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Tag 3 in Kyushu und endlich kam mein persönliches Highlight an die Reihe: die verlassene Insel von Gunkanjima (軍艦島), oder etwas korrekter: Hashima (端島)!
Die Insel Gunkanjima
Gunkanjima ist eine kleine Insel vor der Küste von Nagasaki, auf der fast 100 Jahre lang bis 1974 Kohle gefördert wurde und kurzzeitig in den 50er Jahren die höchste Bevölkerungsdichte weltweit aufwies. Seit 1974 ist die Insel komplett verlassen und rottet vor sich hin, bis sie 2009 unter beaufsichtigter Führung freigegeben wurde.
Es gibt mehrere Firmen, die eine Bootstour inklusive Führung anbieten (zum Beispiel Yamasa oder Concierge), der preisliche Rahmen beträgt etwa 4000 Yen.
Man muss die Tour schon im voraus reservieren. Man trifft sich dann in der Nähe des Bootes in einem kleinen Raum, in dem man erstmal das Sicherheitsprotokoll unterschreiben muss, bevor es dann zur einer kurzen Vorstellungsrunde seitens der Betreiber kommt und eine kurzes Video gezeigt wird über die Insel Gunkanjima selber.
Es wurde sehr penetrant darauf hingewiesen, dass es auf Gunkanjima selber keine sanitären Anlagen gibt!
Nach dem Briefing ging es dann schließlich aufs Schiff und ab Richtung Gunkanjima.
Die zwei jüngsten weiblichen Teammitglieder blieben am Ufer zurück und winkten nach Leibeskräften dem Boot hinterher. Die Sprecherin an Board wies extra darauf hin, wie toll es doch sei, von zwei “kawaii onna no ko” (zwei süßen Mädchen) verabschiedet zu werden. Ja, Super! Jetzt will ich aber Gunkanjima sehen!
Die Fahrt durch den Hafen von Nagasaki selber war schon beeindruckend, vorbei an den riesigen Industrieanlagen von Mitsubishi, in denen Schiffe gefertigt worden sind und zwei Kriegsschiffe konnte man auch bewundern – alles kommentiert von der etwas älteren Sprecherin. Die hemmungslos bewässerten Scheiben ließen Fotos aber leider kaum zu, bis auf dieses hier:
Nach 30 Minuten kam dann Gunkanjima in Sicht, ****** auf den Zustand der Scheiben!
Der Wellengang war hier schon ziemlich stark, was an dem starken Südwind lag. Dazu aber später mehr. Es wurde erst einmal eine riesige Runde um die Insel gedreht.
Dann näherten wir uns auch endlich der Anlegestelle und ich war schon gespannt wie ein Flitzebogen.
Als wir dann sehr nah an der Anlegestelle waren, wurde es richtig deutlich, wie stark der Wellengang war. Das Wasser schwappte mehrere Meter auf und ab.
Hatte die Sprecherin es schon vorher als Horrorszenario angedeutet, wurde es nach dem ersten Anlegeversuch offiziell: wegen dem starken Wellengang können wir nicht anlegen.
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Der Kapitän selber betrat die Bühne, erklärte den Sachverhalt und entschuldigte sich mit einer tiefen Verbeugung. Damit ist Gunkanjima ins Wasser gefallen und es ging zurück zum Hafen. (**** **** ******!!)
Tempel Sofukuji 崇福寺
Immerhin hatten wir jetzt mehr Zeit als erwartet für den Rest, bevor wir uns um 17 Uhr Richtung Bus begeben mussten, welcher uns nach Beppu bringen wird (welch schwacher Trost…). Die Wahl fiel schnell auf den Tempel Sofukuji, dessen Sanmon-Tor Lust auf mehr machte. Und ja, da Nagasaki so hügelig ist…
Im Sofukuji stehen zwei seltene Beispiele für die Architektur in Südchina während der Ming-Dynastie, beide heute Nationalschätze Japans. Der erste Nationalschatz ist das Eingangstor, nachdem man das Sanmon durchschritten und die Treppen erklommen hat.
Im weiträumigen Innenhof konnte man tatsächlich die Ruhe und die Kraft finden, wir waren nämlich die einzigen Besucher. Und auch wenn Sofukuji den Schmerz von Gunkanjima nicht mildern konnte, gehört Sofukuji zu den schönsten Tempeln, die ich bisher gesehen habe.
Auf der linken Seite des obigen Bildes sieht man schon abgeschnitten den zweiten Nationalschatz, die Haupthalle daiyuhoden. Hier besser:
Etwas weiter hinten steht ein riesiger Kessel, in dem im 16. Jahrhundert Reis für die hungernde Bevölkerung zubereitet wurde.
Es folgt noch ein großer Fisch…
…ein wenig Ambiente…
…und ein schöner Tempelspaziergang nahm sein Ende.
Wo die Christen in Nagasaki verbrannt worden sind
Da vor der Abreise nach Beppu noch etwas Zeit übrig war, besuchten wir noch den Ort, wo im 16. Jahrhundert in Nagasaki selber die Christen verbrannt worden sind – der praktischerweise in der Nähe des Busterminals lag.
Buddha selbst verabschiedete sich von uns…
…bevor es dann vom Busterminal Richtung Beppu ging – zu weiteren Onsen, und weiteren Höllen!
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