Einen Beweis dafür, dass auch Nicht-Japanologen (oder sehr schlechte) Geld bekommen, um in Japan ein Reportage zu drehen, findet man neuerdings auf N-TV. Genauer gesagt im Beitrag “Betörend schön und immer seltener : Japans Geishas sterben aus“.
Betörend schön und immer seltener
Japans Geishas sterben ausGeishas gehören zu Japan wie Kirschblüten und Kimonos. Mit ihren weiß geschminkten Gesichtern und ihren farbenprächtigen Gewändern wirken die betörend schönen Frauen wie Geschöpfe aus einer anderen Welt.
Gleich vorwegs: Dieser Video-Beitrag besticht nicht nur durch gute Recherche.
Schon die ersten Sekunden können deutliches Stirnrunzeln hervorrufen. Ist von einer Teezeremonie die Rede, sieht man im Video aber, wie Sake (Alkohol) ausgeschenkt wird. Der größere Fehler in dem Video ist aber, dass sämtliche Frauen, die als Geishas dargestellt werden – bewusst oder unbewusst – keine Geishas sind. Meistens geht es nur um Hostessen. Die Frau am Ende, die Flyer verteilt, ist bestimmt keine Geisha, sondern nur eine Angestellte, die eben Flyer verteilt.
Fakten (unvollständig)
Geisha (芸者) kommen ursprünglich aus Kyoto, dort werden sie allerdings Geiko (芸子) oder Geiki (芸妓) genannt. Geiko, die in Ausbildung sind, nennt man Maiko (舞妓). Die Bezeichnung Geisha wird außerhalb von Kyoto verwendet, speziell in Tokyo. Auszubildende Geisha nennt man hier Hangyoku (半玉) oder Oshaku (おしゃく).
Der Aufgabenbereich bezieht sich vor allem auf künstlerische Unterhaltung wie Tanzen und Singen, begleitend zu einem Festmahl.
Maiko erkennt man am langen Obi (帯, Gürtel) hinten, Geiko haben einen normalen Obi.
Sicherlich muss man diese ganzen Begrifflichkeiten nicht kennen, der Zuschauer wird es noch weniger interessieren – aber einen ganzen Beitrag so mit Fehlern zu durchziehen ist schon eine harte Nuss. Das fühlt sich mehr nach “Wir hatten schon lange nichts mehr exotisches, wer will nach Japan?” an. Kein Glanzstück von N-TV.