Inhalt
Tempel und Schreine hat in Kyoto jeder auf dem Radar, klare Sache. Daneben gibt es aber noch eine Kategorie, die zwar mit dem kaiserlichen Anwesen Katsura-Rikyu einen sehr prominenten Vertreter hat, aber oftmals übersehen wird: Villen nach traditioneller, japanischer Bauweise. Diese bieten oft einen ebenso interessanten Blick auf die hiesige Bau- und Gartenkunst und befinden sich meist sogar direkt neben so berühmten Sehenswürdigkeiten wie den Shimogamo-Jinja-Schrein oder dem Bambuswald in Arashiyama. Eine Übersicht der traditionellen Villen und Residenzen in Kyoto.
Villen-Vokabeln
Sprachliche Vielfalt ist wahrhaft schön, auch wenn es für Lernende zur Verweiflung führen kann. Die japanische Sprache hat oft einen sehr differenzierten Wortschatz, so auch hier für den Begriff Villa.
Allgemeine Kanji für Villa als Suffix: sō 語荘 und tei 語邸
Villa allgemein: yashiki 語邸 oder, moderner: bira 語ビラ
Wird der Unterschied zwischen Haupt- und Zweitwohnsitz betont, wird für zusätzliche Villen das Kanji betsu vorgesetzt: bettei 語別邸 oder bettaku 語別宅
Villa oder Ferienhaus in den Bergen: sansō 語山荘
Kaiserliche Villen haben natürlich ihren vollständig eigenen Begriff: rikyū 語離宮
Häufig für Teehütten verwendet und im Sinne von Rückzugsort wird auch an 語庵 verwendet.
Kaiserliche Villen: Shugakuin- & Katsura-Rikyu
katsura rikyū 語桂離宮 & shūgakuin rikyū 語修学院離宮
Zwei Villen, die in ihrer eigenen Liga spielen, aber der Vollständigkeit halber trotzdem in diese Liste gehören: die kaiserlichen Villen Shugakuin-Rikyu und Katsura-Rikyu.
Die Villa Katsura bietet neben den nur von außen einsehbaren Gebäuden eine weitläufige Gartenlandschaft mit Teichen.
Die verstreuten Gebäude der Villa Shugakuin stehen auf einem so weitläufigen Areal, dass selbst Okochi-Sanso klein dagegen wirkt und Teile des Areals sogar an Reisbauern verpachtet werden.
Beide kaiserlichen Villen können mit Reservierung besucht werden. Der Besuch der Villa Shugakuin-Rikyu ist sogar kostenlos.
Lese auf JAKYO:
Kaiserliche Anlagen in Kyoto: die Paläste Gosho und Sento-Gosho, die Villen Katsura- und Shugakuin-Rikyu und das Kyoto State Guest House
Historisch bedeutsame und tolle Anlagen des japanischen Kaisertums.
Okochi-Sanso
ōkōchi sansō 語大河内山荘
Zu Hochzeiten laufen täglich tausende Touristen an dieser Villa vorbei, aber nur ein Bruchteil davon besucht die weitläufige Villa des 1962 verstorbenen Schauspielers Okochi Denjiro. Dabei verpasst man eine Menge. Von der Villa an sich sieht man nicht viel und darf auch nicht betreten werden, aber das Grundstück hat es in sich. Dieses erstreckt bis über den Hügelkamm, an dessen Seite das Grundstück anfängt, und die Beschreibung als Wanderweg ist gar nicht so abwegig. Ein Highlight in Arashiyama, welches aber oft ignoriert wird. Matcha inklusive.
Dieses Thema hat leider noch keinen Artikel → Sightseeing & Tempel in Arashiyama, Kyoto
Okochi-Sanso-Villa in Kyoto
Villa mit weitläufigen Grundstück, welches sich bis zur Spitze des angrenzenden Hügelkamms erstreckt. Lohnenswert? Definitiv! Etwas überteuert? Das leider auch!
Mitsui-Shimogamo-Villa
kyū mitsui-ke shimogamo bettei 語旧三井家下鴨別邸
Die Villa Shimogamo wurde 1925 von Mitsui Takamine in Auftrag gegeben, dem 10. Oberhaupt der mächtigen Händler- und Industriedynastie Mitsui. 2011 wurde die Villa zu einem nationalen Kulturgut erklärt und ist erst seit 2016 der Öffentlichkeit zugänglich.
Der Besuch der prächigen Villa führt durch einen Garten, dessen Teich wie ein Flaschenkürbis (jap. hyōtan) geformt ist. In der Villa selbst ist das Erdgeschoss zugänglich, inklusive Tatamiträume und einem Innenhof-Garten.
Dieses Thema hat leider noch keinen Artikel
Shimogamo-Villa der Mitsui-Familie in Kyoto
Beeindruckende Villa mit Teichanlage in der Nähe des Shimogamo-Schreins. Leider ist nur das Erdgeschoss zugänglich.
Murinan-Villa
murin’an 語無鄰菴
Bei der Murinan-Villa hat Jakyo das Gefühl, dass diese seit ein paar Jahren dank Social Media Einsatz deutlich an Präsenz gewinnt. Der Besuch lohnt sich auch. Die Villa liegt nicht weit entfernt vom bekannten Heian-Jingu-Schrein. Entworfen und angelegt wurde der Garten von der politischen wie militärischen Führungspersönlichkeit Yamagata Aritomo unter Mithilfe des bekannten Gartenarchitekts Ogawa Jihei zwischen 1894 und 98.
Das Anwesen besteht aus einem weitläufen Garten mit Teich- und Flusselementen, einer Teehütte, einem traditionellen japanischen Haus mit Innengarten sowie ein westliches Haus. Eine wirklich interessante Mischung. Es wird auch Matcha serviert.
Lese auf JAKYO:
Murinan-Villa in Kyoto
Klassisch-japanische Villa mit großzügigen Tatamiräumen und weitläufigen sowie ein historisch bedeutsames Nebengebäude.
Shigemori-Mirei-Residenz
shigemori mirei tei 語重森三玲邸
Die Shigemori-Residenz hat ihre Ursprünge im Jahr 1789 und gehörte dem naheliegenden Yoshida-Jinja-Schrein, bis Mirei die Residenz 1943 kaufte. Zum Umfang gehören heute das Stadthaus selbst, ein für Stadthäuser beachtlicher Moos-/Steingarten und zwei Teehütten, die Shigemori 1953 (Mujian) und 1969 (Koukokuan) errichten ließ. Der Garten und die beiden Teehütten wurden von Mirei selbst entworfen. Zu Shigemori’s weiteren Werken gehören unter anderem die Gartenanlagen der Schreine Kasuga-Taisha und Matsunoo-Taisha und der Tempel Tofukuji und Zuihoin (Daitokuji).
Der Besuch ist nur mit Reservierung und Führung möglich. Die Führung ist leider komplett auf Japanisch.
Dieses Thema hat leider noch keinen Artikel
Shigemori-Mirei-Villa in Kyoto
Kurzer Rundgang durch einen einen Raum, zwei Teehütten und einen typischen Shigemori-Mirei-Garten.