Jakyo verspürte beim Japanbesuch im September 2024 die Lust, an alte Unizeiten anzuknüpfen und mal wieder im Kendo-Club (jap. kendōbu) der Doshisha-Universität mitzutrainieren. In dem Kontext wurde Jakyo dann auch dazu eingeladen, zur studentischen Meisterschaft (Mannschaften) der Kansai-Region am 08. September in der Edion Arena in Osaka zu kommen. Gerne doch!
Da nahezu alle Teilnehmer und Zuschauer Studenten waren und diese in der Regel 18-22 Jahre alt sind, war die Atmosphäre deutlich anders als bei anderen Turnieren, die auf Zielgruppen nach der Unizeit ausgelegt sind. Grob gesagt war die Stimmung lockerer, lauter, beherzter und mit etwas mehr Toleranz, was man sich als Zuschauergruppe so leisten kann. Nichts Wildes, aber deutlich beobachtbare Unterschiede. Eine Situation ist dabei stark in Erinnerung geblieben: Es ist Wettkämpfern nicht erlaubt, ohne Schlag- bzw. Angriffsintention die Distanz zu verkürzen und ins Tsubazeriai mit dem Gegner zu gehen – meist erfolgt das Vorwärtsgehen mit einem hohen Block. Den Richtlinien entsprechend schauen sich die Schiedsrichter das Ganze zweimal an, nach dem dritten Mal gibt es eine kurze Schiedsrichterberatung und in der Regel wird dann ein Strafpunkt vergeben. In einem Match machte dies einer der Kämpfer direkt dreimal hintereinander und jedes Mal wurde das vom Zuschauerblock der Gegenseite mit einem sehr lauten “OH! OOOOOOOH!” begleitet. Damit der Schiedsrichter das ja nicht übersieht – Strafpunkt wurde dann auch vergeben. Das war witzig mit anzuschauen, etwas over the top, aber hier in dem Kontext noch vertretbar.
Apropos Zuschauer. Es ist toll, wie es in Japan generell üblich ist, dass die ganze Kendogruppe (hier die Clubs der Universitäten) mit zum Turnier kommen, obwohl nur eine Handvoll davon als Wettkämpferinnen und Wettkämpfer daran teilnehmen können. Bei den größeren Clubs können das locker mehr als dreißig Leute sein. Ein tolles Pflichtbewusstsein gegenüber der eigenen Gruppe, was offensichtlich auch Spaß machen kann. Das schweißt die Gruppe, gerade im jungen Alter, stark zusammen.
Das Turnier fing morgens um 9 Uhr an und die Finalkämpfe fanden gegen 17:30 Uhr ihr Ende. Recht neu ist es – und es setzt sich immer mehr in Turnieren allgemein durch – dass die Frauen- und Männerkämpfe gleichberechtigt stattfinden. Von den acht Wettkampfflächen waren vier für die Frauen reserviert, vier für die Männer. Die Halbfinalkämpfe und Finalkämpfe beider Geschlechter wurden so geplant, dass sie zeitgleich nebeneinander stattfanden. Die Männer starteten in 7er-Teams, die Frauen in 5er-Teams.
Als ehemaliger Austauschstudent der Doshisha wünschte ich natürlich dem Kendobu der Doshisha viel Erfolg, doch leider flogen die Herren im Viertelfinale mal wieder gegen die alten Rivalen von der Ritsumeikan aus dem Turnier – wegen eines Ippon Unterschieds nur! Der Teamkampf wurde erst in den letzten 30 Sekunden zwischen den beiden Taisho (Captain) entschieden. Ziemlich bitter. Die Ritsumeikan verlor gegen die Kansei-Gakuin im Halbfinale, die Kansei-Gakuin holte sich dann auch den Titel.
Die Damen der Doshisha hingegen schafften es auf den dritten Platz, flogen im Halbfinale aber ausgerechnet auch gegen die Damen von der Ritsumeikan raus. Und die Damen der Ritsumeikan holten sich danach den Titel. Herzlichen Glückwunsch!
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