Inhalt
Der Shimogamo-Schrein gehört zu den herausragenden Schreinen in Kyoto, was sich leicht an dessen Größe inmitten des Stadtgebiets ersehen lässt. In diese illustre Runde gesellen sich sonst nur der Yasaka-Jinja-Schrein, der Kitano-Tenmangu-Schrein, der Heian-Jingu-Schrein, der Fushimi-Inari-Taisha-Schrein sowie der Kamigamo-Jinja-Schrein. Mit letzteren Schrein beschützt der Shimogamo-Schrein Kyoto vor Unheil, welches von Norden her über den Kamogawa-Fluss hereinfallen möchte — daher der Namensverbund oberer (kami) und unterer (shimo) Kamo-Schrein.
Auch die Lage des Shimogamo-Schreins macht ihn immer besuchenswert. Er befindet sich nur unwesentlich nördlich von der Flussmündung des Kamo- und Takano-Flusses (das Demachiyanagi-Viertel), wo der Aoi-Park gerne als Freizeit- und Erholungsecke genutzt wird. Ebenfalls befinden sich hier auch weitere Sehenswürdigkeiten, wie z.B. die alte Shimogamo-Villa der Mitsui-Familie und der Gyoen-Park mit dem kaiserlichen Gosho-Palast ist auch nicht weit entfernt. Insgesamt eine wunderschöne Ecke.
Über den Shimogamo-Schrein
Geschichte
Der Kamigamo- und Shimogamo-Schrein hatten ihren Anfang zunächst als eine Einheit, dem Kamo-Schrein. Archäologische Ausgrabungen im Waldgebiet des Shimogamo-Schreins (Tadasu no Mori) legen nahe, dass das Areal schon vor 2000 Jahren genutzt wurde. Einer Theorie zufolge wurde der Kamo-Schrein während der Tenpyo-Ära (729-749) organisatorisch in den Kamigamo- und Shimogamo-Schrein getrennt.
Referenzen über den Schrein sind seit der Nara-Zeit im 8. Jahrhundert belegt, seine große Bedeutung erlang der Schrein aber erst nach dem Umzug des kaiserlichen Hofes in die Stadt Heian (das heutige Kyoto) Ende des 8. Jahrhunderts. Im Jahr 807 wurde der Shimogamo-Schrein zu einem Schrein ersten Ranges ernannt und auf kaiserliche Anordnung das Kamosai-Fest eingeführt, das heutige Aoi-Matsuri-Fest. Ab dem Jahr 810 wurde zudem eine kaiserliche Prinzessin zu beiden Kamo-Schreinen entsandt, um dort als Saiin genannte Priesterinnen religiöse Aufgaben zu übernehmen. Eine Tradition, die 400 Jahre lang anhielt und einen großen Prestigegewinn für den jeweiligen Schrein bedeutete, denn sonst gab es diese Entsendung nur noch am Ise-Jingu-Schrein, dem bedeutendsten Shinto-Schrein in Japan.
Heute gehören die Kamo-Schreine zum UNESCO-Weltkulturerbe unter dem Titel “Historisches Kyoto (Kyoto, Uji und Otsu)”.
Rundgang
Das Schreingelände lässt sich über mehrere Zugänge betreten. Der nach persönlichen Empfinden Hauptzugang befindet sich im Süden, hier steht allerdings kein Torii-Schreintor. Das steht überraschenderweise viel weiter südlicher zwischen Wohnhäusern und der Shimogamo-Villa der Mitsui-Familie. Zurück zum Hauptzugang: Von hier aus führt der breite Hauptweg durch ein kleines Stück erhaltenen japanischen Urwalds, welcher Lügen enthüllen soll, den tadasu no mori (糺の森). Biegt man direkt am Weganfang nach links ab, gelangt man zum Kawai-Jinja-Schrein, wo man für die (eigene) weibliche Schönheit beten kann. Ebenfalls ist hier eine kleine Hütte zu finden, die dem heianzeitlichen Dichter Kamo no Chōmei gewidmet ist, der vor allem für sein Werk Hojoki berühmt ist. Hier startet auch eine kleine Rennbahn für Yabusame, dem Bogenschießen vom Pferd aus. Vor dem zweiten Torii befindet sich das Wasserbecken zur rituellen Reinigung, das Temizuya. Hier an dieser Stelle gibt es auch oft kleinere Pflanzenausstellungen.
