligen Höhle. Nobeoka, das niemand kennt.
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Kyushu22 - 28. Nov: Futagoji, Kyu-Sentoji, Berg Yufu und Onsenstadt Yufuin
Auch der zweite Tag fängt mit einem Ziel an, der mit Bus oder Bahn nicht zu erreichen ist: der Tempel Futagoji. Noch mehr gilt das für die Tempelruine Kyu-Sentoji, der direkt im Anschluss besucht wurde. Berg Yufu: der Beginn des Patagoniens von Japan. Relativ früh dann die Ankunft in der Onsenstadt Yufuin.
Alle Orte und Routen sind auf der Karte markiert, die am Ende der Seite verlinkt ist!
Abreise aus Yufuin
Nachdem wir in unserer Ryokan-Unterkunft Waremokou nach zahlreichen Hüpfern in den privaten Freiluftonsen endlich mal auch im Bett gelandet sind, wachten wir am nächsten Morgen sehr entspannt auf. Der erste Blick aus dem Fenster bestätigte leider auch das, was wir durch den Wetterbericht schon befürchtet hatten: eine dicke Nebelsuppe mit leichten Regen. Passend dazu auch rythmische Donnerschläge… moment, rythmisch? Diese Donnerschläge waren schon verdächtig gleichmäßig. Es hörte sich mehr so als, als ob in der Ferne eine Kami-Gottheit für No-Theater auf eine Trommel schlägt. Beim üppigen Frühstück fragten wir unschuldig nach dem Wetter und ob das wirklich Donner (oder Kami, im Gedanken) sei. Nichts dergleichen. Es stellte sich heraus, dass die japanischen Selbstverteidigungsstreitkräfte (Jietai) Übungen in Hörreichweite abhielten. Waaaas!? Not in my Onsen-Stadt!
Leider mussten wir uns dann so langsam von unserem Zimmeronsen verabschieden – aber nicht, bevor wir noch ordentlich Wasser abgefüllt haben. Onsenstädte sind neben ihrem Onsenwasser meistens auch für ihr überragendes Quellwasser bekannt und das Waremokou ist sogar direkt mit einer dieser Quellen verbunden. Das hat uns den Weg zu einer separaten Abfüllmöglichkeit erspart.
Vom Waremokou steuerten wir sodann das erste Ziel des Tages an, den Nabegataki-Wasserfall. An der nördlichen Grenze des Gebiets um den Berg Aso kamen uns dann schließlich gepanzerte Fahrzeuge entgegen. Ja, es waren eindeutig keine Donnerschläge gewesen, sondern die Jietai.
Nabegataki-Wasserfall
Von Yufuin aus ging es Richtung Südost, zunächst am Berg Aso vorbei, dann deutlich Richtung Westen, zum Schluss durch die Kleinstadt Oguni, in deren Nordost-Eck sich der Nabegataki-Wasserfall befindet. Das lokale Maskottchen, welches neben der Kasse stand, birgt Potenzial für Alpträume.
Der Nabegataki ist ein recht breiter Wasserfall, hinter dem sich eine Höhle befindet. Von der Größenordnung her alles sehr überschaubar. Man wird es nicht bereuen, hierher gefahren zu sein, aber wenn man es nicht macht, ist es auch kein großer Verlust.
Fahrt durch den Aso-Kuju-Nationalpark
Der nächste Tagespunkt war ein unerwartetes Highlight, den uns selbst der starke Nebel nicht so richtig vermiesen konnte. Von Norden her fuhren wir in den Aso-Kuju-Nationalpark um den Aso-Berg herum hinein, den wir bereits am 01. April 2022 besucht haben, allerdings mit Bus und wenig Glück. Auch wenn uns das volle Panorama verwehrt blieb, hinterlies die Landschaft einen bleibenden Eindruck bei uns. Das Patagonien von Kyushu!
(Zurück in Deutschland beim Aufarbeiten der Route ist Jakyo aufgefallen, dass wir zwar direkt am Kamishiki-Kumano-Imasu-Schrein (GMaps) vorbeigefahren sind, aber nichts davon wussten. Ärgerlich. Dieser Schrein wäre definitiv das Upgrade zum Kamo-Schrein nördlich von Kyoto (GMaps) gewesen. Beim nächsten Mal!)
Takachiho
Nach etwas mehr Fahrt kamen wir dann an einem der berühmtesten Orte in Kyushu an, der Schlucht in Takachiho, durch die der Gokase-Fluss fließt. Takachiho selbst ist eine sehr überschaubare Kleinstadt, die vor allem auch für den erfolgreichen Kendoclub der lokalen Highschool bekannt ist. Takachiho befindet sich im Norden der Miyazaki-Präfektur.
