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Der Alltag in Japan kann hart sein, auch für Touristen. Glücklicherweise reden wir aber über Japan und in Japan gibt es jede Menge Abhilfe gegen Stress. Nein, die Rede ist nicht von leckerem Essen (das aber sicherlich auch!), sondern von den heißen Bädern, die es nahezu überall gibt. Es gibt es nichts entspannenderes, als sich abends in einem heißen Bad einweichen zu lassen. Auf der fernen Insel hat sich rund um das heiße Nass eine ganz eigene Badekultur entwickelt – dabei steht der Begriff Onsen im Mittelpunkt. Aber was genau sind eigentlich Onsen? Und was sollte man beim Besuch eines japanischen Badehauses beachten?
Wir können wir froh sein, in Japan eine lebendige Badekultur zur Entspannung* erleben zu können — in Europa ist diese Art der Badekultur zum Großteil leider mit dem römischen Reich untergegangen. Eine Tragödie!
Öffentliche Badehäuser entstanden aus praktischen Gründen: Früher hatte kaum ein japanisches Haus einen eigenen Bade- oder Waschbereich, doch irgendwo musste man sich ja (hoffentlich) waschen. Diese simple Überlegung führte zum Entstehen zahlreicher Badehäuser in Japan. Diese Entwicklung ist mit dem Trend zum eigenen Badezimmer aber stark zurückgegangen. Heutzutage ist der überwiegende Teil der öffentlichen Badehäuser in Japan Orte zur Entspannung, die man gelegentlich aufsucht. Die tägliche Reinigung im Badehaus rückt immer mehr in den Hintergrund und ist eher eine Sache, die man verständlicherweise lieber in den eigenen vier Wänden erledigt.
*Im Gegensatz zu den heutigen Erlebnisbädern, die häufig auf Entertainment statt Ruhe und Entspannung ausgelegt sind.
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Badehäuser in Japan allgemein
Bevor wir auf Onsen im Speziellen eingehen, zunächst ein paar Worte über die Badehäuser allgemein.
In den meisten Badehäusern in Japan gilt die Geschlechtertrennung. Und wenn man sich unsicher ist, ob es eine Geschlechtertrennung gibt, dann sollte man von einer Geschlechtertrennung ausgehen! Beschriftet werden die Eingänge meist recht schlicht mit den Kanji für Mann bzw. Frau. Damit man nicht schon vor dem Badebereich auf verlorenen Posten steht und sich keine Frau darauf berufen kann, sich “unwissend” in den Männerbereich geschlichen zu haben, hier die Kanji:
Farblich wird das meist noch mit Blau (Männer) oder Rot (Frauen) hervorgehoben, vor allem wenn Vorhänge vor den Eingangstüren (jp. Noren) verwendet werden. Eine Ausrede weniger. Sorry.
Nach dem Eintrittsbereich, der entweder aus einer Kasse besteht (Badehaus) oder schlicht aus dem Eingang (Hotel), landet man direkt im Umkleidebereich. Hier werden Regale und Körbe bereitgestellt, in denen man sein Hab und Gut für die Zeit des Badebesuches lagern kann. Wertvolle Gegenstände sollte man in Schließfächer legen, die es auch nahezu immer gibt. Die Nutzung von Handys und sonstigen Aufnahmegeräten sollte man hier meiden. Ab dem Umkleidebereich ist man auch vollständig nackt, es wird kein Badeanzug getragen!
Vom Umkleidebereich geht es dann in den Badebereich, der aus einem Duschbereich und den Bädern besteht. Vor dem Baden reinigt man sich im Duschbereich gründlich. Immer. Punkt.
Onsen im Speziellen… und Sento?
