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Der Men ist im Kendo aus verschiedenen Gründe die am häufigst geschlagene Trefferzone. Dabei wird vor allem der Schutzring in Mitleidenschaft gezogen, der mit schwarzer Farbe lackiert ist. Da ist es nur zu natürlich, dass der Lack dieser Fläche mit der Zeit bröckelt und der Ring dadurch recht unansehnlich wird. Aber wie kann man seinen Men dann wieder auf Vordermann bringen? Und ja, es ist ziemlich einfach, den Schutzring seines Men wieder wie neu aussehen zu lassen.
Ausgangslage: Wann sollte der Men neu lackiert werden?
Zunächst die gute Nachricht: der Lack hat so gut wie keine Auswirkungen auf den Schutzfaktor. Die Farbe ist rein ästhetisch und unter dem Aspekt kann man sagen, dass der Men eigentlich nie neu lackiert werden muss. Ohne Farbe kann der Men aber ordentlich ramponiert aussehen, was nicht sein muss – “muss nie neu lackiert werden” lassen wir also nicht gelten.
Das erste Szenario ist das natürliche Szenario. Aufgrund der vielen Schläge, Witterungsverhältnissen etc. verschleißt die Farbe und blättert ab. Nach etlichen Jahren sieht jeder Men ramponiert aus, da kann man es sich dann mal überlegen, den Schutzring des Men neu zu lackieren.
Das zweite Szenario stellt ein mangelhaftes Produkt dar, vielleicht billige Farbe oder einfach nur Pech gehabt. Nach zwei Wochen oder (wahllos ausgewählte Zahl) 15 Trainingseinheiten (oder 15 Trainingseinheiten in zwei Wochen, dem Kangeiko in Lindow sei Dank) sollte der Lack definitiv noch nicht deutlich abblättern. Hierbei handelt es sich dann eindeutig um ein mangelhaftes Produkt, welches man beim Händler beanstanden sollte. Aus eigener Erfahrung zeigen sich Händler sehr kulant in dieser Sache. Man hat dann meist die Wahl zwischen Men zurückschicken und reparieren lassen oder eine Art Gutschein. Gerade wenn man den Men in Japan bestellt hat ist das Zurückschicken zur Reparatur meist die schlechtere Wahl, da man den Men schnell und günstig auch selber lackieren kann. Wenn man noch einen weiteren Men hat, der auch mal wieder neue Farbe vertragen könnte, lohnt sich das do it yourself noch mehr.
Mein persönliches Szenario: nach zwei Wochen und 15 Trainingseinheiten (war doch nicht so wahllos die Zahl) war fast die gesamte Farbe im oberen Bereich ab und das bei einem neuen Men!
Vorbereitung: was man für die Lackierung braucht
Zum Glück ist die Lackierung keine komplizierte Sache und in Deutschland bekommt alle notwendigen Sachen ziemlich günstig. Mehr als 15€ wird man wohl kaum brauchen, je nach Materialien.
Was man braucht:
- Lack
- Pinsel
- Feines Schleifpapier°
- Gummihandschuhe
- Atemschutzmaske°
Zur anschließenden Reinigung des Pinsel benötigt man wegen der Art der Farbe noch Terpentin o.ä.
Über den Lack
Der Lack muss als Farbton “glänzend schwarz” haben und ölbasiert oder lösemittelhaltig sein. Das trifft auf die meisten Metallschutzlacke zu. Keinesfalls wasserbasierte Farben nehmen, wie es die Acrylfarben sind – Wasser weicht den Schutzring des Men auf.
Man kann zum Beispiel den Metallschutzlack von Hammerite° nehmen oder die jeweilige Eigenmarke des Baumarkts. Die kleinste Größe (250ml) reicht mehr als aus. Unbedingt darauf achten, NICHT die Farbe “schwarz mit Hammerschlageffekt” zu erwischen.
Hier wurde der Metallschutzlack glänzend schwarz von Hammerite verwendet.
Das Lackieren des Men
Hat man alles zusammen, kann es losgehen. Größere beschädigte Flächen behandelt man zunächst etwas mit dem Schleifpapier. Die Atemschutzmaske verhindert dabei das Einatmen des Farbstaubs. Kleinere Flächen kann man direkt ohne Vorbehandlung überstreichen. Nach dem Schleifen trägt man die erste Schicht Farbe vorsichtig und dünn auf und lässt es solange trocknen, bis man die Stelle wieder überstreichen kann (bei Hammerite nach mindestens vier Stunden). Ziel sind zwei oder drei Schichten, die alle so dünn wie möglich aufgetragen werden sollten.
Die Farbe ist wirklich stark, daher die Gummihandschuhe und die Betonung auf “vorsichtig auftragen”, denn Ausrutscher bekommt man nur mit dem Einsatz von Terpentin wieder weg und das sollte man vermeiden.
Schleifen der betroffenen Stelle Lackierung der betroffenen Stelle. Der Pinsel war fast schon zu breit.
Der Schutzring sieht bereits nach der ersten Schicht deutlich besser aus. So gut, dass man kleinere neu bemalte Flächen kaum wieder findet. Daher sollte man vor der Lackierung die Stellen markieren oder ein Bild machen, damit man nicht wahllos drauflos malt.
Tipp: den Pinsel zwischen den Lackierungen in einen Plastikbeutel einwickeln und möglichst luftdicht verschließen. Dann muss man den Pinsel zwischendurch nicht reinigen und kann ihn gleich wieder verwenden.
Hat man die zweite und dritte Schicht aufgetragen, sollte man die Farbe ein paar Tage trocknen und ruhen lassen, bevor man den Men wieder beim Training einsetzt.
Resultat
Das Ergebnis kann sich sehen lassen:
Men #1: Tsukibereich wieder tadellos Auch Men #2 sieht wieder wie neu aus
Nach nur wenigen Tagen ist der Men wieder einsatzbereit und insgesamt ist die Lackierung auch sehr kostengünstig. Man sollte sich auf jeden Fall beim Händler beschweren, die Rücksendung nach Japan kann man sich aber definitiv sparen.
Natürlich steht noch der Praxistest an. Nach ein paar Trainingseinheiten sind zwar wieder leichte Abnutzungserscheinungen zu sehen, aber dieses Mal im natürlichen Rahmen. Das Selbstlackieren lohnt sich.
Zu einem späteren Zeitpunkt wird das Ergebnis des Langzeittests aktualisiert. Für Updates Japan-Kyoto auf Facebook im Auge behalten!
Update: Wie hält sich die neue Lackierung des Men?
Sieben Monate nach der neuen Lackierung — Zeitraum Januar bis August 2018 — sieht Men #2 nun so aus:
Gebrauchsspuren sind zwar deutlich zu sehen, liegt aber dieses Mal völlig im üblichen Rahmen. Ein paar harte und andauernde Trainingseinheiten waren auch dabei, der Zustand ist daher völlig in Ordnung.
Zeitlich purer Zufall, aber erst 1 1/2 Jahre — im August 2019 — hatte ich das Bedürfnis, den Men #2 erneut zu lackieren. Nicht unbedingt aus Notwendigkeit, sondern eher der Ästhetik zuliebe. Das Ergebnis ist wieder mal super geworden. Der Metallschutzlack von Hammerite° ist eindeutig hochwertiger als die Standardlackierung von Werk aus.