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Japanischen Grüntee kalt zubereiten und trinken? Wer mit Japanbezug an den Genuß einer Tasse Tee denkt, der hat sicherlich das Bild einer Person im Kopf, die bei regnerischen Wetter auf der Engawa sitzt und dabei eine heiße Tasse Sencha trinkt (in etwa so). Perfekt. Dieses Ideal ist in drei von vier Jahreszeiten auch gar kein Problem, aber was macht man im Hochsommer? Wenn die Temperaturen gefühlt gar nicht mehr unter 30° Grad absinken wollen? Dann noch ein heißes Getränk? Das ist zwar gar nicht so schlecht wie man zunächst denken mag, aber dennoch darf es lieber ein kühles Getränk sein, um sich während der Hitze zu erfrischen.
Glücklicherweise gibt auch unter den japanischen Grüntees etwas gegen die Sommerhitze: Reicha 冷茶
Quickcheck
Ein Liter Wasser | 15-25g Teeblätter | mind. eine Stunde im Kühlschrank
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Japanischer Tee im Überblick: Kultur, Unterschiede und Anbau
※ Zubereitung: Matcha | Zubereitung: Bancha, Sencha, Gyokuro | Kalte Zubereitung: Reicha
※ Herstellung: Matcha / Gyokuro | Herstellung: Sencha / Bancha
※ Teeläden in Kyoto, Uji und Umgebung | Japanischen Grüntee in Deutschland kaufen
Reicha? Kalter Grüntee?
Reicha ist das Stichwort, wenn es um kalten Grüntee geht, denn es ist das japanische Wort für nichts anderes als “kalter Grüntee”. Reicha bezieht sich dabei nur auf das Resultat und nicht auf eine bestimmte Teesorte – von Bancha bis Gyokuro kann man alles verwenden, sogar Tencha. In jedem Konbini und Supermarkt in Japan wird man sogar 2L-PET-Flaschen mit kalten Grüntee auf Hojicha- oder Bancha/Sencha-Basis finden können. In kleineren Flaschen ist Reicha auch zahlreich durch die in Japan allgegenwärtigen Getränkeautomaten verfügbar.
Geschmacklich ist Reicha ein süßliches Getränk, bedingt durch die Geschmacksrichtung Umami, deren Grundstoffe sich schon bei kälteren Temperaturen aus den Teeblättern lösen. Wie von japanischen Grüntee gewohnt kommen noch grasige und spinatige Noten hinzu – hört sich für Laien vielleicht erstmal deutlich schlimmer an, als es ist, keine Sorge! Das Tollste an der Sache ist aber, dass trotz der Süße kein Zucker enthalten ist – wir benutzen schließlich nur Teeblätter. Das ideale Getränk für den Sommer!
Zubereitung von kalten Grüntee Reicha
Wie bereitet man nun dieses erfrischende Getränk zu? Zum Glück ist die ganze Sache recht einfach, denn weder muss man großartig auf die Qualität der Zutaten achten noch ist die Zubereitung an sich in irgendeiner Weise kompliziert.
Video: Alle Details der Zubereitung
Wer lieber lesen möchte, dem ist hier auch geholfen. Reicha in der hier beschriebenen Form ist kein Tee für die feinen Nuancen.
Was man für Reicha braucht:
- Japanischer Grüntee
- Ein geeignetes Gefäß / Karaffe
- Wasser
Welchen japanischen Grüntee nehmen?
Reicha muss nicht teuer sein und sollte es auch nicht. Da sich durch einen kalten Aufguss die feinen Geschmacksnuancen sowieso nicht richtig entfalten können, eignen sich für den kalten Aufguss in größerer Menge billige oder ältere (nicht zu alt!) Sencha-Grüntees. Für den kalten Aufguss mit einem Liter Wasser wäre teurer Sencha verschwendetes Geld*. Nicht empfehlenswert ist Bancha, da dieser von Anfang an recht wenig Geschmack hat und dann meist nur für maximal einen Aufguss reicht.
*Wer hingegen eine kleine Umami-Bombe kosten möchte: vor allem mit Gyokuro gibt den Kaltaufguss in kleinen Mengen — oft sogar direkt mit Eis, welches einfach auf die Teeblätter gelegt und dessen Schmelzwasser nach einer gewissen Zeit in eine Tasse eingeschenkt wird.
Exkursion: Mizudashi
In Teegeschäften mit größeren Sortiment findet man für gewöhnlich immer einen Grüntee (meist unter den Sencha), der speziell für die Zubereitung von kalten Grüntee / Reicha deklariert ist: Mizudashi 語水出し. Dieser Tee soll die Eigenschaft haben, seinen Geschmack schneller und besser ins kalte Wasser abzugeben. Nach persönlicher Erfahrung halten sich die Grenzen zwischen Mizudashi und gewöhnlichen Sencha aber in Grenzen. Wer sich aber zunächst unsicher ist, welchen Tee er anfangs nehmen soll, kann beruhigt zu einem Mizudashi greifen.
Allgemein steht der Begriff Mizudashi für zwei Dinge:
1) Mizudashi-Zubereitung: Die Art der Zubereitung, die hier geschildert wird. Man kann Tee etwa direkt von Anfang an mit kalten Wasser aufgießen oder zuerst heiß zubereiten und dann abkühlen lassen. Letzteres zieht aber auch die Bitterstoffe aus dem Tee, das Resultat ist daher deutlich bitterer als der Aufguß direkt mit kalten Wasser.
2) Mizudashi-Tee: Eigenname für Grüntees, die speziell für die Mizudashi-Zubereitung gedacht sind.
Welche Gefäße eignen sich zur Zubereitung?
Es wird ein Gefäß empfohlen, in dem die Teeblätter frei schwimmen können, um ihren Geschmack optimal an das Wasser abgeben zu können. Eine Karaffe mit integrierten Sieb° ist dazu die perfekte Lösung, die es von der japanischen Firma Hario auch in Deutschland zu kaufen gibt. Alternativ kann man auch einen Teebeutel verwenden, wobei man hier allerdings mindestens einmal “umrühren” muss, damit sich der Geschmack im Wasser entfaltet.
Welche Rolle spielt die Wasserqualität?
Wie oben bereits erwähnt, gilt bei Reicha: keine Nuancen, keine hohen Ansprüche. Leitungswasser reicht völlig aus und hat jeder zuhause ;-) Selbst relativ kalkhaltiges Wasser trübt den Geschmack kaum.
Der Aufguss
Hat man alle Sachen beisammen, geht es zur Zubereitung, die einfacher kaum sein kann. Auf einen Liter Wasser nimmt man je nach Geschmack zwischen 15 und 25 Gramm Teeblätter. Die Teeblätter kommen lose zusammen mit dem Wasser in die Karaffe, diese dann mindestens für eine Stunde in den Kühlschrank. Das war es dann auch schon. Wie bei nahezu allen Japan-Grüntees kann man ein oder zwei weitere Male mit denselben Teeblättern aufgießen. Um die Kälte besser zu bewahren, kann man auch direkt nach jedem eingeschenkten Glas Wasser nachfüllen. Nach und nach verdünnt sich der Geschmack aber dadurch.
Wer sich die anschließende Reinigung erleichtern möchte, kann den Tee auch im Teebeutel ziehen lassen. Dadurch ändert sich der Geschmack etwas, aber weder zum Besseren noch zum Schlechteren. Ausprobieren!
Wohl bekomm’s! Leicht zuzubereiten, kostengünstig und große Mengen, dazu süß und kalt – kann man mehr Ansprüche an ein Getränk gegen die Sommerhitze haben?