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Schüttet in Deutschland jemand Wasser auf die Straße, handelt es sich meist um Schmutzwasser mit Ziel Kanalisation. In Japan hat sich aber etwas Ähnliches (vor allem mit sauberen Wasser) als Brauch durchgesetzt, um in der sommerlichen Hitze die Umgebung etwas abzukühlen. Der Uchimizu genannte Brauch aus der Edo-Zeit verbindet sowohl praktischen Nutzen als auch ästhetischen Wert. Was hat es damit auf sich und bringt das wirklich etwas?
Über Uchimizu
Allgemein
Uchimizu wird im Allgemeinen dazu verwendet, den Staub auf den Straßen niederzuhalten und in der Sommerhitze durch die Verdampfungswärme für kühle Luft zu sorgen – oder zumindest um für ein kühles und angenehmes Gefühl zu sorgen. Die tatsächliche Wirksamkeit der Kühlung ist etwas umstritten.
Wer das Wasser bei Uchimizu im traditionellen Rahmen verteilen möchte, der trägt dafür als Privatperson einen Yukata (geschäftlich: eher Kimono) und benutzt einen Eimer und eine Schöpfkelle aus Bambus.
Die besondere Ästhetik von Uchimizu kann man vor allem im alten Kyoto gut beobachten, wenn die Angestellten von Restaurants in der Abenddämmerung den Eingangsbereich ihres Geschäfts mit Wasser besprengen. Im heißen Sommer hat das natürlich die Funktion, den Feierabend angenehm kühl zu gestalten, aber ebenso spiegelt sich im nassen Boden auch das Licht, welches aus den Restaurants heraus scheint. Gerade in den älteren Vierteln von Kyoto sorgt dies für eine sehr schöne und einladende Atmosphäre aus Ästhetik und praktischen Nutzen.
Umweltaspekte
Wenn eine einzelne Person Wasser auf die Straße schüttet, fällt das kaum ins Gewicht. Wenn es aber eine ganze Stadt regelmäßig macht, kommt natürlich die Frage auf, inwiefern es sich hierbei um Wasserverschwendung handelt. Es gibt daher Umweltinitiativen, die dazu anhalten, nur bereits im Haushalt verwendetes Wasser für Uchimizu zu benutzen. Das kann sein:
- Nach dem Familienbad, das Badewasser aus Wanne
- Wasser aus der Klimaanlage
- Gesammeltes Regenwasser
In der Teekultur
Auch die Teekultur Chado hat den Brauch des Uchimizu für sich entdeckt. Während eines Chakai oder Chaji wird an verschiedenen Stellen (z.B. Eingang, Trittsteine im Garten etc.) insgesamt dreimal der Boden mit Wasser besprengt. Dieser Vorgang wird schlicht sando no uchimizu (三度の打水) genannt, “dreimaliges Besprengen mit Wasser”. Die genauen Zeitpunkte sind vor dem Eintreffen der Gäste, in einer kleinen Pause zwischen der Mahlzeit und dem Teeservieren und am Ende, bevor die Gäste gehen.
Wissenschaftliche Untersuchung
An der niederländischen technischen Universität in Delft haben Wissenschaftler den Effekt von Uchimizu untersucht. Die gute Nachricht vorweg: Ja, Uchimizu macht tatsächlich einen Unterschied!
Gemessen wurde die Lufttemperatur mit Sensoren auf einen Raum von einem Kubikmeter direkt über dem Boden. Nachgewiesen werden konnte ein Kühlungseffekt von bis zu 1,5°C zwei Meter über dem Meter und von bis zu 6°C nahe am Boden. Es wurde auch festgestellt, dass wenig Wasser (1-2mm) insgesamt nur einen geringen Kühleffekt erzeugt. Es gilt: viel hilft viel.
Artikel: Uchimizu: A Cool(ing) Tradition to Locally Decrease Air Temperature
Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: uchimizu 語打ち水