Wer außerhalb Japans über die japanischen Badehäuser spricht, dem wird der Begriff Onsen garantiert schon über die eigenen Lippen gekommen sein. In Japan selbst wird es aber komplizierter, denn die Vielfalt an Begrifflichkeiten steigert sich auf der fernöstlichen Insel rasant. Sehr schnell trifft man dabei auf den zweiten allgemeinen Begriff für Badehäuser, das Sento. Mit Onsen und Sento ist die Fülle an Begriffen aber noch längst nicht gedeckt, denn es gibt noch mehr: Onsen, Sento, Supersento, daiyokujō….??? Nicht verzagen, Jakyo fragen!
Sento
銭湯
Im ursprünglichen Sinne findet man in einem Sento-Badehaus nur erhitztes Wasser aus dem normalen Wassersystem vor – quasi Badewasser, wie es aus jeder Leitung zuhause kommt. Simpel, aber trotzdem effektiv. Sento sind entsprechend auch Etablissements, die man zahlreich überall vorfinden kann, vor allem in Großstädten. Sento beschränken sich häufig auf das Notwendigste und sind nicht sonderlich groß. Mehrere Duschen, ein größeres Bad für etwa fünf Personen gleichzeitig, oft war es das schon. Shampoo und Duschgel sollte man vorsichtshalber mitbringen, das wird in Sento nicht immer gestellt. Wenn man nichts dabei hat — außer etwas Glück — dann lässt sich Shampoo und Duschgel auch vor Ort kaufen.
Onsen
温泉
Im Onsen hingegen kommt das Wasser aus einer natürlichen heißen Quelle. Im Normalfall bedeutet das: mehr Mineralien im Wasser und deswegen mit mehr positiven Eigenschaften für die Gesundheit verbunden. Kommt das Badewasser aus einer natürlichen Quelle, hängt auch meist ein Hinweisschild mit der Zusammensetzung des Wassers über dem Becken. Man sagt, dass wenn man in Japan einen Kilometer tief gräbt, trifft man auf eine natürliche heiße Quelle – egal wo. Ein klarer Standortvorteil Japans! Noch eine kleine Vorwarnung: Das Wasser aus natürlichen Quellen ist wegen dem hohen Mineraliengehalt oft trübe. In extremen Fällen sieht es sogar matschig aus – davon aber bitte nicht abschrecken lassen!
Onsen gibt es in berühmten Badeorten in Hülle und Fülle. Dazu gehören u.a. Arima bei Osaka, Yufuin und Beppu auf Kyushu, Hakone bei Tokyo, Kusatsu bei Nagano und viele viele mehr.
Fazit: Das Wasser macht den Unterschied… aber nicht immer!
Um die Grenzen jetzt noch völlig aufzulösen: in etlichen Badehäusern findet man Becken sowohl mit Wasser aus natürlichen Quellen als auch mit Leitungswasser vor. Wer sicher gehen will, sollte sich also genau über das jeweilige Badehaus an sich informieren und sich nicht auf den Namen verlassen, da der Begriff Onsen nicht geschützt ist und daher frei verwendet werden kann. Hauptsache, das Wasser ist heiß!
Fazit: per Definition liegt der Unterschied im Wasser, allerdings werden die zwei Begriffe Onsen und Sento heutzutage nahezu synonym verwendet. Dabei ist Onsen allerdings in der Werbung der beliebtere Begriff, denn dahinter steckt das Bild des für den Körper gesünderen und wohltuenderen Wassers. Es ist daher leider nicht automatisch der Fall “Wo Onsen draufsteht, ist Onsen drin!” Wie oben bereits angedeutet: Wer es genau wissen möchte, muss sich informieren! Ein starkes Indiz ist es, wenn man die Schriftzeichen tennen onsen 「天然温泉」 sieht – das steht schlicht für “heißes Wasser aus einer natürlichen Quelle”.
Symbole für Onsen oder Sento
Man kann Onsen und Sento auch anhand von zwei verschiedenen Symbolen unterscheiden.
