Nach vielen Jahren “Ich möchte nach Amanohashidate!” war es nun endlich so weit: Jakyo geht nach Amanohashidate! Doch nicht nur zur berühmten Landbrücke, sondern auch gleich zum nahegelegenen Fischerdorf und zu den Nii-Reisfeldern. Um es vorneweg zu nehmen: es hätte schon viel früher passieren sollen, die Gegend ist traumhaft schön.
- Stationen:
- Landbrücke Amanohashidate
- Kanabiki-Wasserfall
- Fischerdorf Ine
- Nii-Reisfelder
- Tagesausflug mit Auto von Kyoto aus
- Unbedingt empfehlenswert: Mietauto als Transportmittel!
- Bewusst ausgelassen:
- Tempel Chionji und Nariaiji
- Manai-Schrein
- nördlicher Kasamatsu-Aussichtspunkt
Allgemein lohnt es sich enorm, die Ecke um Amanohashidate mit einem Auto anzusteuern, denn wie üblich gilt: je ländlicher, desto mieser der ÖPNV, vor allem wenn die Ziele in der Gegend verstreut liegen. Wer nur Amanohashidate besuchen möchte, kommt hervorragend mit einer Anreise per Zug klar. Aber wer zusätzlich noch Ine besuchen möchte, schafft das nicht mehr an einem Tag. Und die Reisfelder noch weiter nördlicher erreicht man gar nicht ohne Auto.
Zeitaufwand
- 08:30 Uhr Abfahrt Kyoto mit dem Auto
- 10:00 Uhr Ankunft Amanohashidate
- 10:20 Uhr Start vom Südende der Landbrücke zu Fuß
- 11:30 Uhr Ankunft Nordende Landbrücke
- 11:50 Uhr Ankunft Motoise-Kono-Jinja-Schrein
- 12:08 Uhr Schreinbesuch abgeschlossen, mit dem Fahrrad zurück zum Südende
- 12:20 Uhr Ankunft Südende und Pause im Hashimotoya zum Eisschlürfen
- 13:10 Uhr Hoch zum Viewland für die Aussicht
- 13:50-14:10 Uhr Abfahrt von Amanohashidate, Ankunft am Kanabiki-Wasserfall
- 15:00-15:25 Uhr Abfahrt Kanabiki-Wasserfall, Ankunft Fischerdorf Ine
- 16:15-16:25 Uhr Abfahrt Ine, Ankunft Nii-Reisfelder am Meer
- 16:45 Uhr Rückkehr / Erneute Ankunft in Ine zum Abendessen
- 18:00 Uhr Abfahrt aus Ine
- 19:30 Uhr Ankunft in Kyoto
Die Landbrücke Amanohashidate
Die drei schönsten Landschaften Japans
In Japan ist es sehr beliebt, verschiedene Dinge in “Die besten drei …!” einzuteilen. Eine davon sind Landschaften. Zu den klassischen drei schönsten Landschaften, die auf den Gelehrten Hayashi Gaho 1643 zurückgehen, gehören Matsushima bei Sendai, Miyajima mit seinem Schreintor im Meer und auch die Landbrücke Amanohashidate (“Himmelsbrücke”) nördlich von Kyoto. Mit Matsushima bei Sendai (2010) und Amanohashidate hat Jakyo damit zwei von drei Landschaften besucht.
Wikipedia: Three Views of Japan
Autofahrt von Kyoto nach Amanohashidate
Morgens gegen halb 9 Uhr ging es von Kyoto aus mit dem Auto los. Die Fahrt dauerte etwa eine Stunde und dreißig Minuten und führte vollständig durch Hügellandschaften. Hier wird einem so richtig klar, wie bergig Japan an sich ist und wie wenig Flachland allgemein zur Verfügung steht. Damit im Zusammenhang, warum es auf der Insel so viele große Ballungsräume gibt und es dazwischen nur sehr wenig und dünn besiedelt ist, oft nur mit wenigen Häusern und zum Großteil Landwirtschaft. Und wäre das nicht schon deutlich genug auf der Hinfahrt gewesen, so setzte die Rückfahrt abends noch einen drauf: Abgesehen von der Schnellstraße war es stockdunkel.
