Wieder das leidige Thema Hitze. Euro-Yen-Kurs, Inflation und Preisänderungen in Kyoto. Die Rückkehr nach Deutschland, wo dieser Artikel auch zuende geschrieben wurde.
Über die Vor- und Nachteile eines Flugs mit Qatar Airways über Doha. Bustour in derselbigen. Warum die Entscheidung, Kyoto im Sommer zu besuchen, eindeutig richtig war und immer noch ist.
Der Klimawandel in Japan
Der wird doch jetzt nicht schon wieder über die Hitze labern und lamentieren!? Doch.
Die guten alten Zeiten …
Noch um 2015 herum war die Sache recht klar: Japan hat sehr stabile, deutlich voneinander getrennte Jahreszeiten, insgesamt vier an der Anzahl – auf die Japan zudem sehr stolz ist. Und wohl auch nicht als selbstverständlich betrachtet werden, denn häufig werden Ausländer gefragt, ob man im eigenen Land auch vier Jahreszeiten hat. Frühling mit angenehmen Temperaturen von März bis Mai; danach drei heiße Sommermonate Juni, Juli und August, mit 33 – 35 Grad, und hoher Luftfeuchtigkeit; leichte Abkühlung ab Anfang September – wir reden hier aber immer noch von 28 bis 30 Grad, aber gut zu vertragen; Oktober bis Anfang dann Herbstzeit mit angenehmen Temperaturen und schließlich Winter, der bei den meisten japanischen Hausern bedeutet: Außentemperatur = Innentemperatur.
Die heißen neuen Zeiten
Inzwischen hat sich der unbeliebte Sommer aber drastisch ausgedehnt. Die hohen Temperaturen fangen bereits Anfang bis Mitte Mai an. Durchgehend 34 bis 37 Grad bis Ende September. Das Leben im Sommer verlagert sich immer mehr in gekühlte Innenräume. Wo hat man bereits Ähnliches gelesen? Genau, im Artikel über die Wüstenstadt Doha! Wer hinausgehen muss, schirmt sich so gut wie möglich gegen die Sonne ab. Kopfbedeckung (Hüte, Tücher, aber KEINE Baseballcaps, die bringen nichts außer Sonnenbrand seitlich und am Hals und Nacken!), Kragen aufstellen, langärmelige Kleidung und Sonnenschirme. Die Sonnenschirme waren früher ein No-Go bei den Herren der Schöpfung, jetzt sind sie selbst im September noch häufig zu sehen. Wer aus welchen Gründen auch immer draußen sein muss, gar in einer Schlange, wird nach kurzer Zeit einfach nur miserabel dreinschauen – vor allem, wenn man in praller Sonne ohne Schutz steht.
Die alte Haupt- und Kaiserstadt wartet mit unzähligen Sehenswürdigkeiten auf und überzeugt mit ihrem unwiderstehlichen Charme und traditionellen Ambiente.
Schmelzende Schuhe
Jakyo sind aufgrund dieser Temperaturen in den ersten drei Tagen zwei Paar Schuhwerke geschmolzen – ein Paar Sandalen, bei denen sich die Sohle buchstäblich aufgelöst haben und ein Paar Sportschuhe, bei denen der Kleber zwischen Sohle und Fusscontainer gelöst hat. Und das jeweils auf beiden Seiten. Fairerweise muss man dazu sagen, dass es sich hierbei um treue, langjährige Begleiter von Jakyo gehandelt hat, mindestens zehn Jahre alt. Dennoch wird der Zeitpunkt nicht zufällig gewesen sein. Die Sportschuhe wurden vor 13 Jahren sogar in Kyoto gekauft. Wenigstens finden sie nun an ihrem Heimatort ihre letzte Ruhe. Es wurde Zeit für neue Sneaker, die in Japan generell günstiger sind, mit dem aktuellen Umrechnungskurs noch mehr. Und Jakyo hat schnell bemerkt, dass Sandalen bei dieser Hitze und Sonneneinstrahlung ohnehin nicht zu empfehlen sind.
Sightseeing? … Kendo!?