Das Hiragana yu ゆ kommt schlicht einfach vom japanischen Wort für heißes Wasser: oyu お湯. Entweder sieht man das Hiragana direkt schon außen am Eingang (“Hier befindet sich ein Sento/Onsen!”) oder im Gebäude kurz vor dem Badebereich (“Hier befindet sich der Eingang zum Badebereich!”). Während das zweite Symbol nur für Onsen mit natürlichen Quellen verwendet wird, kann man das Hiragana yu sowohl im Sento als auch im Onsen finden.
Weitere Typen von Badehäuser oder -bereichen
Kompliziert wird es bei der Namensgebung der Badehäuser, denn oftmals wird der Begriff Onsen auch für Namen von Badehäusern verwendet, die ihr Wasser nicht aus einer natürlichen heißen Quelle beziehen – im Prinzip also ein Sento. In der Regel kann man aber schon vorher in Erfahrung bringen (Webseite, Schild am Eingang etc.), welches Wasser man in den Becken des jeweiligen Sento oder Onsen findet, ob es sich um Leitungswasser oder um eine natürliche heiße Quelle handelt. Spätestens im Badehaus selber sieht man im Fall einer natürlichen heißen Quelle ein großes Schild über dem entsprechenden Becken, welches auf die gesundheitlichen Vorteile des Wassers hinweist inklusive Inhaltsangaben.
Supersento
スーパー銭湯
Zusätzlich gibt es inzwischen auch sogenannte Supersento 語スーパー銭湯. Man kann sagen, bei Supersento handelt es sich um Sento auf Steroiden. Supersento zeichnen sich allein durch ihre schiere Größe aus, handelt es sich hier meist um ein Badehaus mit zahlreichen, oft sehr großen Becken mit angeschlossenen Restaurant, Entspannungs- und Wellnessbereich und weiteren Angeboten. Und trotz des Sento im Namens findet man hier meist sowohl Becken mit Leitungswasser als auch Becken mit Wasser aus natürlichen Quellen vor.
Siehe Tenzan-no-Yu am Ende der Seite.
Badebereich im Hotel: daiyokujō
大浴場
In Hotels wird meist ein anderer Begriff als Onsen oder Sento verwendet, nämlich daiyokujō 語大浴場. Hier handelt es sich um einen großen Badebereich (nichts anderes heißt dieser Begriff: “großer Badebereich”), der sich aber nicht von anderen Badehäusern unterscheidet. Es gilt dieselbe Etikette und auch hier muss man nach Informationstafeln Ausschau halten, wenn man wissen möchte, was für eine Art Wasser verwendet wird. Das Daiyokujo sollte man mit dem hoteleigenen Yukata betreten, denn oft ist das Daiyokujo den eigenen Gästen vorbehalten. Mit dem Yukata ist man eindeutig als Hotelgast identifizierbar und es kommt zu keinen Missverständnissen. Der Weg zum Daiyokujo im Yukata kann dann so aussehen.
Utensilien im Badebereich
Hat man es nun in ein Badehaus geschafft trifft man vermutlich auf Utensilien, die man sonst so vielleicht nicht so im Bad stehen hat. Nur selten gibt es Stehduschen, aber dafür immer Duschen, bei denen man sich im Sitzen duscht. Dafür stehen kleine Hocker bereit, die furo isu 語風呂椅子. Zusätzlich steht meist noch ein kleiner Kübel zur Verfügung, der oke 語桶. Den kann man benutzen, muss man aber nicht — es hat aber schon was, den Kübel voll mit warmen Wasser zu füllen und dann komplett über sich zu entleeren. Die Duschen haben dafür zwei Wasserhähne: den Schlauch mit Duschbrause für das Duschen an sich und einen Wasserhahn für den Kübel.
Bei den Handtüchern gibt es auch Unterscheidungen, die man im Westen so nicht kennt. Im Badehaus kommen nämlich zwei Handtücher zum Einsatz: ein kleineres Handtuch (jap. onsen taoru 語温泉タオル – fortan Onsen-Handtuch genannt) und das normale große Handtuch, schlicht taoru 語タオル. Richtig geraten, beides kommt vom englischen towel. Das Onsen-Handtuch wird benutzt, um etwas die eigene Blöße zu bedecken und sich vor Verlassen des Badebereichs schon etwas abzutrocknen, da das normale Handtuch im Umkleidebereich bleibt.