Die Straße hinunter zum Fluss in die Schlucht ist recht abenteuerlich. Etliche scharfe 180°-Kurven, schmale Straße. Man kann hier etwas spazieren gehen, aber die Hauptattraktion ist eindeutig die Bootsfahrt durch die Schlacht. Diese ist allerdings mit etwa 35 € pro 30 Minuten ordentlich bepreist. Der Spätherbst ist hier definitiv keine Hochsaison, eine gute Sache. Die Anzahl der Boote war daher recht gering und Jakyo möchte sich die Hochsaison hier gar nicht erst vorstellen, wenn alles regelrecht verstopft mit Booten ist. Die durchschnittlichen Ruderfähigkeiten der Besucher hier ist wie zu Erwarten nicht sonderlich hoch. Die Fahrt durch die Schlucht ist definitiv schön, aber es ist empfehlenswert, die Erwartungen nicht zu hoch anzusetzen.
Auch wenn es nicht überall danach aussieht, aber scheinbar ist die Schlucht komplett auf natürlichen Wege entstanden.
Nach der Bootsfahrt ging es wieder hoch, raus aus der Schlucht und direkt zum naheliegenden Takachiho-Schrein. Ebenfalls überschaubar, aber mit gewaltigen Bäumen.
Das zweite Hauptziel neben der Schlucht war die Ama-no-Iwato-Höhle. Diese befindet sich in einer größeren Höhle an einem Flussbett, vor der ein Torii-Schreintor steht, dazu ein gespanntes Seil über die gesamte Breite. Wer Angst vor Geistern hat, sollte um diesen Schrein einen riesigen Bogen machen.
In der shintoistischen Mythologie ist diese Höhle ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Hier versteckte sich die Gottheit Amaterasu nach einem Streit mit Susanoo, was die Welt in Dunkelheit tauchte. Die Götter berieten sich vor der Höhle, wie sie die sich weigernde Amaterasu aus der Höhle hervorlocken könnten. Die Gottheit Ame-no-Uzume vollführte einen Tanz, der die zahlreich anwesenden Gottheiten in stürmisches Gelächter ausbrechen ließ. Das erregte die Aufmerksamkeit von Amaterasu, die neugierig aus der Höhle kam und dabei direkt ergriffen wurde. Die Höhle wurde zur Sicherheit mit einem Seil versiegelt. Es herrschte wieder Licht. (Wikipedia)
Die Höhle Ama-no-Iwato gehört zum naheliegenden Ama-no-Iwato-Schrein, zu dem es anschließend ging. Im Gegensatz zum “Schrein” in der Ama-no-Iwato-Höhle entspricht der Schrein hier wieder dem Bild eines typischen Schreins, denn hier findet man sämtliche Schreingebäude vor. Mit einer großen Ausnahme, die den Schrein einzigartig macht: es gibt hier keine Haupthalle (Honden), in dem die Kami-Gottheit eingeschreint ist! Dem Honden vorgelagert ist normalerweise die Gebetshalle (Haiden), die es auch hier gibt. Hinter der Gebetshalle allerdings befindet sich erstmal eine Schlucht, durch die der Iwato-Fluss fließt. Auf der anderen Uferseite allerdings, die sich wegen eines Hügels wie eine Wand emporhebt, ist ein gewaltiges Seil von etwa 12 Meter Länge gespannt — der “Ersatz” für die fehlende Haupthalle. All das sieht man allerdings nur mit der vom Schrein angebotenen Führung, die kostenlos im Viertelstundentakt stattfindet und hinter die Gebetshalle führt. Bevor man diesen Bereich aber betreten darf, muss man geweiht werden (salopp: weißer Papierwedel, dazu der Weihspruch). Hinter der Gebetshalle wird man dann zu einem Balkon geführt, von der man aus die Schlucht und das Seil sehen kann und den Erklärungen des Priesters lauscht. Fotografieren streng verboten.
Wir hatten hier sehr viel Glück. Die letzte Führung beginnt um 16:45 Uhr, wir kamen allerdings erst 16:50 Uhr an. Die letzte Führung war bereits im Gange und so warteten wir darauf, bis der Priester mit seinen letzten Gästen wieder vor die Gebetshalle kam in der Hoffnung, noch eine kurze Extrawurst zu bekommen. Kurz bevor die letzte Führung zu Ende war, kam der junge Schreinmitarbeiter, bei dem wir zuvor unsere Goshuincho gelassen haben, zu uns und entschuldigte sich — er hat einen kleinen Fehler bei Jakyos eigenen Goshuin gemacht und erstattete trotz Widerworte sogar die 300 Yen wieder. Wir teilten ihm daraufhin unser Anliegen mit und er legte beim Priester ein gutes Wort für uns ein. Das war vielleicht gar nicht notwendig, denn der Priester war sehr nett und geleitete uns in einer verkürzten Führung hinter die Gebetshalle. Diesen Anblick wegen fünf Minuten zu verpassen wäre wirklich ärgerlich gewesen.
Nach dieser schönen Erfahrung ging es Richtung Hotel in der Stadt Nobeoka.
