Bus- und Bahnfahren ist universell, doch je nach Land steckt manchmal der Teufel im Detail. Zwischen Deutschland und Japan gibt es bedeutende Unterschiede, die unvorbereitete Reisende regelrecht erschlagen können. Es hilft sehr, wenn man einen groben Überblick über das japanische System hat, und hier wird einem geholfen!
Empfehlung: Bezahlen mit IC-Karte
Bevor es an die Details geht, möchte Jakyo eine große Empfehlung aussprechen: die Anschaffung einer IC-Karte. Dabei handelt es sich um eine Prepaid-Karte, die von den lokalen Transportunternehmen ausgestellt werden und mit der man bequem kontaktlos, bargeldlos und passend in Bus und Bahn bezahlen kann. iPhone-Nutzer können sich so eine Karte auch auf das Smartphone holen.
Die IC-Karten sind nicht nur unglaublich praktisch, sondern in vielen Fällen auch ein schönes Souvenir und bei der nächsten Japanreise wiederverwendbar. Von Suica gibt es aber auch IC-Karten, die man ohne das 500-Yen-Pfand erwerben kann und nach vier Wochen automatisch für alle Zeiten ungültig werden.
Weitere Informationen dazu in folgenden Artikel:
Busfahren in Japan
Dieser Abschnitt stellt Busfahren in Japan allgemein vor und wichtige Eigenheiten vom Bussystem in Kyoto.
Preismodelle nach Distanz und per Einstieg
Allgemein gibt es zwei Preismodelle für das Busfahren in Japan. Zum einen gibt es “Pro Einstieg zahlen”, zum anderen das auch bei uns benutzte “Zahle nach Distanz”.
“Pro Einstieg zahlen”: Mit diesem Preismodell zahlt mal einen festgelegten Einheitspreis für eine Strecke innerhalb eines definierten Gebiets (oft der jeweilige Stadtbereich). Mit Strecke ist die Fahrt bis zum nächsten Ausstieg gemeint. Das ist vor allem dann lohnenswert, wenn man eine lange Strecke mit derselben Buslinie ohne Umstieg vor sich hat, dann zahlt man nur einmal den Einheitspreis. Muss man allerdings umsteigen, dann hat man ein Problem. Denn bei jedem Umstieg wird der Einheitspreis erneut fällig. Abhilfe schafft hier je nach Verfügbarkeit ein Flatrate-Tagesticket, gemäß der einfachen Rechnung “Ab wie vielen Einzelfahrten lohnt es sich, ein Tagesticket zu kaufen?” Dieses Preismodell findet man oft in Großstädten vor, wie z.B. in Kyoto.
“Zahle nach Distanz”: Vor allem in ländlichen Gegenden kommt häufig das Modell zum Einsatz, in dem man nach zurückgelegter Distanz bezahlt. In solchen Bussen gibt es beim Einstieg einen Automaten, aus dem man eine Marke mit Nummer (= Einstiegspunkt) ziehen muss (oder man benutzt seine IC-Karte zum Einchecken und später wieder auschecken). In den Bussen gibt es dann Displays (häufig nur vorn beim Busfahrer), auf denen die jeweiligen Nummern angezeigt werden — zusammen mit dem aktuellen Preis, den man bezahlen muss, wenn man bei der nächsten Station aussteigen möchte. Wenn man vergisst, die Nummer zu ziehen, bezahlt man im Regelfall den aktuellen Maximalpreis beim Ausstieg.
Es gibt auch Linien mit gemischtem Modell. Das kommt häufig zum Einsatz, wenn die Fahrt in einem Stadtgebiet startet, aber die Endhaltestelle weiter außerhalb liegt. Wer noch innerhalb des Stadtgebiets aussteigt, bezahlt einfach den Fixpreis. Wer weiterfährt, muss sich nach der Preisanzeige richten und beim Einstieg seine Nummer gezogen haben.
Ein- und Ausstieg
Anders als in Deutschland ist in Japan die Ein- und Ausstiegstür strikt vorgegeben, variiert aber je nach Stadt. Davon hängt auch ab, wann man bezahlt. In der Regel steigt man hinten/mittig ein und verlässt den Bus vorn beim Fahrer. Entsprechend zahlt man dann beim Ausstieg.
Bezahlen
In der Regel wird beim Ausstieg bezahlt. Zum Bezahlen der Fahrtkosten sollte man entweder das passende Kleingeld parat haben oder deutlich komfortabler mit einer IC-Karte bezahlen. Wer weder passendes Kleingeld noch eine IC-Karte zur Verfügung hat, kann am Automaten beim Busfahrer Münzen oder 1000-Yen-Scheine klein wechseln.
Wer ein Tagesticket gekauft hat, muss dieses beim ersten Einsatz in einen Schlitz am Bezahlautomaten schieben, damit das aktuelle Datum auf die Karte gedruckt wird. Bei weiteren Fahrten reicht es dann, das gedruckte Datum dem Busfahrer zu zeigen.