Am Ende stellt sich noch eine wichtige Frage: Wird Duschgel und Shampoo immer bereitgestellt? Nicht immer. In großen Badehäusern kann man davon ausgehen, dass Duschgel und Shampoo im Duschbereich bereit steht. Im kleinen Sento um die Ecke aber meist nicht, wie z. B. im Funaoka Onsen. In dem Fall muss man sich seine eigenen Duschsachen mitbringen oder vor Ort kaufen. Doch egal ob groß oder klein, prinzipiell kann man immer seine eigenen Duschsachen mitbringen und benutzen.
Unterschiedliche Bäder
Rotenburo: unter freien Himmel
露天風呂
Wer das Schild für einen rotenburo 語露天風呂 erspäht, darf sich meist auf eine schöne Aussicht freuen. “Roten” bedeutet nämlich “unter freien Himmel”. Das können ganze Badebereiche sein oder auch nur Wannen aus Keramik oder Holz für eine oder zwei Personen. Innerhalb der Rotenburo kann man eine weitere Kategorie ansiedeln, nämlich die notenburo 「野天風呂」. Die Notenburo kann man als Onsen im ursprünglichen Sinne verstehen, die in Bergen ohne menschliches Zutun entstanden sind. Ja, man kann in Japan in den Bergen wandern, einen Notenburo finden und direkt darin baden!
Denkiburo: das Kribbeln im Bad
電気風呂
Wer auch im Badehaus aus irgendwelchen Gründen nicht auf seine Elektroschocks verzichten möchte, darf sich über den Denkiburo 語電気風呂 freuen. Dieses anfänglich gewöhnungsbedürftige Bad oder Bereich in einem Bad leitet Strom durch das Wasser, der die Muskeln anspricht. Der Stromfluss soll die Muskeln entspannen. Man kann sich durchaus damit anfreunden, also ruhig ausprobieren.
Achtung! Denkburo-Bäder sind nicht geeignet für ältere Menschen mit Herzschrittmachern, Schwangere oder weiteren Personengruppen, die gesundheitliche Probleme haben. Hinweisschilder hängen immer parat, aber sind nicht immer auf Englisch übersetzt.
Kashikiri-Onsen: privates Badevergnügen
貸切温泉
In vielen Hotelanlagen mit Onsen gibt es die reservierbaren Kashikiri-Onsen 語貸切温泉. Das bedeutet, dass ein gewisser Badebereich reservierbar ist und somit privat genutzt werden kann. Aus Rücksicht auf andere Gäste ist die reservierbare Zeit im Bad aber oft auf 30 Minuten begrenzt. Natürlich gilt auch, dass man dieses Bad wieder so verlässt, wie man es vorgefunden hat – oder schöner.
Und was im Kashikiri-Onsen passiert, bleibt auch im Kashikiri Onsen … ?
Mizuburo: lauwarmes Wasser zum abkühlen
水風呂
Hat man nun genug vom heißen Wasser – welches in Japan sehr heiß sein kann – dann bietet sich das Mizuburo 語水風呂 an. Im Mizuburo befindet sich meist lauwarmes oder auf Körpertemperatur erhitztes Wasser und ist gerade am Ende einer Badesession sehr entspannend.
Ashiyu: Bad für die Füße
足湯
Gerade in berühmten Onsengebiete gehört der Ashiyu 語足湯 zum Stadtbild. Ashiyu sind Bäder für die Füße, die aus einer umliegenden natürlichen heißen Quelle gespeist werden. Ist vielleicht nicht das angenehmste im Hochsommer, aber bei Temperaturen um die 20°C eine angenehme Abwechslung. Selbstverständlich ist dieses Wasserbecken dann nur für die Füße und für nichts anderes.