Die Fahrt hingegen war traumhaft entspannend bei wenig Verkehr und Geschwindigkeitsbegrenzungen zwischen 80 und 100. Einziger Wermutstropfen: Schnellstraßen sind in Japan Mautstraßen – pro Strecke zwischen Kyoto und Amanohashidate etwa 5000 Yen.
Planung und Entscheidungen
Im Vorfeld hat sich Jakyo sehr viel Gedanken um die Gestaltung dieses Tagesausflugs gemacht. Amanohashidate bietet zwei Aussichtspunkte auf die Landbrücke: im Süden das Viewland und im Norden Kasamatsu. Nach etwas Recherche bildete sich schnell das Bild heraus, dass der Aussichtspunkt von Viewland die deutlich bessere Alternative zu sein scheint. Die typischen Bilder, die man von der Landbrücke aus sieht, wurden von Viewland aus gemacht. Das hat auch seinen Grund: mit der richtigen Sichtweise kann man sich Amanohashidate durch den Knick im Süden als Drache vorstellen, der sich in den Himmel schlängelt. Diesen Knick sieht man von Norden aus nicht, ironischerweise sieht die dann recht gerade Landbrücke von Kasamatsu mehr wie eine Brücke aus, was eher dem Namen entspricht (Amanohashidate = Himmelsbrücke). Aber: für Jakyo und viele Weitere die langweiligere Ansicht. Das Viewland bietet als Park auch interessante Angebote an, wenn es nicht nur kurz um die Aussicht gehen soll. Kasamatsu wurde also gestrichen.
Ebenso gestrichen wurden nahezu sämtliche Tempel und Schreine, die es hier in Amanohashidate gibt. Wer aus Kyoto kommt, wird hier nahezu nichts Neues in dieser Hinsicht sehen. Nur der lokal bedeutendste Schrein Motoise-Kono-Jinja durfte auf der Liste verbleiben. Herausgefallen sind u.a. die Tempel Chionji und Nariaiji sowie der Schrein Manai-Jinja.
Ankunft und Besuch in Amanohashidate
Angekommen in Amanohashidate stellte sich zunächst die Parkplatzfrage, die Jakyo spontan angehen wollte. Von Vorteil war definitiv, dass aktuell keine Reisezeit in Japan war und mit Mittwoch kein Wochenende – Parkplätze gab es daher genug. Wir haben uns spontan für den ersten gefundenen Parkplatz (Genmyoan Parking Lot / Google Maps) entschieden, der mit 1000 Yen Festpreis für fünf Stunden allerdings nicht der Billigste war. Die etwas günstigere Alternative mit 700 Yen für den ganzen Tag wäre der nur 100 Meter entfernte Parkplatz direkt am Viewland gewesen (Amanohashidate View Land Parking Lot / Google Maps).
Genug von Parkplätzen. Am Chionji-Tempel vorbeiging es direkt zur Landbrücke, und um diese zu erreichen, muss man über die Kaisenbashi-Brücke (stellenweise als Shotenkyo ausgeschildert). Diese ist schon für sich selbst eine Sehenswürdigkeit, denn diese niedrige Brücke kann sich drehen, um Schiffe passieren zu lassen!
Der Weg über die Landbrücke Amanohashidate ist zum Glück voll mit Bäumen, sonst würde man hier im Sommer verbraten. Über die ganze Länge hinweg zieht sich auch ein bildschöner Strand. Die offizielle Badesaison ist von Ende Juli bis August und nur in dieser Zeit sind die nicht wenigen Strandduschen im Betrieb. Das ist etwas schade und auch seltsam, wenn man Mitte September hierherkommt und es immer noch durchgehend 35 Grad täglich sind. Das heißt, man kann zwar problemlos baden, aber bekommt anschließend das Meerwasser nicht so leicht vom Körper. Der Strand ist schön sandig und weich, allerdings bei der Sonne brennend heiß. Es tummeln sich hier zahlreiche Seesterne direkt am Ufer!
Amanohashidate: Zu Fuß? Leihrad? Fähre?