Nobeoka
Nobeoka? Noch nie gehört? Kein Problem. Um für den nächsten Tag etwas Zeit zu sparen, haben wir mit Absicht kein Hotel in Takachiho gesucht, sondern unbestimmt zwischen Takachiho und unserem nächsten Ziel weiter im Süden, die Stadt Miyazaki. Das hatte den Vorteil, dass wir nach Takachiho noch etwas Strecke hinter uns bringen konnten, da wir nach Einbruch der Dunkelheit in Takachiho sowieso nichts mehr auf dem Plan hatten. Dafür konnten wir dann am nächsten Tag früher in Miyazaki ankommen. Die Wahl fiel dabei recht zufällig auf Nobeoka — eine ganz gewöhnliche Stadt, in die sich normalerweise keine Touristen und schon gar keine ausländischen Touristen hin verirren. Das führte später zu vermehrten “Gefährderansprachen” im Badehausbesuch…
Das Hotel der pragmatischen Wahl war das Area One Nobeoka. Spartanisch, kleines Zimmer, aber niedriger Preis und gute Lage. Koffer im Zimmer abgelegt, frisch gemacht, auf zum Essen!
Auch beim Thema Essen war alles simpel: das Restaurant mit den leckersten Bildern gewinnt. So landeten wir im Rikyu. Udon, Soba und mehr, die Auswahl wurde nicht bereut.
Der obligatorische Badehausbesuch fand im Funa-no-Yu statt, dem lokalen Platzhirsch. Das war allerdings kein Onsen, sondern ein typischer Sento (Onsen? Sento?), was man spätestens im Badebereich bemerkt hat: Duschbereich, dahinter ein verhältnismäßig großes Bad, in der Ecke noch eine Sauna. Alles sehr zweckmäßig in feinster Badezimmeroptik, keine Holzverkleidung o.ä. Nach der Erstreinigung per Dusche und dem langen Einweichen im Bad war es Zeit, das Sento wieder zu verlassen. Doch ohne es bemerkt zu haben wurde Jakyo bereits beobachtet. Bei der Frischmachdusche nach Verlassen des Bades wurde Jakyo von seinem Duschnachbar angesprochen, ein junger Kerl Anfang 20. Definitiv, um sein Englisch zu üben, was auch gar nicht so schlecht war. Aufgefallen sei ihm, dass Jakyo nicht die Sauna benutzt hat. Er: “Japaner lieben Saunas!” — Sorry, Jakyo ist kein großer Saunafan! Fußball wurde natürlich auch zum Thema, der Sieg Japans über Deutschland war noch ganz frisch. Insgesamt ein recht netter Smalltalk zum Großteil in Englisch, zwischendurch auch Japanisch. Erfolgreich absolviert, ab in den Umkleidebereich.
… und die nächste Ansprache folgte. Dieses Mal ein älterer Herr über 50. Dieses Gespräch wurde anstrengender, denn diese Generation hängt oft sehr stark in der Vorstellung fest, dass Ausländer prinzipiell kein Japanisch können und wenn doch, dann maximal einzelne Wörter. So verlief auch das ganze Gespräch: Er gab Stichwörter vor, Jakyo musste sich einen Reim darauf machen und in ganzen japanischen Sätzen antworten. Mit jedem Wort wechselte auch abrupt das Thema. Woher Jakyo kommt war am Anfang noch das Einfachste. Wohin es am nächsten Tag geht? Miyazaki, zu den bekannten Schreinen Aoshima und Udo. Dann plötzlich: “Tori!” Tori für Hühnchen oder war das Torii für Schreintore? Es war tori für Hühnchen, denn Miyazaki ist wohl bekannt für Hühnchen. Ok, so wie der gesamte Rest von Kyushu eigentlich auch. Jakyo war dann auch ganz froh, als das Gespräch nach endlos erscheinenden Minuten schließlich vorbei war.
… denn die nächste Ansprache war die Lustigste. Jakyo musste in der Nähe der Kasse noch auf seine bessere Hälfte warten, in einem Wartebereich mit Tischen und Fernseher. Etwas versunken im Handy hörte Jakyo plötzlich sehr enthusiastisch “NATCHAN!” direkt neben sich. Leicht erschrocken fiel der Blick auf einen sympathisch wirkenden Herr in seinen Vierzigern, mit leicht roten Kopf. In seiner Hand hielt er Jakyo eine kleine Flasche Apfelsaft mit dem berühmten Maskottchen Natchan entgegen, als Geschenk. Kurze Erklärung, dass das Natchan ist — das war auch die ganze Erklärung dazu — woraufhin er sich auf einen Tisch in der Nähe saß. Es folgte das Übliche woher, was machst du, Japan vs. Deutschland, aber glücklicherweise weder aufdringlich noch anstrengend, mit ganzen Sätzen von beiden Seiten! Am Ende entschuldigte er sich noch, dass er bereits etwas betrunken sei. Völlig in Ordnung! Zwischendurch hallte noch ein kräftiges “BYE!” durch den Wartebereich — der ältere Herr von zuvor war dabei, das Sento zu verlassen, musste sich aber natürlich lautstark von Jakyo verabschieden.
Für all das bleibt Nobeoka in Erinnerung.
Das Frühstück im Hotel am nächsten Morgen war ordentlich. Dafür lässt sich das Area One Nobeoka empfehlen, sollte es sonst mal jemanden nach Nobeoka verschlagen.
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National Geographic Traveler Japan 6th Edition
Inspiring photography, insider tips, cultural interpretation, and expert advice are hallmarks of these bestselling travel guides, ensuring a more authentic, enriching experience of the destination.
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