Exkursion: Japanische Vokablen für Wasser
Die japanische Sprache hat überraschend viele Vokabeln für Wasser, die sich (fast) alle auf die Temperatur beziehen. Für heißes Wasser verwendet man den Begriff o-yu 語お湯 — häufig zu hören, wenn es um gekochtes Wasser aus dem Wasserkocher geht oder auch im Kontext heißes Badewasser, sprich Onsen. Für Wasser allgemein und solches, welches nicht extra erwärmt oder gekühlt wurde (Raumtemperatur), verwendet man mizu 語水 — daher kommt auch der Name der Becken mit lauwarmen Badewasser (Mizuburo). Im Restaurant widerum bestellt man sich nicht einfach nur mizu (das wäre barbarisch!), sondern o-hiya 語お冷 — gekühltes Wasser zum Trinken. Ohiya bestellt man sich aber auch im Winter, denn dabei handelt es sich schlicht um den feststehenden Begriff für das kostenlose Glas Wasser im Restaurant.
Verhaltensregeln im japanischen Badehaus
Damit alle ihren Spaß am öffentlichen Bad haben und es nicht zur Ekelpartie wird, hat sich eine gewisse Etikette in japanischen Badehäusern etabliert – die gerne auch weltweit Verbreitung finden darf. Aufgeteilt ist diese Etikette hier in starke und schwache Regeln. Die starken Regeln sollte man auf jeden Fall beachten, die schwachen Regeln sind eher als Bonus zu verstehen. In traditionellen Badehäusern trägt man keine Badeanzüge, man steigt also nackt in die Becken. Sollte man diesbezüglich eine Ausnahme gefunden haben, wird man das schnell merken.
Starke Regeln
Hinweis: Die nachfolgenden “starken Regeln” sollten unbedingt eingehalten werden, wenn der Aufenthalt in einem japanischen Onsen oder Sento entspannend und reibungslos verlaufen soll!
- Vor dem Baden unbedingt gründlich waschen! Das Badewasser ist nicht zur Reinigung, sondern zur Entspannung gedacht. Jedes Badehaus hat zur Tiefenreinigung einen Duschbereich im Badebereich. Mit Dreck oder Seifenreste ins Wasser zu gehen ist inakzeptabel. Macht euch so richtig schaumig, um es den Einheimischen zu zeigen!
- Handys und Kameras bleiben spätestens ab dem Umkleidebereich in der Tasche! Einerseits, um selbst nicht in Versuchung zu geraten und andererseits, um andere Gäste nicht nervös zu machen. Sobald ein Handy oder eine Kamera ausgepackt wird, besteht das Risiko, das auch aufgenommen wird – daher am Besten gar nicht erst in die Hand nehmen. Es gibt wohl nicht umsonst seit 2014 ein Hinweisschild auf Englisch im Umkleidebereich des Funaoka Onsen (Kyoto), auf dem steht, dass Fotografieren verboten ist –
und man öfters mal Bilder von eben jenen Umkleidebereich mit ausländischen Gästen darauf im Internet finden kann. Update: die deutlichsten Fotos wurden inzwischen entfernt. - Damit der Umkleidebereich trocken bleibt, sollte man sich mit dem kleinen Onsen-Handtuch bereits im Badebereich soweit abwischen, dass man den Umkleidebereich möglichst ohne zu tropfen betreten kann. Im Umkleidebereich trocknet man sich dann mit dem großen Handtuch komplett ab.
- Gibt es im Badehaus Bäder mit mineralreichen (trüben) Wasser und klaren Wasser, sollte man sich vor dem Wechsel von trüb auf klar kurz mit klaren Wasser abspülen. Brunnen mit Schöpfkellen o.ä. werden immer in der Nähe vorhanden sein.
- Ein japanisches Badehaus ist zu Entspannung gedacht, nicht zum Entertainment. Das gilt sowohl für Erwachsene als auch für Kinder.