Sehr beliebt ist das Erkunden von Amanohashidate per Leihfahrrad. Der Weg über die Landbrücke ist etwa 2,3 Kilometer lang und damit nicht besonders viel, was Jakyo zu der falschen Entscheidung verleitet hat, zunächst kein Leihfahrrad zu mieten. Hinterher kamen wir zur Einsicht, dass ein Fahrrad direkt von Anfang an besser gewesen wäre. Zwar sind die ersten 500 Meter Landbrücke zweifellos toll, doch die restliche Wegstrecke ist dann recht unspektakulär und zieht hin, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Diese Empfehlung macht aber nur Sinn für Besucher, die keinen ausgedehnten Strandurlaub hier planen, sondern einmal über die Landbrücke hin- und zurückwollen – die Ausleihe ist meist auf zwei bis drei Stunden beschränkt. Es gibt hier etliche Leihanbieter, aber nur einen, bei dem man das Fahrrad auch am anderen Ende der Landbrücke abgeben könnte. Oder eine Wegstrecke mit dem Fahrrad, zurück mit der Fähre. Ja, es ist vom Fähranbieter die Rede. Entsprechend sind die Leihstationen an den zwei Docks am Süd– und Nordpier. Die Fahrradausleihe kostet für zwei Stunden 500 Yen, doch könnte Jakyo die Zeit zurückdrehen, würde Jakyo sich für die Kombination eine Strecke Fahrrad, zurück mit dem Boot für 1300 Yen entscheiden.
Wer ohne Mietauto unterwegs ist und mit dem Fahrrad auch nach Ine und zu den Nii-Reisfeldern möchte, sollte sich kein Fahrrad vom Fähranbieter ausleihen. Diese sind eher klapprige Stadtfahrräder zum günstigsten Preis, aber für längere Strecken nicht geeignet.
Abgesehen vom Strand und den Seesternen befinden sich im südlichen Teil der kleine Schrein Amanohashidate-Jinja und direkt daneben ein Wasserbrunnen. Dieser steht allerdings prall in der Sonne und im Sommer ist das Wasser entsprechend warm – Abstand nehmen! Etwas überraschend war der Anblick der Schiffskanone des Kriegsschiffs Kasuga aus dem frühen 20. Jahrhundert, die hier platziert wurde. All diese Landschaftspunkte findet man direkt nebeneinander nach 500 Metern vor – der Rest des Weges besteht dann nur noch aus einem langgestreckten Pfad, gezäumt von Kieferbäumen, die im Sommer dringend notwendigen Schatten spenden.
Der Motoise-Kono-Jinja-Schrein
Am Nordufer angekommen, ging es direkt zum lokal wichtigsten Schrein Motoise-Kono-Jinja. Wer schon Shinto-Schreine gesehen hat, wird hier nichts spektakulär Neues sehen. Die Komainu-Wachhhunde am Eingang des Schreins sind wichtige Kulturgüter. Ursprünglich waren hier im Kono-Jinja die wichtigen Gottheiten Amaterasu (Sonne) und Toyo’ukehime (Essen, Saatkorn) hier eingeschreint, bevor diese zum inneren und äußeren Schrein in Ise umgezogen wurden. Daher kommt auch der Namenszusatz “Motoise”, was “Ursprung von Ise” bedeutet. Leider gilt im Innenhof des Schreins ein Fotografierverbot.
Das war es dann auch schon auf der Nordseite, nach dem Schreinbesuch ging es wieder zum Ursprung im Süden zurück – aber nicht, ohne vorher doch noch ein Fahrrad am Nordpier für die Rückfahrt zu mieten, um schnell über die Landbrücke zu brettern. Kurz vor der Kaisenbashi-Brücke haben wir uns im Hashimotoya noch ein prächtiges Kakigoori-Eis gegönnt. Pflicht im Sommer.
Viewland, die Aussicht und Matanozoki
Jetzt ging es um die Aussicht von oben auf die Landbrücke, und wie oben bereits ausgeführt, scheint hierfür das Viewland im Süden die bessere Wahl zu sein. Das Viewland ist im Vergleich zu Kasamatsu der größere Themenpark mit mehr Angebot, wenn man denn Interesse daran hat bzw. mit Kindern unterwegs ist. Man könnte hier sogar Bogenschießen und Boxautos fahren.