Zu guter Letzt ist die Motivation von Jakyo auf Sightseeing nahezu auf null gesunken. Wären die letzten drei Tage nicht noch für Touren mit einer Freundin eingeplant, so hätte dies der erste Aufenthalt von Jakyo werden können, an dem er in Kyoto selbst nichts Neues besucht. So steht noch der Kiyotaki-Trail an, und in Nara wird auch endlich mal der Yoshikien-Garten besucht. Und der Kasuga-Urwald, wenn das Wetter und Lust & Laune mitspielen. Was bisher gemacht wurde, waren hauptsächlich Nostalgie-Trips, aber maximal morgens und abends, nicht in der Mittagshitze, wobei es da nur wenig Unterschiede gab.
Zu guter Letzt ist die Motivation von Jakyo auf Sightseeing nahezu auf null gesunken. Glücklicherweise waren die letzten drei Tage für Sightseeing mit einer weiteren Freundin und Begleitung eingeplant. So wurde wenigstens mit dem Kiyotaki-Trail im Nordwesten etwas Neues in Kyoto gesehen, und Jakyo muss gestehen, das hätte er schon viel früher machen sollen. Im Sommer ist der Trail dank des Waldes und des Flusses einfach ein fantastischer Ort, um der Hitze zu entfliehen. Mehr dazu in einem späteren Artikel. Doch insgesamt bestand Kyoto im Hinblick auf Sightseeing hauptsächlich aus Nostalgie-Trips direkt am Anfang, bevor eingesehen wurde, dass bei der Hitze vieles einfach nicht so recht Spaß machen möchte.
Der Besuch in Nara wurde mit dem Yoshikien-Garten vervollständigt, neues Bildmaterial vom Todaiji-Tempel und zumindest war Jakyo an der Grenze zum Kasuga-Urwald.
Überraschenderweise führte die Situation aber zu mehr Kendo. Jakyo wollte mal wieder im Kendoclub (jap. Kendobu) der Doshisha-Universität trainieren. Da Sightseeing größtenteils weggefallen ist, wurden ein paar mehr Trainingseinheiten in den Terminkalender gesetzt. Großer Vorteil: viele moderne Trainingsorte in Japan wurden – teilweise mussten – coronabedingt mit Klimaanlagen ausgestattet werden. So auch die Trainingshalle der Doshisha. Leider nicht die alte Butokuden-Halle, wo aber immerhin zwei riesige Ventilatoren aufgestellt wurden. Das Training in einem studentischen Kendobu ist ohnehin kein Zuckerschlecken, mit 38 Jahren noch weniger. Mehr dazu später in einem separaten Artikel.
Im Kyotos ältesten Dojo, dem Butokuden, wurde auch wieder zweimal trainiert. Mehr als zwei beachtliche, aber kaum hilfreiche Ventilatoren gab es hier aber bedauerlicherweise nicht.
Vorstellung des Kendo-Clubs (Kendobu) der Doshisha-Universität in Kyoto.
Reise: Amanohashidate und Kyushu
Ja, es hat tatsächlich mal geklappt mit Amanohashidate. Ausführliche Artikel werden folgen, aber wenn ich jetzt ein Wort dazu sagen müsste, dann wäre es schlicht: fabelhaft. Sowohl Amanohashidate (und besonders das Fischerdorf Ine weiter nördlicher) als auch Kyushu, unbestreitbar.
Amanohashidate ist tiefstes Hinterland und für Kyushu gilt das zwischen den großen Städten ebenfalls. Jakyo empfiehlt hier immer, mit einem Auto unterwegs zu sein. Mit ÖPNV muss man entweder mehr Tage einplanen, Lücken akzeptieren oder damit rechnen, dass man zu bestimmten Orten gar nicht erst hinkommt.
*Onsen-Hotel: Wataya-Besso
Nach vielen Jahren “Ich möchte nach Amanohashidate!” war es nun endlich so weit: Jakyo geht nach Amanohashidate! Doch nicht nur zur berühmten Landbrücke, sondern auch gleich zum nahegelegenen Fischerdorf und zu den Nii-Reisfeldern. Um es vorneweg zu nehmen: es hätte schon viel früher passieren sollen, die Gegend ist traumhaft schön.