Busfahren in Kyoto
Änderungen seit 2022
Für alteingesessene Kyotoreisende gab es nach der Corona-Pandemie bedeutende Änderungen im ÖPNV Kyoto:
- Das reine Bustagesticket gibt es leider nicht mehr. Das war zuletzt mit 600 Yen aber auch recht teuer geworden. Es gibt nur noch das Bahntagesticket oder das kombinierte Bus- und Bahntagesticket.
- Es wurden spezielle Expresslinien für Touristen eingeführt, die mit 500 Yen pro Fahrt teurer, aber im Tagesticket inklusive sind.
- Und jetzt der Wahnsinn: Seit Dezember 2024 wurden die Bezahlautomaten so umgerüstet, dass sie Wechselgeld geben können! Man muss nicht erst umständlich das Geld klein wechseln, um dann anschließend bezahlen zu können, sondern kann direkt unpassend bezahlen. What a time to be alive.
Buslinien und Flat Fare Area
Nahezu das gesamte Stadtgebiet von Kyoto gehört zur Flat Flare Area, in der man pro Fahrt/Ausstieg den Einheitspreis von 230 Yen. Es gibt aber auch (wenige) Buslinien, die über diese Zonengrenze hinaus fahren. Wer noch innerhalb der Flat Flare Area aussteigt, bezahlt die 230 Yen. Wer allerdings weiterfährt, muss sich beim Einstieg eine Marke mit Nummer ziehen oder mit der IC-Karte einchecken. Was innerhalb der Flat Flare Area liegt und was nicht, entnimmt man am besten der offiziellen Liniennetzkarte, die wirklich überall ausliegt.
Farben der Buslinien: Orange Buslinien sind Ringlinien, die jeweils in eine Richtung in einem Ring (eher: Rechteck) durch Kyoto fahren. Blaue Buslinien fahren eine individuelle Strecke hin und zurück.
Neben den Stadtbussen gibt es auch spezielle Express-Tourismusbusse, die einen erhöhten Fahrpreis von 500 Yen kosten, aber im Bahn- und Bustagesticket inklusive sind.
Ein- und Ausstieg und Bezahlen
In Kyoto wird strikt mittig oder hinten eingestiegen und vorn beim Busfahrer ausgestiegen. Beim Ausstieg wird auch am Automaten bezahlt. Entweder wirft man Bargeld in die große Öffnung, hält seine IC-Karte kurz auf das blaue Feld oder zeigt dem Busfahrer das Tagesticket. Inzwischen können die Automaten auch automatisch Rückgeld ausgeben.
Besonderheiten Busfahren in Kyoto
Die Busse in Japan sind in der Regel vergleichsweise klein und werden gleichzeitig von sehr vielen Menschen genutzt. Zusammen mit den Massen an Touristen, die seit den 2010er-Jahren auf Kyoto einprasseln, hat dies zu gewissen Maßnahmen und Empfehlungen geführt, die vor allem Touristen betreffen.
Wer mit großem Reisegepäck in Kyoto ankommt, dem wird die Fahrt mit dem Großraumtaxi zum Hotel sehr deutlich nahegelegt. In den wenigen Bahnlinien von Kyoto wird dies außerhalb der Stoßzeiten toleriert, aber in Bussen ist das ein No-Go geworden. Es ist auch nicht empfehlenswert, mit ähnlich sperrigen Objekten wie Kinderwägen Busse zu nehmen.
Generell empfiehlt Jakyo, eine gewisse Vermeidungshaltung zu den Stadtbussen einzunehmen. Wenn die Strecke nicht weit ist und man fit ist, dann ist der Laufweg häufig die angenehmere Option. Kyoto ist zum Großteil sehr fußgängerfreundlich. Im Sommer sind die Busse häufig sehr stickig und heiß — mit entsprechendem Sonnenschutz noch ein Grund mehr zu laufen.
Wer für mehrere Personen gleichzeitig zahlen möchte, muss das unbedingt vor Geldeinwurf dem Fahrer mitteilen, damit dieser den Automaten dafür einstellen kann. Andernfalls gibt es entsprechend Rückgeld. Man kann dann mit allen Münzen und der 1000-Yen-Geldnote zahlen. Quelle
Aufgepasst: Mehrfach direkt hintereinander bezahlen mit derselben IC-Karte geht in diesem Fall nicht. Das ist ein Sicherheitsfeature, um unbeabsichtigte Mehrfachzahlungen zu vermeiden. Man könnte es mit zwei IC-Karten versuchen, aber das hat Jakyo bislang nicht ausprobiert.
Bus-Automat in Kyoto im Detail
- Münzeinwurf zum Bezahlen. Hat man ein Nummernticket, wird dieses auch hier eingeworfen.
- Tap-Fläche zum Bezahlen mit IC-Karte
- Für Tagestickets: Bei erstmaliger Verwendung eines Tagestickets wird dieses hier hineingeschoben, womit das Datum auf das Ticket gedruckt wird. Danach reicht es, das Ticket mit Datum dem Fahrer zu zeigen.