Hoch geht es wahlweise mit einer Monorail oder, ähnlich wie im Skiurlaub, einem Einsitzer – beides ist im Ticket inklusive. Für den Weg hoch haben wir uns für die klimatisierte Monorail entschieden. Hochgewachsene Leute aufpassen! Die Decke in der Kabine war so niedrig, dass Jakyo mit 188 cm seinen Nacken stark knicken musste und dabei auch nicht aufrecht stehen konnte – zur allgemeinen Belustigung aller Anderen.
Oben angekommen genießt man natürlich die Aussicht auf die Landbrücke und kommt dabei mit “matanozoki” in Kontakt. Matanozoki ist nur ein Beispiel von einer merkwürdigen Sitte in Japan, gewisse Sehenswürdigkeiten auf vermeintlich seltsame Art und Weise zu betrachten. Das Matanozoki wird auf dafür bereitgestellte Plattformen vollzogen: Man stellt sich mit dem Rücken zur Aussicht auf und beugt sich dann vornüber, um durch die Beine hindurchzuschauen. Dadurch sieht die Bucht aus wieder Himmel und die Landbrücke wahlweise wie eine Brücke im Himmel oder ein Drache, der sich durch den Himmel schlängelt.
Was bezahlt wurde, muss auch vollständig genutzt werden! Nach unten ging es daher mit dem Einsitzer-Lift. Zurück im Auto ging es dann zur nächsten Tagesstation, dem Fischerdorf Ine. Mit traumhaften Ansichten entlang des ganzen Weges.
Das Fischerdorf Ine
Was für eine wunderschöne Bucht das doch ist, in der das Fischerdorf Ine liegt! Es ist absolut kein Wunder, dass dieses kleine Dorf am Meer immer mehr Anlaufpunkt für Besucher wird. Man kann hier zwar wirklich nicht viel machen, aber selbst der reine Anblick lohnt sich einmal im Leben, da lässt Jakyo nicht mit sich reden.
In Ine dreht sich alles um die Aussicht auf die Bucht und um die Fischerhäuser, jap. funaya. Für die Aussicht und um die Fisch-Essensgelüste mancher Mitreisenden zu befriedigen, steuerte Jakyo zunächst die Road Station Funayanosato an, welche halb oben auf dem Stadthang liegt. Hier gibt es hier nicht nur eine tolle Aussicht auf Ine und die Bucht, sondern auch ein Restaurant – welches dann glatt geschlossen war, Essen musste doch warten.
Es ging dann direkt weiter zum Shichimensa-Parkplatz, der einen recht zentralen Platz in Ine einnimmt und in alle Richtung gute Blicke auf die Fischerhäuser ermöglicht. Die Bilder werden es erahnen lassen, aber in Echt war der Anblick des Meeres noch eine Ecke schöner.
Wer möchte, kann die Funaya-Häuser auch besichtigen, aber man sieht auch von außen gut in die Etage mit den Booten hinein. Da es schon etwas später war und wir noch ein weiteres Ziel hatten, entschieden wir uns gegen eine ausführliche Besichtigung. Nachdem wir Bilder gemacht und auch etwas spazieren gegangen sind, ging es weiter zum letzten Reiseziel.
Die Nii-Reisfelder am Meer
Keine 10 Minuten mit dem Auto entfernt von Ine befinden sich die Reisfelder von Nii, die in Terrassen angeordnet direkt am Meer liegen. Durchaus eine sehenswerte Szenerie! Leider war die aktuelle Erntephase bereits vorbei, daher fand Jakyo nur brache Felder vor. Mit Reis kurz vor der Ernte, mit den gelb-goldenen Spitzen, wäre der Anblick zweifellos erhabener gewesen. Aber auch so war die kurze Anreise definitiv lohnenswert. Mehr als 10 Minuten für den Anblick wirken lassen und ein paar Fotos haben wir hier aber auch nicht verbracht.
Für ein Abendessen ging es dann erneut zurück nach Ine (Restaurant Kajiya), ein paar wirklich letzte Fotos, bevor es gegen 18 Uhr wieder zurück nach Kyoto ging.
Eine recht schöne Videotour über Amanohashidate, Ine und Nii gibt es beim Youtube-Channel Maibaru Travel. Ohne Mietauto, weswegen es auch mit “2-Day Trip […]” betitelt ist.