Japan auf dem Weg zum Themenpark
Eine Sache bzgl. Sightseeing möchte Jakyo noch ansprechen. Einer der Nostalgietrips war der Besuch im Tempel Kenninji, mit dem Jakyo gerade in den Anfangsjahren seiner Japangeschichte viel zu tun hatte und daher einen hohen Stellenwert für Jakyo hat. Im Nachhinein wäre es aber wohl besser gewesen, sich den Besuch zu ersparen, denn hier wurde es deutlich, wie sehr sich Kyoto und dessen Tempel und Schreine auf Touristen einstellen — bedauerlicherweise im negativen Sinne. Die hohe Anzahl der Touristen? Geschenkt. Dass jetzt aber im großen Tatami-Raum vor dem Innengarten Chuontei exakt darauf geachtet, wer wo sitzt, ist Jakyo überraschend sauer aufgestoßen. Man darf sich jetzt tatsächlich nur noch auf eine rote Wolldecke direkt an der Veranda setzen, aber keinesfalls mehr “wild” im geräumigen Tatami-Raum dahinter. Jakyo versteht die Welt nicht mehr. Grund für diese Regelung: unbekannt. Jakyo kann sich keinen Reim darauf machen.
Eine Freundin hat es ganz treffend beschrieben: Wer das Kyoto von vor 15 Jahren kennt, wird über das Kyoto von heute nur noch wenig begeistert sein.
Überaus lohnenswerter Tempel im Gion-Viertel mit einem wundervollen Innenhofgarten als Blickfang.
Preisänderungen, die man merkt
Vor kurzem lag der Umrechnungskurs Euro-Yen noch bei rekordwürdigen 1:170, aber aktuell hat er sich bei etwa immer noch fantastischen 1:160 eingependelt. Generell macht Einkaufen in Japan damit einen Heidenspaß. In den letzten Jahren gab es jedoch deutliche Preissteigerungen bei manchen Sachen, die sich direkt auf das tägliche Budget auswirken können.
Beispielhaft dafür ist Gyudon, die beliebte Reisschüssel mit Rindfleisch- und Zwiebel-Topping. Mitunter bekannt als die günstigste Art und Weise, in Japan an eine Mahlzeit zu kommen – und wird scherzhaft als der Indikator für die wirtschaftliche Lage Japans betrachtet, ähnlich wie der Döner in Deutschland. Lag der Preis für eine normale Portion um 2010 herum noch bei 250 Yen (große Portion 350 – 450 Yen), so verlangt die Kette Nakau heutzutage 550 Yen (groß 1000 Yen). Das hat Jakyo fast aus den Latschen gehauen!
Auch Ramen ist nicht verschont geblieben, aber der Ramenpreis ist im Verhältnis deutlich sanfter angestiegen, als es bei Gyudon der Fall ist. Hauptsächlich hat es Veränderungen bei Ramen-Restaurants gegeben, die ihre Ramen bisher für um die 600 Yen pro Portion angeboten haben. Diese sind nun auf 800-900 Yen gestiegen. Und dennoch ist Ramen-Essen dank des Yen-Kurses unverschämt günstig. Das ist Jakyo deutlich auf seiner Kreditkartenrechnung aufgefallen nach dem Besuch des Ramenrestaurants Daiichi-Asahi: Drei Portionen Ramen plus Gyoza für läppische 23 € – und das inklusive Auslandsentgelt! In Deutschland hat sich eine Portion Ramen auf etwa 15 € eingependelt, dieselbe Menge Ramen plus Beilage hätte hier also mindestens 50 € gekostet.
Die Bus- und Bahnpreise lokal sind hingegen stabil geblieben. 230 Yen pro Busfahrt. Ein großes Ärgernis gibt es aber trotzdem: nachdem das Bus-Tagesticket über die Jahre hinweg zuletzt auf 500 Yen erhöht wurde, wurde es letztes Jahr komplett abgeschafft! Jetzt gibt es nur noch ein Tagesticket für Bus und Bahn kombiniert für 1100 Yen. Da muss man schon recht viel fahren und sich stark überlegen, ob sich das lohnt. Ein Ticket, das inzwischen vor allem auf Erstbesucher mit etlichen Punkten auf dem Programm abzielt.
Der Flug nach Japan wird immer einen großen Teil des Reisebudgets fressen, aber aktuell ist Japan trotz etlicher Preissteigerungen wahnsinnig günstig. Die Essenspreise sind vom Euro umgerechnet ein Witz. Nahezu alles andere auch. Japan lohnt sich, solange diese Situation anhält.
Google Maps als Navigationstool
Nicht unbedingt etwas Neues, da es sich die letzten Jahre auch schon gezeigt hat, aber Stand 2024 ist Google Maps wohl das Werkzeug der Wahl, in Kyoto zu navigieren und Bus- und Bahnpläne nachzuschauen. Besonders praktisch ist die Funktion, auf eine Bushaltestelle zu klicken, um sich die komplette Fahrtstrecke der Linie anschauen zu können. Dazu braucht es allerdings eine Internetverbindung.
