Inhalt
Der Kokedera ist ein nicht ganz so kleiner, aber dennoch sehr verwunschener Ort im äußeren Westen von Kyoto. Wer in Moos auch nur ein klein wenig mehr sieht als zu entfernendes Unkraut, der wird sich hier wie in einer kleinen Oase vorkommen. Soweit, so uneingeschränkt empfehlenswert. Wenn da allerdings nicht zwei große Hindernisse wären, die der Empfehlung für den Saihoji (offizieller Tempelname) ordentlich in die Parade fahren können, je nach Schmerzgrenze des Besuchers.
Über Kokedera
Allgemein
Der Besuch des Moostempels Kokedera ist definitiv etwas besonderes, allerdings auch nur mit Reservierung möglich und hat seinen Preis: ganze 3000 Yen wird für den Eintritt verlangt und dürfte damit der teuerste Tempeleintritt in ganz Kyoto, vielleicht auch ganz Japan sein. Bereits vor meinem Besuch im Jahr 2012 etablierte sich der scherzhaft gemeinte Ausspruch “gierige Buddhisten!”, wenn z.B. innerhalb eines Tempels für einen Bereich noch einmal eine Gebühr erhoben wurde und so insgesamt die 1000-Yen-Marke erreichte – die erste Verwendung des Ausspruchs erfolgte der Sage nach wohl im Byodoin-Tempel in Uji. Man kann sich gut nun vorstellen, warum dieser Ausspruch nach dem Besuch des Kokedera nicht mehr so scherzhaft gebraucht wurde.
Der Besuch des Tempels besteht aus zwei Teilen: zuerst nimmt man an einer buddhistischen Zeremonie in der Haupthalle teil, die von Tag zu Tag unterschiedlich sein kann. An dieser muss man zwar teilnehmen, aber nicht aktiv mitmachen, es sollte daher niemanden abschrecken.
Die Zeremonien umfassen u.a.:
- Meditation
- Sutren schreiben
- Sutren rezitieren
Sutren rezitieren ist für ungeübte Personen bzw. ohne fortgeschrittene Japanischkenntnisse unmöglich. Sutren schreiben könnte funktionieren. Und wenn man Glück hat, erwischt man die Meditation. Wir haben Sutren rezitieren erwischt, wobei das Rezitieren hauptsächlich die Mönche übernehmen und eine ziemlich intensive Erfahrung ist.
Der zweite Teil des Besuchs, nach der Zeremonie, ist der Besuch des Tempelgartens, welcher vermutlich auch das Hauptziel der meisten Besucher darstellt. Man bekommt etwa 90 Minuten Zeit, um sich frei den Garten anzuschauen.
Reservierung
Wie weiter oben bereits erwähnt, kann man den Kokedera nicht ohne weiteres und schon gar nicht spontan besuchen. Man muss eine Reservierung machen. Per Post. Ja, diese flachen Dinger aus Papier. Und ja, auch aus dem Ausland. Neben dem Preis ist die Reservierung das zweite große Hindernis für den Besuch des Tempels. Zwar hat sich die Prozedur der Anmeldung in den letzten Jahren nicht geändert, aber wenigstens gibt es inzwischen eine vernünftige und auch englischsprachige Webseite (Link siehe unten), auf der alles erklärt wird und sogar ein Template für den Brief bereitstellt. Macht es zwar nicht weniger umständlich, aber dafür deutlich weniger obskurer mit weniger fragwürdigen Angeboten im Vergleich zu früher.
Wer sich die Arbeit mit der Reservierung abnehmen lassen und obendrauf eine Führung in Anspruch nehmen möchte, der kann exakt das auf Voyagin buchen°.
Dieses Anmeldeprozedere war aber nicht immer so. Bis 1977 war der Tempel jederzeit ohne Voranmeldung besuchbar. Es gab aber wohl Probleme mit der Menge an Besuchern und damit einhergehend auch zu viel Müll, zu viele Autos, die die Anwohner störten etc. Als Konsequenz wurde dann nach und nach die Anzahl an Besuchern reduziert, bis man auf die noch heute angewendete Reservierung per Brief umstellte.
Der Tempel Kokedera ist definitiv besuchenswert und der Garten sehr schön sogar, aber es muss jeder für sich entscheiden, ob es den Aufwand für die Anmeldung und den Eintrittspreis wert ist. In diesem Sinne: gierige Buddhisten!
Rundgang
Die wohl berühmteste Ansicht im Kokedera ist folgendes Bild. Oft sieht man diese Szenerie auf Social Media Seiten in pink, um vermutlich viel Staunen und likes abzusahnen. Aber wie man sieht, entspricht pink nicht ganz der wahren Farbgebung…
Ohne Frage, überall Moos. Sogar das absolut flauschigste Moos, welches jakyo jemals zwischen die Griffel bekommen hat! Noch flauschiger als das ohnehin schon superflauschige Sugigoke-Moos. Man findet es gegen Ende an einer Wand.
Video: Begin Japanology – Moss / In folgenden Video von Begin Japanology hat der Saihoji von 11m12s bis 12m56s seinen eigenen Auftritt: (das Video wurde inzwischen leider gelöscht)
Jakyo-Bewertung
JAKYO
4
von 5
Kokedera-Tempel
Der Tempel mit dem weitläufigsten und flauschig-moosigsten Moosgarten in Kyoto. Mehr Moos geht nicht. Leider nur mit Reservierung inkl. umständlichen Anmeldeprozedere.
Wunderschöner Moosgarten
Umständliches Anmeldeprozedere per Briefpost, welches eher vom Besuch abhält
Machiya: The Traditional Townhouses of Kyoto
The definitive book on machiya showcasing their traditional appearance and recent transformation explained in bilingual text. From private residences to renovated properties operating as businesses, this book introduces everything you need to know about Machiya, also including never-before-seen cultural properties, with detailed and accessible commentary in bilingual text. Machiya are tradition...
The definitive book on machiya showcasing their traditional appearance and recent transformation explained in bilingual text. From private residences to renovated properties operating as businesses...
Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: kokedera 語苔寺
Formeller Name: kōinzan saihōji 語洪隠山西芳寺
Bergname: kōinzan 語洪隠山
Weitere
Der eigentliche Name des Tempels lautet Saihoji, allerdings ist Kokedera gebräuchlicher.
Besucher müssen 12 Jahre oder älter sein (neue Regel seit dem 01. Juni 2019).
Öffnungszeiten & Eintritt
※ Saisonal können die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde abweichen.
※ Sofern nicht anders vermerkt: täglich geöffnet.
Anreise
Nächste Bahnstation: Kami-Katsura (1,3 km)
Nächste Bushaltestelle: Kokedera Suzumushidera (200 m)
Mit den Bussen der Linie #63 und #73 kommt man mit der Endhaltestelle “Kokedera Suzumushidera” dem Kokedera-Tempel am nächsten. #63 startet in Ostkyoto (Higashiyama) von der Bahnstation Sanjo-Keihan aus und fährt über die zentrale Innenstadt (Oike-Straße) und das Nijojo-Schloss. #73 startet vom Kyoto HBF aus und fährt über die südliche Innenstadt (Shijo-Karasuma bis Shijo-Omiya).
Schneller als mit den Bussen geht es mit der Hankyu-Bahnlinie. Entweder von der Kyoto-Innenstadt (Shijo-Straße) oder von Osaka aus. In beiden Fällen an der Station Katsura auf die Hankyu-Arashiyama-Linie umsteigen bis Kami-Katsura. Von Kami-Katsura aus fährt aber leider kein Bus direkt zur Bushaltestelle “Kokedera Suzumushidera”.