- Münz- bzw. Notenschlitz zum Geldwechseln.
- Ausgabe des Rückgelds.
Bahn
Das Bahnsystem Japans kann einen auf den ersten Blick erschlagen, vor allem wenn man sich mit dessen vielfältigen Optionen beschäftigt. Ausschlaggebend sind aber nur wenige Unterschiede.
Gleis-/Innenbereich nur mit Ticket zugänglich
Der größte Unterschied ist, dass man die Gleise im Innenbereich des Bahnhofs in der Regel nur mit Tickets erreichen kann. Dazu hat jeder Bahnhof automatisierte Schranken, die auf jp. kaisatsu genannt werden. Wer ein physikalisches Ticket hat, schiebt diese durch einen Schlitz in der Schranke, geht hindurch, und erhält es auf der anderen Seite der Schranke wieder – oder nicht, wenn es die Endstation war. Wer die Route über ein physikalisches Ticket nimmt, muss schon am Ticketautomaten genau wissen, wohin es geht, und den entsprechenden Betrag bezahlen. Steigt man trotzdem an einer Station früher oder später aus, kann dennoch den Ticketpreis an Automaten anpassen, die mit “Fare Adjustment” beschriftet sind – meist in der Nähe des Ausgangs. An denselben Automaten lässt sich auch das Guthaben seiner IC-Karte aufladen.
Auch hier kann man sich sein Leben erheblich vereinfachen, indem man sich eine IC-Karte zulegt. Dann checkt man am Startbahnhof an der Schranke ein, und beim Auschecken am Zielbahnhof wird der exakte Betrag abgezogen.
Wer ohne Fahrabsicht trotzdem zum Gleisbereich möchte, etwa um sich zu verabschieden, hat die Möglichkeit, sich ein reines Eintrittsticket zu kaufen. Im Fall vom Hauptbahnhof Kyoto ist dieses Ticket einmalig für zwei Stunden gültig und kostet 120 Yen. Man kann es wie andere Tickets am Automaten kaufen.
Nicht alle Züge halten an allen Bahnhöfen
Der zweite große Unterschied ist der Umstand, dass eine Strecke von verschiedenen “schnellen” Zügen bedient wird. Nur der “Local” genannte Zug hält an jedem Bahnhof – danach gibt es je nach Strecke und Bahngesellschaft Züge, die an weniger Bahnhöfen halten und damit die Gesamtstrecke schneller absolvieren. Die schnellsten Zugverbindungen halten nur an den wichtigsten Bahnhöfen mit dem höchsten Verkaufsaufkommen. Zwischen Kyoto und Osaka können das dann nur die größten Stadtstationen in Kyoto und Osaka selbst sein.
Wer an einer Station einsteigt, die nur vom Local-Zug bedient wird, wird häufig beobachten, wie nahezu alle Fahrgäste am nächsten größeren Bahnhof, an dem auch schnellere Züge halten, in diesen umsteigen.
Meistens ist für die schnelleren Züge kein Aufpreis nötig. Es gibt allerdings wenige Fälle, wo die schnellsten Züge eine extra Fahrkarte benötigen. Oder bestimmte Waggons dieser Schnellzüge mit Sitzplatzreservierung.
Vokabeln: Züge
Vorneweg: Man braucht diese Begriffe nicht auswendig zu lernen, vor allem da es zwischen den Bahngesellschaften Unterschiede in den Abstufungen geben kann. Wichtig ist nur, zu wissen, welcher Zug am gewünschten Bahnhof hält.
Rapid Limited Express 快速特急 kaisoku tokkyū
Limited Express 特急 tokkyū
Rapid Express 快速急行 kaisoku kyūkō
Express 急行 kyūkō
Sub-express 準急 junkyū
Semi-express 区間急行 kukan kyūkō
Local 普通 futsū
Besonderheiten Bahnfahren in Kyoto
Das Bahnsystem in Japan ist im Großen und Ganzen einheitlich, daher gibt es streng genommen keine Besonderheiten speziell in Kyoto.
In Kyoto selbst gibt es nur sehr wenige Zugverbindungen. Es gibt die von JR West betriebene Metro, die aus den zwei Linien “Karasuma-sen” (Nord-Süd) und “Tozai-sen” (Ost-West) besteht. Daneben gibt es die private Hankyu-Linie, die über die Shijo-Straße nach Osaka fährt, und die Keihan-Linie, die entlang des Kamogawa-Flusses ebenfalls nach Osaka fährt. Im Westen gibt es noch die Straßenbahn der Randen-Bahngesellschaft und im Norden die Bummelbahn der Eizan-Bahngesellschaft.
Weitere Informationen über die Bahnlinien in und um Kyoto herum:
Bahnfahren macht in Japan deutlich mehr Spaß. Gut ausgebautes Netz, Pünktlichkeit und günstigere Preise. Nur in Kyoto ist der Bus stärker als die Bahn.