Rückkehr nach Deutschland
So, am 27. September ging es wieder zurück nach Deutschland.
Renovierung des Kansai-International-Airports (KIX) in Osaka
Bei der Ankunft ist es aufgrund der Wege nicht aufgefallen, aber wow, im Abflugbereich hat sich der Flughafen ein ganz neues Antlitz verpasst. Zwar gibt es stellenweise noch ein paar Baustellen, aber zweifelsohne hat sich der KIX bis in den letzten Winkel modernisiert. Deutlicher Unterschied: Es gibt nun unzählige Geschäfte, bei denen man sich noch in letzter Sekunde mit Goodies eindecken kann. Ähnlich wie im Hamad-Flughafen in Doha gibt es hier jetzt sympathischere Aufenthaltsbereiche, die aber hoffnungslos überfüllt waren. Vernünftige Restaurants gibt es auch. Ein letztes Gyudon von Sukiyaki hat sich Jakyo gegönnt. Insgesamt eine tolle Sache, der KIX ist ein toller Flughafen.
Kehrseite: Selbst um 18 Uhr war der Flughafen noch gerammelt voll mit Reisenden, was früher nicht der Fall war.
Duschen am Flughafen KIX
Wer seinen Abflug erst abends hat, wird die Zeit davor in Japan nicht ungenutzt lassen. Und gerade im Sommer möchte man vielleicht erneut duschen, bevor man für mindestens eine zweistellige Anzahl an Stunden ins Flugzeug steigt. Im Badeland Japan gibt es dafür auch am KIX mehrere Möglichkeiten.
Die direkteste und gleichzeitig spartanischste Möglichkeit, die auch Jakyo genutzt hat, sind die Duschkabinen im Abflugbereich hinter den Sicherheitsgates. Dort verstecken sich etwa zwischen Gate 21 und 23 zwei Duschkabinen neben dem Raucherraum, nach einer grünen Wand Ausschau halten. Shampoo und Duschgel werden bereitgestellt, aber keine Handtücher! Trotzdem kann man diese für den Luxuspreis von 500 Yen am Automaten kaufen, daher lieber ein kleines Handtuch im Handgepäck dabeihaben.
Der Preis beläuft sich auf 800 Yen für 15 Minuten. Es kann nur online via Kreditkarte bezahlt werden. Die 15 Minuten beziehen sich auf zwei Dinge, je nachdem, was zuerst eintritt: 15 Minuten Wasserfluss oder wenn 15 Minuten lang kein Wasser mehr geflossen ist. Gegenüber den Duschen gibt es noch einen Dressing Room mit Föhn und Spiegel.
https://www.kansai-airport.or.jp/en/service/relax
Qatar Airways – der Flug zurück von Osaka über Doha nach Frankfurt
Eines vorweg: Wer mit Qatar Airways fliegt, unbedingt Online-Check-in machen! Die Schalter zum regulären Check-in waren vor lauter Menschenmassen kaum zu sehen. Die Schlange für die reine Gepäckabgabe war mit etwa 20 Minuten Wartezeit ok. Ohne Online-Check-in sollte man aber sehr früh zum Flughafen kommen, mindestens drei Stunden. Qatar Airways macht aktuell viel Werbung und wird entsprechend häufig gebucht.
Aufpassen! Wer gerne Trolley UND Rucksack verwendet, sollte wissen, dass Qatar Airways für beides zusammen (!) nur 7,5 kg erlaubt. Zwar wurde nach kurzer Diskussion davon Abstand genommen (15 kg *pfeif*), mit dem Hinweis, dass man doch “bitte nichts mehr im Duty Free kaufen soll”. Aber garantiert ist es nicht, dass man damit immer ohne Aufpreis durchkommt.
Qatar Airways ist allgemein eine einwandfreie Option und siedelt sich im oberen Drittel auf Jakyos persönlicher Liste an, auf folgender Grundlage:
Zurück in Deutschland musste Jakyo sich dann erst einmal von 25 bis 35 Grad auf 5 bis 15 Grad umstellen. Das war heftiger als erwartet und der einzige Grund, warum ein leichter Pullover und Jacke mitgenommen wurden.
Und von nahezu durchgehender Sonne auf direkt zwei Wochen Wolken mit häufigem Regen. Es war wirklich trist.