- Das große Handtuch bleibt im Umkleidebereich.
Schwache Regeln
Regeln, die man einhalten sollte, aber nicht unbedingt muss.
- Das Onsen-Handtuch sollte nicht im Wasser landen bzw. ins Bad getaucht werden, für gewöhnlich wird es daher auf dem Kopf balanciert (Onsen-Profis!) oder auf eine trockene Stelle am Beckenrand legen. Das Onsen-Handtuch wird nach einer Weile aber immer klitschnass sein, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
- Trotz der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Onsen-Handtuch ist es nicht zwingend notwendig für den Badebesuch – aber es hilft.
- Hat man ein Onsen-Handtuch dabei, kann man damit auch seine eigene Blöße beim Herumlaufen bedecken.
- Häufig unterscheiden die Eintrittspreise bei Badehäusern mit Übernachtungsmöglichkeiten (Hotels, Ryokan etc.) nach Übernachtungsgästen und Tagesbesuchern. Ist man Übernachtungsgast, sollte man sich zur leichten Unterscheidung den im Hotelzimmer bereit gelegten Yukata (Bademantel) anziehen, dann gibt es auch keine Mißverständnisse.
Mit Hilfe der Affen, Frösche und Hasen aus dem Chōjū-jinbutsu-giga des Tempels Kosanji liefert folgendes Video einen tollen und visuell ansprechenden Überblick über die Verhaltensempfehlungen in einem japanischen Bad:
Onsen und Sento in Kyoto
Da fast jedes Hotel in Kyoto einen eigenen Badebereich (Daiyokujo) hat, bietet es sich nicht an, ein normales Sento zu besuchen. Es gibt aber zwei besuchenswerte Ausnahmen.
Sento: Funaoka-Onsen
船岡温泉
Funaoka-Onsen gehört zu den ältesten Badehäusern in Kyoto und sieht nicht einfach nur aus wie ein Badezimmer. Ein Besuch lohnt sich immer.
Lese auf JAKYO:
Funaoka-Onsen-Badehaus in Kyoto
Kleines Badeshaus mit toller Atmosphäre und überraschend großer Badevielfalt. Der einzige Onsen im Stadtgebiet Kyotos mit traditionellen Ambiente!
Supersento: Tenzan-no-Yu
天山の湯
Das Supersento Tenzan-no-Yu im Viertel Arashiyama könnte das Supersento schlechthin sein in Kyoto. Schon von außen kann man die innere Größe erahnen. Neben einen großen Badebereich sowohl mit inneren als auch äußeren Bereich gibt es auch noch ein Restaurant. Das Ganze hat allerdings auch seinen Preis mit 1000 Yen für Erwachsene.
Auf Google Maps gibt es auch zahlreiche 360°-Aufnahmen aus dem Inneren des Tenzan-no-Yu. Damit bleibt nichts mehr verborgen. Zu den Aufnahmen
Sondererwähnungen
- Ohne eigene Erfahrung: Kurama Onsen im Norden von Kyoto
- Nicht in Kyoto, aber wer über Badehäuser in Japan schreibt, muss folgendes Badehaus erwähnen: Dogo-Onsen in Matsuyama auf der Insel Shikoku.
Preise
Die Preise für Onsen und Sento können sehr verschieden sein und hängen von der Art des Badehauses ab.
Einfache Stadtsento oder -onsen in direkter Nachbarschaft fangen bei 300 Yen an und gehen selten über 500 Yen hinaus. Dafür ist die ganze Einrichtung recht knapp gehalten, man kann es sich als eine Art geteiltes Badezimmer vorstellen.
Bei größeren Anlagen wie Supersento kann der Eintrittspreis schonmal auf 1000 Yen oder mehr klettern. Für den Preis ist die Einrichtung dann aber auch deutlich vielfältiger, mit mehr Bädern, Liegeflächen und weiteren Annehmlichkeiten. Nicht zu vergessen das nahezu immer vorhandene, angeschlossene Restaurant.