Vom zweiten Torii aus sieht man dann auch das große Romon-Tor, welches den Eingang zum Hauptbereich markiert. Auf halben Weg zwischen Torii und Romon sollte man aber nicht den Sazare’ishi-Stein übersehen, der mit einem dicken Seil markiert ist. Hier hat sich wohl eine kleine Kami-Gottheit niedergelassen. Nur ein kleines Stück weiter Richtung Romon befinden sich auf derselben Seite zwei Sakaki-Bäume, die ineinander gewachsen und ebenfalls mit einem Seil dekoriert sind.
Durchquert man nun das Romon-Tor, befindet man sich im (nach breiterer Definition) Hauptbereich des Schreins. Die Maidono-Bühne in der Mitte des Platzes ist nicht übersehen.
Geht man hinter der Bühne weiter direkt nördlich, trifft man auf das Chumon-Tor, hinter dem sich die Kotosha-Schreine und das Hauptheiligtum befinden. Die sieben Kotosha sind den Rufnamen der im Shinto bedeutenden Gottheit Okuninushi gewidmet, die zusammen mit den jeweiligen 12 Tierkreiszeichen eingeschreint sind. Auf den kleinen Schildern vor den Schreinen steht das jeweilige Tierkreiszeichen (teilweise abgekürzte Form):
- ね Ratte
- うし・い Büffel und Wildschwein
- み・ひつじ Schlange und Schaf
- うま Pferd
- う・とり Hase und Vogel
- とら・いぬ Tiger und Hund
- たつ・さる Drache und Affe
v.l.n.r.: 7, 6 und 5
Links: 4, Rechts: 3
v.l.n.r.: 2 und 1
Hält man sich von der Maidono-Bühne rechts, so trifft man auf einen kleinen Fluss mit der stark gebogenen Taikobashi-Brücke und dem Mitarashisha-Schrein. Zusammen mit dem Blick durch das zweite Torii auf das Romon-Tor gehört der Bereich um den Mitarashisha zu den unverwechselbaren Ansichten des Shimogamo-Schreins. Der Mitarashisha steht auf dem Ursprung einer Quelle und beherbergt eine Gottheit für Reinigung und sauberes Wasser. An dieser Stelle finden entsprechend oft Rituale und Feste statt.
Feierlichkeiten
- 04. Januar: Kemari – Ballspiel aus der Heian-Zeit.
- 15. Januar: Okayu-Matsuri.
- 03. Mai: Yabusame – Bogenschießen vom Pferd aus.
- 04. Mai: Budovorführung.
- 12. Mai: Mikage-Matsuri.
- Juni: Glühwürmchen-Schau.
- Juli: Mitarashi-Matsuri.
- 15. Mai: Aoi-Matsuri – der große Umzug des Aoi-Fests macht einen Stop am Shimogamo-Schrein.
Lese auf JAKYO:
Yabusame (Bogenschießen vom Pferd aus) am Shimogamo-Schrein
Jakyo-Bewertung
JAKYO
4.2
von 5
Shimogamo-Jinja-Schrein
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Jakyo-Infos
Übersicht
Gebrauchsname: 語下鴨神社
Formeller Name: kamomioya jinja 語賀茂御祖神社
見どころ - Besonderheiten, die man auf keinen Fall übersehen sollte!
Mitarashisha-Schrein | Hinter dem Romon-Tor auf der rechten Seite
Sazare'ishi-Stein | Hinter dem zweiten Torii, linke Seite
Ineinander verwachsene Sasaki-Bäume | Hinter dem zweiten Torii, linke Seite
Öffnungszeiten & Eintritt
※ Saisonal können die Öffnungszeiten um eine halbe Stunde abweichen.
※ Sofern nicht anders vermerkt: täglich geöffnet.