Bei Hotels kommen natürlich noch die Kosten für die Übernachtung hinzu, aber hier ist der Badebesuch dann schon inklusive.
Tattoos, Narben etc. im Onsen
Japanische Badehäuser und Tattoos haben eine leidvolle Beziehung. Früher war es ziemlich strikt: Tattoo? Kein Eintritt. Tattoos werden in Japan vor allem mit der organisierten Kriminalität (Yakuza) in Verbindung gebracht und werden daher nicht gerne gesehen. Heutzutage ist der Umgang mit Tattoos etwas liberaler geworden und kann daher je nach Badehaus unterschiedlich beantwortet werden. Wenn es sich nicht um flächendeckende Tattoos handelt, sollten diese in Gebieten mit vielen ausländischen Touristen keine Probleme mehr bereiten, aber man kann sich nicht darauf verlassen. Kleinere Tattoos kann man unter einem Pflaster verstecken.
Wie sieht es bei deutlich sichtbaren Narben aus? Hier scheint kein gesellschaftliches Tabu zu bestehen. Onsen haben oft auch den Ruf von Heilbädern und werden schließlich sehr gerne und zahlreich von älteren Herrschaften besucht, die auch ihre verschiedensten Gebrechen mitbringen. Wenn etwas vielleicht nicht sonderlich ansehnlich ist, aber sonst keine Probleme macht, dann ignoriert man es einfach und kümmert sich um sich selbst, Punkt.
Allgemein sollte es klar sein, dass man mit offenen oder ansteckenden Wunden o.ä. nicht in ein öffentliches Badehaus geht!
Egal ob Tattoos oder Narben: Sicherheit, was am jeweiligen Badehaus akzeptiert wird und was nicht gibt es nur, wenn man direkt beim Badehaus nachfragt.
Für alle, die sich trotz Tattoos und Narben – oder einfach nur schüchtern sind – ungestört ins Bad werfen wollen, sind allgemein die privat nutzbaren Kashikiri Onsen die beste Option.
Onsen of Japan: Japan's Best Hot Springs and Bath Houses
As a country blessed with natural geothermal energy, no trip to Japan is complete without an authentic onsen (hot spring) experience. Yet this world has remained a mystery to many western travellers, who are keen to take advantage of the onsen's relaxing qualities and healing properties. Onsen of Japan is your entry into art of Japanese communal bathing. Featuring listings for more 2500 onsens ...
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Jakyo-Bewertung
JAKYO
5
von 5
Onsen und Sento
Die faszinierende Badekultur der fernöstlichen Insel zum Entspannen. Was sind die Besonderheiten? Was muss man beachten?
Perfekte Möglichkeit, sich zu entspannen.
Die meisten Bäder wurden nach naturellen Vorstellungen gestaltet, weniger sterilen/praktischen Vorstellungen.
Durchschnittliche subjektive Empfindung der Wassertemperatur: heiß oder superheiß - für die meisten Nicht-Japaner schlicht ungewohnt.
Wie bei allen Gruppenbäder gilt: nicht zuuuuu detailliert über die Hygiene nachdenken.
Houses and Gardens of Kyoto presents over 500 photos of the most excellent examples of traditional Japanese architecture from every significant historical period in this new edition of a favorite classic.
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Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: onsen to sentō 語温泉と銭湯
Interessantes: Ist die 1010 in der URL “Kyo1010” aufgefallen? Dahinter verbirgt sich ein kleines Wortspiel. Die Alltagslesung für die Zahl 1000 lautet sen und für die Zahl 10 jū. Für die Zahl 10 gibt es aber eine alternative Lesung, die hier besser passt, nämlich tō. Die Zahl 1010 spricht man daher hier im Kontext wie das Badehaus sentō. Da Kyo auch als Abkürzung für Kyoto verwendet wird, versteckt sich hinter der Adresse die Bedeutung “Kyoto Sento”.